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Nach Strache-Rücktritt: Pläne im Sportministerium auf Eis gelegt

Straches Rücktritt hat im Sportministerium nur wenig Auswirkungen auf das Tagesgeschäft.
Straches Rücktritt hat im Sportministerium nur wenig Auswirkungen auf das Tagesgeschäft. ©AP
Das Sportministerium ist nach dem Rücktritt von Minister Heinz-Christian Strache erst einmal kopflos. Deswegen werden einige Projekte vorerst in der Warteschleife bleiben.
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Ein Leidtragender der Turbulenzen in der österreichischen Innenpolitik ist das Sportministerium. Nach dem angekündigten Rücktritt von Minister Heinz-Christian Strache (FPÖ) ist das Haus operativ ohne Führung. “Wir sind funktionstüchtig”, versichert Philipp Trattner, der Sektionschef im Sportministerium allerdings. Einigen großen Vorhaben, Stichwort Nationalstadion, droht aber die Warteschleife.

Sportministerium: “Wir sind funktionstüchtig”

Im Ministerium betonte man am Montag gegenüber der APA, dass auch in Abwesenheit von Strache praktisch alles seinen gewohnten Gang nehme. “Ich muss schauen, dass wir funktionstüchtig bleiben, weil wir sind funktionstüchtig”, meinte Trattner. “Wir haben für 2019 ein Budget. Mit diesen Budget können und werden wir arbeiten.” Für 2020 werde man einen Entwurf erarbeiten, “der analog ist zum Budgetentwurf 2019. Damit dann auch die neue Regierung damit arbeiten kann.”

Wem im Moment rein rechtlich die Vertretung von Strache obliegt, wisse er allerdings nicht. “Das kann ich verfassungsrechtlich nicht beurteilen. Ich führe einmal die Sportsektion”, erläuterte Trattner. Aus dem Büro des Regierungssprechers hieß es gegenüber der APA, dass Beamte die Geschäfte weiterführen.

Rücktritt hat wenig Auswirkungen auf Tagesgeschäft

Am Montagabend stand ursprünglich ein Besuch von Strache in Bratislava bei der Eishockey-Weltmeisterschaft an. Der scheidende Sportminister und Vizekanzler wollte das entscheidende Gruppenspiel der österreichischen Mannschaft gegen Italien verfolgen. Arbeitsgespräche mit dem Eishockey-Verband (ÖEHV) waren nicht vereinbart. ÖEHV-Geschäftsführer Christian Hartl beschrieb die Situation wie folgt: “Für uns ändert sich nichts.” Es gebe gültige Verträge als Arbeitsgrundlage und Beamte, die nach wie vor da seien.

Dieser Tenor kam auch aus anderen gewichtigen Institutionen im österreichischen Sport. “Was das tägliche Leben in der BSO betrifft, ist das irrelevant”, sagte Rudolf Hundstorfer, der Präsident der Bundes-Sportorganisation, zum Strache-Rücktritt. Der SPÖ-Politiker ging davon aus, “dass wir heute Nacht wissen, wer neuer Sportverantwortlicher ist”. Auch für den Geschäftsführer der Österreichischen Sporthilfe, Harald Bauer, ist “die operative Planung zu null Prozent” betroffen. “Wir arbeiten unsere Programmatik ab.”

Stillstand bei großen Projekten befürchtet

Für größere Themen, die in der Pipeline stecken, könnte die Zeit bis zu Neuwahlen allerdings Stillstand bedeuten. “Langfristige Projekte hängen. Egal, wer das übernimmt”, erklärte Hundstorfer. Es gehe etwa um die Umsetzung der täglichen Bewegungseinheit, das Berufssportgesetz, die für den Sport zweckgewidmete Onlinewetten-Abgabe oder – als relativ neuer Punkt – die Abrechnung der Nordischen Weltmeisterschaften in Seefeld 2019. “Was ich jetzt nicht weiß, ist auch, welche Zusagen es gab es für Weltmeisterschaften oder für außertourliche Förderungen”, ergänzte Hundstorfer.

Ein Steckenpferd von Strache war der Bau eines neuen Stadions in Wien. Über die konkreten Schritte diskutierten das Ministerium, der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) und die Stadt Wien. “Für uns ist im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Sportministerium natürlich das Stadion die Causa prima”, sagte ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold, der hoffte, “dass dieser Rücktritt nicht das Ende dieses Projekts Nationalstadion ist”. Die Situation sei schwierig, “weil aktuell Unklarheit herrscht, weil niemand weiß, wie sich die nächsten Schritte gestalten”.

Hoffnung auf Nationalstadion in Wien lebt weiter

Aus dem Sportministerium hieß es, im Juni wäre eine nächste Gesprächsrunde geplant gewesen. Es sei aber durch das Fehlen eines klaren Ansprechpartners zu erwarten, dass man in den nächsten Wochen “relativ wenig” vorantreiben können werde, meinte Neuhold. “Natürlich ist das ein Stück weit ein Risiko.” Er gab sich aber zuversichtlich, “dass es auch für den künftigen Verantwortlichen viele gute Argumente geben wird, dieses Projekt zu unterstützen”.

Eine weitere konkrete Frage: Der Vertrag von Sporthilfe-Geschäftsführer Bauer läuft Ende Juni aus, sein Posten wurde neu ausgeschrieben. Bauer hat sich neuerlich beworben, soll aber nicht der Favorit von Strache gewesen sein. Wie es an der Spitze der Sporthilfe weitergeht, “kann ich nicht abschätzen, mit Ausnahme dessen, dass er (Strache; Anm.) im Entscheidungsprozess jetzt nicht mitstimmen wird”, sagte Bauer.

(APA/Red)

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