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Nach Ruin-Vorwürfen spricht jetzt A1: "Die haben sich ganz klar nicht an Regeln gehalten"

Jetzt äußert sich A1.
Jetzt äußert sich A1. ©VOL.AT/Steurer; Canva; A1/ APA Fotoservice/ Hinterramskogler
Nachdem der eSport-Verein West-Austria-Gaming dem Telekommunikationskonzern A1 Telekom Austria vorgeworfen hat, aufgrund einer ihrer Ansicht nach hohen Stromrechnung den Verein zu ruinieren, reagiert nun die A1 auf die Vorwürfe.
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Es ist ein Rechtsstreit, an dessen Ende beide Parteien sich offenkundig eine gesittete Aussprache und Einigung wünschen. So meldet sich nun der Telekommunikations-Riese zu Wort und wirft dem Verein vor, nicht die ganze Wahrheit zu sagen. Dennoch bekräftigt Pressesprecher Jochen Ohnewas-Schützenauer man stehe Gesprächen offen gegenüber.

9.000 Euro Stromkosten stehen wie ein Elefant im Raum. 9.000 Euro, die einer Schätzung durch A1 zugrunde liegen und nun von der West Austria Gaming beglichen werden sollen. "Widerrechtlicher Strombezug liest sich so harmlos, ist in Wirklichkeit aber in dem Fall weitaus schlimmer, als es klingt", eröffnet Ohnewas-Schützenauer im Telefonat mit VOL.AT. Dass es überhaupt so weit kommen musste, ärgert den A1-Mitarbeiter in besonderem Maße. "Wir möchten den Verein nicht ruinieren und stehen weiter dazu, dass wir über fünf Jahre eine gute Zusammenarbeit hatten", meint er und wirft dann weiter vor, "aber der Verein hat sich ganz klar nicht an die Regeln gehalten". Über die gesamte Nutzungsdauer der Fläche hat der Verein keinen Strom an die A1 gezahlt. Soweit sind sich beide Parteien einig.

Vertragliche Abmachungen und fehlende Subzähler: Wer trägt die Schuld?

Die Redaktion erhielt Einsicht in die Mailverläufe. ©Schad/VOL.AT

Die vertragliche Abmachung, so liegt es der Redaktion vor, verlautet aber, dass eine "verbrauchsabhängige" Stromkostenrechnung erfolgen sollte. Nachdem es sich bei dem Gebäude um ein sogenanntes Wählamt handelt, das dafür sorgt, dass die Dornbirner Haushalte Internet und Telefon haben, und die Stromkosten allein die A1 betreffen, gibt es allerdings vor Ort nur einen Stromzähler. Abgemacht war daher, dass ein Subzähler eingebaut wird. Nachdem A1 festgestellt hat, dass die dafür aufzubringenden Kosten immens hoch sind, hat der Konzern davon abgesehen, solche Subzähler zu installieren. Im Gespräch mit VOL.AT zeigt sich Ohnewas-Schützenauer nun überzeugt: "Der Verein hätte dann auf eigene Kosten einen Subzähler installieren müssen." Er habe kein Verständnis dafür, dass der Vorstand um Obmann Hanno Loacker die Information lediglich hingenommen habe, nicht aber erfragt habe, wie stattdessen mit den anfallenden Stromkosten umgegangen werden könne.

Berechnung der Stromkosten: "Wir haben wohlwollend abgerundet"

Der Verein hat in seiner aktiven Zeit viele Events erfolgreich ausgerichtet. ©Steurer

Die Bemessung der vom Verein als unangemessen hoch erachteten Stromkosten sind laut Ohnewas-Schützenauer "sehr kulant" und eher zu niedrig angesetzt. Auf die Frage, wie eine gerade Zahl bei einer Berechnung zustande käme, sagte der Mitarbeiter gegenüber der Redaktion: "Wir haben wohlwollend abgerundet". Die Berechnung der Stromkosten sei nicht auf Grundlage von Kilowattstundenpreisen erfolgt. "Die kann ich Ihnen nicht nennen, die kenne ich nicht." Stattdessen habe man "eine Schätzung der Kosten auf Basis der Größe zugrunde gelegt". Man habe dabei "eine großzügige Einfamilienwohnung und deren Verbrauch" zurate gezogen - die Fläche der Räumlichkeiten betrug 263 Quadratmeter. Dass vertraglich die Netzentgelte ausgenommen und nur die Kilowattstunden berechnet werden können, sei kein Problem für die Berechnung. Schließlich habe der Konzern ohnehin schätzen müssen.

Offene Gespräche und mögliche Nachverhandlungen: A1 will Verein nicht ruinieren

Immer wieder betont Ohnewas-Schützenauer, dass die 9.000 Euro eher zu gering bemessen seien. "Welche Familie kommt schon mit 3.000 Euro Stromkosten pro Jahr aus. Und außerdem betreibt man zu Hause ja nicht diverse Gaming-PCs und Pizzaöfen", so der A1-Sprecher. Dennoch stehe die A1 Gesprächen offen gegenüber. "Wir haben dem Verein bereits Gespräch angeboten. Darauf sind sie nicht eingegangen. Wir können gerne über die Kosten sprechen und nachverhandeln." Eine konkrete Angebotssumme gebe es noch nicht. "Das kann man dann ja besprechen", so der Pressesprecher. Schließlich sei dem Konzern wichtig zu betonen, man wolle den Verein nicht in den Ruin treiben und lobe die Arbeit der letzten Jahre.

Felix Salcher ist Kassier des Vereins.

Dass das alles nicht ganz der Wahrheit entspricht, wird beim Blick in die Mail-Verläufe zwischen West Austria Gaming und A1 deutlich. Sehr wohl ist dort eine neue Summe seitens des Telekommunikationsanbieters genannt worden. 4.000 Euro möchte A1 nun vom Verein sehen. Ein konkretes Gesprächsangebot ist dort nicht herauszulesen. "Ganz im Gegenteil. Ganz zu Beginn der Streitigkeiten haben wir geantwortet, dass es sich in unseren Augen um ein großes Missverständnis handeln muss und ein Gespräch die Angelegenheit sicher klären könnte. Darauf ist A1 nie eingegangen und der betreffende Mitarbeiter hat sogar manuell die Nummer aus seiner Signatur gelöscht, damit wir ihn offensichtlich nicht telefonisch kontaktieren können", ärgert sich Felix Salcher als die Redaktion ihn mit der Reaktion der A1 konfrontiert.

(VOL.AT)

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