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Nach U-Boot-Rettung wächst Kritik

Nach der Bergung des verunglückten russischen Klein-U-Boots durch einen britischen Tauchroboter hat Verteidigungsminister Sergej Iwanow eine Verbesserung der eigenen Rettungsdienste angekündigt.

Dies sei „eine unserer Prioritäten“, sagte Iwanow am Montag. In die Erleichterung über die Rettung der sieben Besatzungsmitglieder, die dreieinhalb Tage lang in 180 Metern Tiefe festsaßen, mischte sich unterdessen immer mehr Kritik an der russischen Regierung.

Der Kreml habe den Unfall über einen Tag lang verschwiegen und damit nichts aus der „Kursk“-Katastrophe vor fünf Jahren gelernt, schrieben Moskauer Zeitungen am Montag. Der Zeitung „Kommersant“ zufolge gelangten Informationen über den Zwischenfall nur deshalb an die Öffentlichkeit, weil die Frau eines der Matrosen am Freitag früh anonym bei einem Radiosender auf der Halbinsel Kamtschatka anrief – fast 24 Stunden nachdem das U-Boot ein Notsignal abgegeben hatte. Es vergingen etliche weitere Stunden, bevor die Regierung Japan, Großbritannien und die USA um Hilfe bei der Rettung der Männer bat.

Bis zum Einsatz des britischen Tauchroboters hatten russische Rettungskräfte vergeblich versucht, das am Meeresboden verhakte U-Boot zu befreien oder in flachere Gewässer abzuschleppen. Laut Iwanow verfügt die russische Marine zwar über einen dem britischen „Super Scorpio“ ähnlichen Roboter. Dieser gehöre aber zur Nordflotte, und ihn für den Transport auseinanderzubauen und quer über Russland hinwegzufliegen, hätte zu lange gedauert. Die Rettung der Besatzung am Sonntagnachmittag mit ausländischer Hilfe erfolgte gerade noch rechtzeitig: Nach russischen Angaben wäre den sieben Männern am Montag der Sauerstoff ausgegangen.

Erst als die Situation kritisch wurde, habe die Marine im Ausland um Unterstützung gebeten, schrieb die Zeitung „Gaseta“. „Wie bei der ’Kursk’ hat die Marineführung versucht, Informationen über den Unfall vertuschen“, hieß es in dem Artikel weiter.

Präsident Wladimir Putin, der bereits während des „Kursk“-Dramas mit 118 Toten heftig in die Kritik geriet, weil er seinen Urlaub nicht unterbrochen hatte, äußerte sich zu dem jüngsten Unglück nicht öffentlich. Sein Sprecher Alexej Gromow erklärte lediglich, Putin danke allen, die an der Rettungsaktion beteiligt waren. Der Staatschef beauftragte Iwanow mit einer Untersuchung des Zwischenfalls. „Kommersant“ berichtete unter Berufung auf Militärkreise, Marineadmiral Admiral Wladimir Kurojedow, werde entlassen.

Außer Großbritannien hatten auch die USA Rettungsgerät nach Kamtschatka geschickt, das allerdings nicht mehr gebraucht wurde. Der Einsatz des britischen „Super Scorpio“ wurde jedoch von drei amerikanischen Tauchern und einem amerikanischen Arzt begleitet. Der nervenaufreibendste Teil der Rettungsaktion sei der Moment gewesen, als das Mini-U-Boot freigeschnitten worden und vor seinem Aufstieg an die Meeresoberfläche aus dem Blickfeld der Kamera verschwunden sei, sagte der Kommandeur des britischen Rettungsteams, Ian Riches.

Laut Riches hatte sich das U-Boot tatsächlich in einem Fischernetz verhakt, wie es in ersten russischen Berichten geheißen hatte. Später war dagegen von einer Antennenanlage vor der Küste die Rede gewesen, in die sich das Boot während einer Übung verheddert habe.

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