Nach Seilbahnunglück in Lissabon Trauer und viele Fragen

Bei den Todesopfern handelt es sich um fünf Portugiesen, drei Briten, zwei Kanadier, zwei Südkoreaner und je ein Todesopfer aus der Schweiz, der Ukraine, Frankreich und den USA, teilte die portugiesische Kriminalpolizei mit. Anfängliche Berichte in portugiesischen Medien, auch ein Deutscher sei darunter, beruhten offenbar auf einer Verwechslung.
Die verunglückte Standseilbahn ist keine reine Touristenattraktion, sondern befördert auch Einheimische täglich einen steilen Hügel hinauf oder hinunter. Die Wagen fahren dabei eine Strecke von rund 265 Metern und überwinden einen Höhenunterschied von rund 45 Metern zwischen Praça dos Restauradores und dem Bairro Alto, seit Ende des 19. Jahrhunderts, als eine deutsche Firma die Bahn baute.
Anrainer geschockt
Stadtbewohner, die das Gefährt täglich nutzen, zeigten sich geschockt. "Ich habe einen großen Schmerz gespürt und sofort an die Menschen gedacht, die von diesem schlimmen Unfall betroffen waren", sagte die Lehrerin Ana Mesquita der Deutschen Presse-Agentur. Die Sprachlehrerin Rita befürchtet dauerhafte Folgen für die Stadt. "Das Unglück wird man hier nie vergessen. Es wird in die tragischen und schwarzen Seiten der Geschichte Portugals eingehen, wie die Waldbrände von 2017 in Pedrogao." Andere zeigten sich besorgt um mögliche Folgen für den Tourismus.
Der Tourismussektor ist für die portugiesische Wirtschaft von großer Bedeutung. Vergangenes Jahr wurden nach Angaben des Statistikamtes Ine 29 Millionen ausländische Besucher gezählt. Der Tourismus trug fast zwölf Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei.
Seilschaden vermutet
Präsident Marcelo Rebelo de Sousa mahnte eine rasche Aufklärung an. Vermutet wird, dass eines der Seile gerissen ist, mit deren Hilfe die Wagen nach oben gezogen und bei der Rückfahrt nach unten gebremst werden. Vorwürfe, die Bahn sei womöglich nicht ausreichend gewartet und überprüft worden, wies der Betreiber, die Lissabonner Verkehrsgesellschaft Carris, zurück.
Gewerkschaftsvertreter kritisierten jedoch, dass die Instandhaltung an eine private Firma vergeben worden sei. Beschäftigte von Carris hätten wiederholt vergeblich auf dringend notwendige Wartungsarbeiten hingewiesen, zitierte SIC Notícias den Gewerkschafter Manuel Leal. Diese Fragen müssten nun schnell geklärt werden, betonte Portugals Ministerpräsident Luís Montenegro. Den Unfall bezeichnete er als "eine der größten menschlichen Tragödien unserer jüngeren Geschichte".
(APA/dpa)
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