Nach Vorarlberg-Wahlen: Keine Partei ist klare Gewinnerin

ÖVP, SPÖ und Grüne hatten zwar Kommunen zum Jubeln, mussten aber in anderen teils schmerzliche Verluste einstecken. Die FPÖ blieb nach großen Erfolgen bei den Nationalrats- und Landtagswahlen hinter ihren eigenen Erwartungen zurück, auch die NEOS hatten sich mehr erhofft. Eine Verliererin gibt es: Die Wahlbeteiligung blieb niedrig.
Vor 25 Jahren, bei den Gemeindewahlen 2000, hatten bei Wahlpflicht noch 88,8 Prozent der Vorarlberger teilgenommen. Nach ihrem Wegfall gab es bei den Kommunalwahlen 2005 einen Einbruch auf 64,9 Prozent, seither ist die Wahlbeteiligung im Abwärtstrend. 2020 war ein Tiefpunkt mit 53,4 Prozent, groß erholen konnte sich die Quote diesmal mit 54,3 Prozent nicht. Die fleißigsten Wähler hatte 2025 Damüls, in dem Walserdorf gaben 84,9 Prozent ihre Stimme ab.
In Kennelbach bei Bregenz herrschte am wenigsten Interesse, nur 44,2 Prozent der Wählerinnen und Wähler nahmen teil.
Freud' und Leid bei der ÖVP ...
Die ÖVP hielt entgegen der Erwartungen in Bludenz nicht nur Bürgermeister Simon Tschann auf Anhieb, sondern baute ihre Mandate sogar zur Absoluten aus.
In Bregenz dagegen wollte die Volkspartei den SPÖ-Amtsinhaber zumindest in eine Stichwahl zwingen. Das misslang nicht nur, man verlor auch noch in der Stadtvertretung Platz eins und vier der 15 Sitze.
In der Stadt Feldkirch, einst schwarze Hochburg, war ein weiteres Abrutschen nicht zu stoppen. Die Volkspartei blieb zwar Nummer eins, aber ihr Bürgermeister Manfred Rädler muss in die Stichwahl gegen die FPÖ und büßte zwei der 15 Sitze ein.
Eine Klatsche gab es in Rankweil wo ÖVP-Ortschefin Katharina Wöss-Krall als einzige Kandidatin nur mehr 53,02 Prozent in der Direktwahl erhielt und neun der 22 Mandate verlor.
Eher unerwartet kam die Stichwahl in Götzis und der Verlust des Ortschefs im Kleinwalsertal.
Positiv dagegen aus VP-Sicht waren die Resultate in Nenzing und in Hard.
Ein Traumresultat von 100 Prozent erreichte die ÖVP in Tschagguns, man war dort einzige Bewerberin.
... wie bei der SPÖ
Umgekehrt zur ÖVP verhält es sich für die SPÖ in Bregenz und Bludenz. Großer Jubel herrschte um SPÖ-Bürgermeister Michael Ritsch, dessen Liste nicht nur von 11 auf 16 Mandate zulegte, er hielt die Stadt auch noch ohne die erwartete Stichwahl. Enttäuschend verlief es dagegen in Bludenz, wo sich SPÖ-Landesparteivorsitzender Mario Leiter neuerlich vergeblich in die Bürgermeister-Schlacht warf. Für die erhoffte Stichwahl reichte es nicht, dazu kam der Verlust von drei Mandaten auf nun 11.
Keine Bestätigung für seine Arbeit strich der ehemalige SPÖ-Landeschef Martin Staudinger in Hard ein, er muss in die Stichwahl gegen die ÖVP und zwar aus unterlegener Position.
SPÖ-Amtsinhaber Georg Bucher erhielt mit 74,9 Prozent in der Direktwahl dagegen ein hervorragendes Ergebnis, dazu kam mit 45,86 Prozent der höchste rote Stimmenanteil des Landes.
Von den derzeit vier Bürgermeistern der SPÖ wurden damit bisher zwei wiedergewählt, in einer ihrer Gemeinden war die SPÖ nicht mehr angetreten.
FPÖ mit weniger Zugewinnen als erwartet
Die Freiheitlichen hegten nach den jüngsten Urnengängen große Hoffnungen, die sich nur teilweise erfüllten. Eine stabile Bank blieben die Stadt Hohenems, wo Stadtchef Dieter Egger an der Absoluten kratzte und 63,5 Prozent in der Direktwahl bekam.
Ebenso Vandans, wo man mit 62,84 den höchsten blauen Stimmenanteil des Landes einfuhr.
Neben Bludenz und Bregenz gab es ebenso in Feldkirch ein Plus: Kandidatin Andrea Kerbleder jagte den Grünen Platz zwei ab, legte um drei Mandate auf neun zu und schaffte es in eine Stichwahl gegen die ÖVP. Der erhoffte ganz große Überflug blieb aber aus, anders als im Kleinwalsertal, wo Joachim Fritz den Bürgermeistersessel eroberte. Nicht wie erwartet lief es in Nenzing, wo die FPÖ ihre Absolute verlor und erst die Stichwahl zeigen wird, ob der Ortschef blau bleiben wird.
Etwas mehr erhofft hatte man sich auch in Lustenau, wo Martin Fitz nur knapp in die Stichwahl kam, und in St. Gallenkirch, wo die ÖVP triumphierte.
Von den derzeit fünf blauen Bürgermeistern sind damit bisher drei im Amt bestätigt, in Übersaxen entscheidet die Gemeindevertretung.
Durchwachsene Bilanz bei den Grünen
Die Grünen freute vor allem der Erfolg in Höchst, wo Amtsinhaber Stefan Übelhör mit 15 der 30 Mandate knapp an der Absoluten vorbeischrammte und in der Direktwahl 61,8 Prozent einfuhr.
Ob der zweite Bürgermeister der Grünen hält, ist offen: In Lochau zeichnet sich ein knappes Rennen zwischen Frank Matt und einem ÖVP-Herausforderer an.
Einen Achtungserfolg erzielte Simon Vetter in Lustenau, der Grünen-Kandidat verpasste um nur 16 Stimmen die Stichwahl und legte in der Gemeindevertretung von fünf auf neun Sitze zu. Während man in Rankweil auf 34,7 Prozent deutlich zulegte, verloren die Grünen dagegen in Bregenz und in Dornbirn.
In Bludenz waren die Grünen anders als in früheren Jahren nicht mehr angetreten.
NEOS blieben stabil, mehr aber nicht
Weniger Bewegung als erhofft verbuchten die NEOS. Über 14 Prozent Stimmenanteil kam die Partei nirgends. Gut lief es in Hörbranz, wo man von 4,16 auf 13 Prozent zulegte, und der Stadt Feldkirch (10,4 Prozent, plus 2,27 ).
In Mäder verbuchte man mit 13,87 die höchste Zustimmung für Pink im Land, der ÖVP-Übermacht (66,2 Prozent) konnte man dort dennoch wenig entgegensetzen.
Erklärtes Ziel der NEOS waren Zugewinne in den großen Gemeinden des Rheintals, nicht überall hat das geklappt: In Bregenz, Götzis und Lustenau kam man in Mandaten nicht vom Fleck, in Dornbirn verloren die NEOS eines ihrer drei Mandate, einen Sitz mehr und damit vier gab es dagegen in Feldkirch. Erstmals im Stadtparlament vertreten ist man in Hohenems und in Bludenz.
(APA)
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