Nach Flucht aus Emser "Schimmelhaus" – "Vier Stofftiere sind uns geblieben"

Kürzlich fand die erste Verhandlung am Bezirksgericht Dornbirn rund um die Causa "Emser Schimmelhaus" statt. Während Familie Tangl versucht, Wiedergutmachung für ihren entstandenen Schaden zu bekommen, beharrt die Eigentümerseite auf ihrer Position.
Eine für die Jungfamilie besonders prekäre Situation. Denn seit ihrem Auszug aus dem von teilwiese giftigen Sporen und Pilzen befallenen Heim haben Rebecca und Ramona Tangl und die beiden Söhne Leon und Nevio auf der Suche nach einer neuen Bleibe eine wahre Odyssee hinter sich.
Ohne Hab und Gut aus dem befallenen Haus ausgezogen
Ohne ihr Hab und Gut mussten sie schlagartig ihre Sachen packen. Zunächst in ein Hotel, dann in eine andere Wohnung, seit April ist die vierköpfige Familie in einer Lustenauer Gemeindewohnung untergekommen. Besonders finanziell spüren die Tangls großen Druck, die entstanden Unkosten wie zusätzliche Miete, Hotelzimmerkosten oder neues Wohnungsinventar wiegen schwer – deswegen wurde ihnen auch Verfahrenshilfe gewährt, wie Rebecca Tangl im VOL.AT-Videointerview ausführt.
Langwieriger Prozess zu erwarten
Dass ihr Fall die Gerichte wohl noch länger beschäftigen wird, beweist der Umstand, dass die juristische Vertretung der Eigentümer wohl auf Zeit spielen möchte. Im Vorfeld erstellte Gutachten waren am ersten Verhandlungstermin nicht mehr verfügbar, was den Richter zur erneuten Überprüfung und einer gegenseitigen Einsicht in den Bauakt rund um das Haus veranlasste. Für Familie Tangl bedeutet das weiter Abwarten, in der Hoffnung, dass ihnen Recht zuteilwird.

Zugast bei Familie Tangl in Lustenau
VOL.AT hat die Jungfamilie in ihrer neuen Bleibe in der "Bananensiedlung" in Lustenau besucht. Nach dem mittlerweile dritten Umzug haben sich Rebecca und Ramona und ihre Söhne Nevio und Leon eingelebt, auch wenn es gerade für die Kinder nicht einfach war, im Abstand von wenigen Monaten Wohnsitz und Schule zu wechseln. Auf Wunsch der beiden Jungen sprechen die sie erstmals über die schwierige Situation, unverfälscht und aus kindlicher Sicht.

"Hatten Angst, dass der Schimmel auf der Haut ist"
Im berührender Art und Weise schildern der 8- und 14-Jährige die Zeit, die sich nach dem ungewollten Auszug aus ihrem alten Miethaus in Hohenems hinter sich haben. "Ich war gerade am Lesen, als Mama ins Zimmer gekommen ist. Und dann hat sie gesagt, wir sollen das Nötigste zusammenpacken und das Haus verlassen", erzählt Leon.

Für seinen kleinen Bruder Nevio war vor allem die Situation rund um den Pilzbefall belastend: "Ich hatte Angst, dass der Schimmel auf meiner Haut ist. Und ich hoffe, dass wir in Lustenau nicht wieder ein Schimmelhaus erwischen." Geblieben sind dem Kleinen bis auf die unschönen Erinnerungen an den abrupten Auszug vier Stofftiere, die er retten konnte. Die anderen ihm liebgewonnen Spielsachen fielen dem Schimmel zum Opfer, genauso wie der Großteil des Habs und Guts von Familie Tangl, verbunden mit unzähligen Andenken.

Stadt Hohenems hat Haus wieder zur Vermietung freigegeben
Auf Anfrage bei der Nibelungenstadt, ob das betroffene Haus nach dem damaligen Betretungsverbot wieder für eine Vermietung zur Verfügung steht, erhielt VOL.AT folgende Antwort aus dem Rathaus:
"Das Betretungsverbot wurde bereits vor einigen Monaten aufgrund der vorgelegten 'Gutachten' und der durchgeführten baupolizeilichen Überprüfung aufgehoben. Das Haus wurde damals überprüft und konnte wieder freigegeben werden. Eine erneute Prüfung ist zeitnah angedacht."
Familie Tangl hofft auf ein baldiges Ende des Rechtsstreits
Für Rebecca und Ramona Tangl und die beiden Jungs heißt es also weiterhin, viel Ausdauer und Durchhaltevermögen an den Tag zu legen. Wichtig für sie ist der Gang an die Öffentlichkeit. "Ich möchte einfach zukünftige Mieter vor diesen Praktiken warnen. Ich habe einfach Angst, dass erneut eine Familie mit Kindern oder ältere Menschen in die Falle tappen und ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Ich kann einfach nicht verstehen, dass man jahrelang diesen Praktiken zugeschaut hat. Wir sind jetzt die mindestens dritte Partei, die den Schimmelbefall in diesem Einfamilienhaus ertragen musste. Und so etwas darf einfach nie wieder passieren", schließt Rebecca Tangl.


(VOL.AT)
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