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Nach Alpindrama am Großglockner: Worauf Bergsteiger im Winter achten sollten

Landesalpinreferent Bernhard Bartl gibt Tipps für sichere Bergtouren.
Landesalpinreferent Bernhard Bartl gibt Tipps für sichere Bergtouren. ©VOL.AT/Mayer
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Der Tod einer 33-jährigen Alpinistin am Großglockner sorgt für Bestürzung. Bergretter und Landesalpinreferent Bernhard Bartl über sichere Bergtouren im Winter.

Der tragische Tod einer Alpinistin am Großglockner sorgt auch in Vorarlberg für Bestürzung. Die Frau war bei eisigen Temperaturen unterwegs, geriet in eine Notlage und erfror daraufhin. Das Alpindrama wirft die Frage auf, worauf Bergsteiger bei Touren achten müssen, um solche Tragödien zu vermeiden.

VOL.AT traf Bartl in der Nüziger Bergwelt in Laz über Bludenz. ©VOL.AT/Mayer

"Es war ein tragischer Unfall", erklärt Landesalpinreferent Bernhard Bartl aus Bludenz. Der Alpenverein Vorarlberg nimmt den tragischen Vorfall zum Anlass, über Sicherheitsvorkehrungen, Eigenverantwortung und das richtige Verhalten am Berg zu informieren. In Vorarlberg seien Vorfälle mit Unterkühlungen eher selten. "Es ist auch am Großglockner selten", verdeutlicht er. "Die Ausrüstung wird immer besser und natürlich die Tourenplanung auch."

Video: Bernhard Bartl über sichere Bergtouren

Die richtige Ausrüstung ist entscheidend

Was sollte man bei Bergtouren – besonders im Winter – beachten? Tourenplanung ist laut Bartl das A und O. "Wenn man zu Hause eine gute Tourenplanung macht, ist man schon gut vorbereitet", meint der Bergretter. Die richtige Ausrüstung, auch für Wetterumschwünge, kommt dazu: "Das Wetter wird schlechter, der Wind kommt dazu", zählt er auf. Die optimale Notfallausrüstung sollte man zudem immer mitführen: etwa einen Biwaksack und warme und trockene Kleidung. "Man sollte nicht nur einen Pullover dabei haben, sondern auch eine Daunenjacke, eine Windjacke."

Warum ist die richtige Ausrüstung im Winter so wichtig? "Wenn wir nachts minus 10 Grad im Tal haben, haben wir natürlich am Berg minus 15 bis minus 20", gibt Bartl im Gespräch mit VOL.AT zu verstehen. Hier brauche man warme Kleidung, auch trockene Socken seien von Vorteil: "Wenn man schwitzt, schwitzt man natürlich auch an den Füßen." Gerade, wenn man am Berg übernachten müsse, mache sich der kalte Wind bemerkbar – auch mit Biwaksack.

Bartl ist Landesalpinreferent des Alpenverein Vorarlberg. ©VOL.AT/Mayer

Was tun für eine sichere Bergtour?

"Bergführer sind natürlich dafür ausgebildet, die Ausbildung dauert drei Jahre", erklärt Bartl. Bei den Kursen, die auch der Alpenverein anbietet, lernen sie auch, wie man mit Notfällen umgeht. Einen ausgebildeten Bergführer bei sich zu haben, kann von Vorteil sein. Auch Alpenvereinssektionen bieten Touren im Winter an. "Wenn man nicht oft in den Bergen ist und Skihochtouren oder Hochtouren unternimmt, dann sollte man lieber jemanden mitnehmen, der das kann, als alleine auf den Weg zu gehen."

Wann sollte man umkehren?

Wer auf einer Bergtour bemerkt, dass er nicht mehr weiter kommt, sollte umkehren. Doch wann ist der richtige Punkt dafür gekommen? Man solle lieber früh genug umkehren, so Bartl. Regelmäßig das Handysignal zu checken, sei ein wichtiger Punkt: "Wenn man weiß, wo man den letzten Handyempfang hatte, dann kann man dorthin zurückkehren." Er empfiehlt, vor Einbruch der Dunkelheit den Rückweg anzutreten. "Wenn es dunkel wird, man keinen Handyempfang hat und keine Stirnlampe, dann wird es schwierig", betont der Landesalpinreferent. Auch ein Notsignal durch regelmäßiges Blinken – etwa mit einer Stirnlampe – abzugeben, ist eine Möglichkeit: Man blinkt sechsmal, alles zehn Sekunden, pausiert eine Minute und wiederholt, bis man auf sich aufmerksam gemacht hat. Wenn man Handyempfang hat, kann ein Notruf abgesetzt werden.

Ein Archivbild zeigt eine Bergung im alpinen Raum. ©Bergrettung Vorarlberg

Bei einem Unfall oder einer Bergung wird die Bergrettung alarmiert. Je nach Flugwetter tritt auch die Polizei mit der Flugrettung in Aktion, informiert der Bergretter. Ist dies nicht möglich, startet die Bergrettung den Anstieg zu Fuß. "Das braucht mehr Zeit, bis wir auf dem Weg sind und hochgelaufen sind", meint Bartl. Der Hubschrauber könne hingegen in wenigen Minuten am Einsatzort sein.

Wer trägt die Verantwortung?

Bei Bergtouren, insbesondere, wenn es zu einer Notlage oder Bergung kommt, stellt sich die Frage der Verantwortung. "Es ist eigentlich jeder für sich verantwortlich", gibt er zu verstehen. Bei Gruppentouren sollte die Person mit der besten Ausbildung die Führung übernehmen. Ein Tourenführer sollte in Notlagen versuchen, Erste Hilfe zu leisten und einen Notruf absetzen, wie Bernhard Bartl erklärt.

(VOL.AT)

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