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Nach Insolvenz: So geht es mit der Vienna weiter

Vienna-Trainer Hans Kleer und die Vizepräsidenten Gerhard Krisch und Robert Hammerl.
Vienna-Trainer Hans Kleer und die Vizepräsidenten Gerhard Krisch und Robert Hammerl. ©VIENNA.at/David Mayr
Die Vienna wird die Regionalliga-Saison fertigspielen, will sich in Zukunft wieder als professioneller Partner gegenüber Fans und Sponsoren präsentieren und bittet den ÖFB, Gnade walten zu lassen.

“Natürlich gab es eine gewisse Bestürzung und große Sorge um den Verein.” So unumwunden beschrieb Vienna-Vizepräsident und General Manager Gerhard Krisch die Reaktionen bei der außerordentlichen Generalversammlung am Mittwoch, bei der die Mitglieder über die prekäre Situation des ältesten Fußballklubs Österreichs unterrichtet worden waren. Tags darauf wandte sich die blau-gelbe Vereinsspitze auf einer Pressekonferenz an die Medien und ging damit mit den Details zu Gegenwart und Zukunftsplanung an die Öffentlichkeit.

Per 3. März 2017 wird die Vienna Insolvenz anmelden. Das gleiche Schicksal erlitt der deutsche Hauptsponsor Care Energy nach dem plötzlichen Tod des Firmenchefs und Vienna-Vertrauten Martin Kristek, der am 21. Jänner einem Herzinfarkt erlegen war. Vater Richard Kristek legte nach dem Tod seines Sohnes sein Amt als Präsident des Wiener Traditionsklubs nieder.

Vienna-Insolvenz: Alles steht und fällt mit Aufkündigung eines Vertrags

“Für uns war es wichtig, das Worst-Case-Szenario eines Konkurses abzuwenden”, erklärte Vizepräsident Krisch am Donnerstagvormittag auf der Hohen Warte. “Nun geht es darum, ein entsprechendes Sanierungsverfahren einzuleiten, um einen wirtschaftlichen Neustart zu ermöglichen.” Den Gläubigern wird eine 30-prozentige Quote angeboten, oberste Priorität für die Vereinsführung hat die Auflösung des Vertragsverhältnisses mit Care Energy. Während das Sponsoring des deutschen Stromanbieters bei den Wienern per Saisonende ausläuft, besteht eine Marketingvereinbarung mit der Firma auf dem Papier bis 2025. Einnahmen durch weitere Sponsoren der Vienna würden laut diesem Vertrag zu 75 Prozent an Care Energy gehen, was die Suche nach neuen Unterstützern freilich erschwert.

“Wenn wir diesen Vertrag nicht aufkündigen können, würden wir das nicht einmal eine Saison lang überleben”, räumte Krisch ein. Man sei jedoch optimistisch, durch die Insolvenz aus diesem Vertrag herauszukommen. Deutsche Juristen, die die Vienna in dieser Causa zu Rate gezogen hat, sehen dafür laut Krisch und seinem Kollegen als Vizepräsident, Robert Hammerl, gute Chancen.

Krisch: “Können nicht so weitermachen wie bisher”

In der Folge gehe es darum, den Verein wirtschaftlich auf gesunde Beine zu stellen und sich “unseren Fans und Partnern wieder als professioneller und attraktiver Partner zu präsentieren”. Denn gravierende “Managementfehler” aus der Vergangenheit, die Krisch offen ansprach, sollen in Zukunft nicht mehr geschehen. “Wir hatten schon vor der Sache mit Care Energy über 80 Exekutionsverfahren anhängig und Rechtsanwaltskosten von 135.000 Euro in der Bilanz.” Zum Vergleich: Die Einnahmen aus Ticketverkäufen betrugen 145.000 Euro.

“Es besteht ein hohes Potential, mit den Kosten besser umzugehen”, resümierte Krisch, der das Sponsoring in Zukunft breiter aufstellen und nicht mehr von einem Großinvestor abhängig sein will. “Wir können nicht so weitermachen wie bisher. Wir müssen die Strukturen ändern und unsere Reputation wieder aufbessern.” Der Finanzplan ist ambitioniert: 700.000 Euro sollen in den kommenden fünf Monaten eingespart werden.

Die Vienna spielt die RLO-Saison fertig

Sportlich wurde den Aufstiegsambitionen des Tabellendritten der Regionalliga Ost damit abrupt der Garaus gemacht. Der Spielbetrieb soll aber aufrechterhalten werden. “Ich bin davon überzeugt, dass die Spieler jetzt, wo Klarheit zur Zukunft des Vereins herrscht, den Charakter haben, um die Saison professionell fertigzuspielen”, sagte Hammerl über die Mannschaft, die zuletzt zwei Monate lang kein Gehalt bekomme hatte. Trainer Hans Kleer thematisierte die schwierige Situation während der Vorbereitung: “Das waren für die Spieler nervenaufreibende sechs bis sieben Wochen, mit großer, mentaler Belastung. Das hat man im Training gemerkt.”

Obwohl der Vienna durch die Insolvenz der Zwangsabstieg – wohl in die Wiener Liga – droht, appellieren die Verantwortlichen an den ÖFB, Gnade walten zu lassen und hoffen auf Gespräche mit dem Verband. “Es wäre für uns äußerst wichtig, in der Regionalliga zu bleiben”, so Hammerl. Und Krisch ergänzte: “Ich glaube, es wäre für den gesamten österreichischen Fußball von Interesse, dass die Vienna fortbesteht und in einer entsprechenden Liga spielt.” Als Argumentation gegen den Zwangsabstieg führen die beiden Vizepräsidenten die Tatsache an, dass sich ihr Klub durch die Insolvenz keinen Wettbewerbsvorteil verschaffe: “Im Gegenteil: Wir specken sogar ab.”

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