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Nachfrage für "Pille danach" um rund 30 Prozent gestiegen

Schwarzach – Seit Dezember 2009 ist die „Pille danach“ in Österreichs Apotheken für Frauen aller Altersgruppen rezeptfrei erhältlich – Bilanz der rezeptfreien Notfallmedikation: Deutliches Plus in Vorarlberg.
"Pille Danach"

Kritische Stimmen wurden alsbald laut: Es wurde befürchtet, dass die Hemmschwelle, zur hochdosierten Hormontablette zu greifen, fällt.

Plus von 30 Prozent

Die Kritiker sollten recht behalten: Im Februar 2010 zeichnete sich die erste Tendenz ab. Die Nachfrage in Vorarlbergs Apotheken steigerte sich innerhalb von nur drei Monaten um 30 Prozent. „Dieser Anstieg hat sich mittlerweile eingependelt“, bestätigt der Vorarlberger Apothekersprecher Jürgen Rzehak. In ländlicheren Gegenden wie etwa dem Bregenzerwald sei die Nachfrage nicht bedeutend angestiegen. Im „urbanen Bereich“ vergleichsweise aber schon. „Dort ist der Zugang aufgrund der Anonymität einfacher“, weiß Rzehak. So wurde in einer Apotheke, die nicht genannt werden will, bald ein 200-prozentiger Anstieg verzeichnet – pro Nachtdienst wurden dort bis zu zwei Hormontabletten verkauft. In Rzehaks Rheinapotheke in Höchst werden monatlich etwa acht Pillen herausgegeben. Im Vergleich dazu: Vor dem Wegfall der Rezeptpflicht fragten dort noch durchschnittlich zwei bis drei „Patientinnen“ im Monat nach dem Notfallkontrazeptivum.

Aufklärungsgespräch

Rzehak gibt die Hormonbombe aber lange nicht jedem Mädchen ohne Bedenken. Sehr jungen Mädchen verweigert er die Ausgabe der Pille sogar. „Eigentlich wäre ich dazu verpflichtet, auch 13-Jährigen die ,Pille danach‘ zu geben. Dass ich dort nicht immer rechtskonform handle, weiß ich“, sagt er. Er habe aber ein besseres Gefühl, die Mädchen zu einem Aufklärungsgespräch und einer gynäkologischen Untersuchung in das Krankenhaus zu einem Arzt zu schicken. Die Ausgabe der „Pille danach“ geht immer Hand in Hand mit einem ausführlichen Gespräch – auch in der Apotheke. Diesbezüglich gebe es ganz klare, von der Politik vorgegebene Regeln und Punkte, die besprochen werden müssen. „Den Mädchen muss verdeutlicht werden, dass es sich bei der ‚Pille danach‘ um ein Notfallmedikament und keine Verhütungsmethode handelt. Es ist keine Alternative zu einem richtigen, korrekten und deutlich weniger gesundheitsgefährdenden Verhütungsmittel. Es handelt sich hierbei wirklich nur um eine Notfallmedikation, wenn etwas schiefgegangen ist“, verdeutlicht der Apotheker abschließend.

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