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Nach 20 Jahren in US-Todeszelle wartet die Freiheit

20 Jahre hat der Brite Ken Richey in einem Gefängnis im US-Bundesstaat Ohio in der Todeszelle verbracht. Stets hat er den Vorwurf zurückgewiesen, 1986 einen Brand gelegt zu haben, bei dem ein zweijähriges Mädchen ums Leben kam.

Nun stimmte der 43-Jährige einer Absprache mit der Staatsanwaltschaft zu, mit der er die Freiheit wiedererlangt. Noch am (heutigen) Donnerstag sollte er auf freien Fuß kommen.

Richeys Anwalt Ken Parsigian kündigte am Mittwoch an, sein Mandant werde bei einem Gerichtstermin am Donnerstag darauf verzichten, die ihm zur Last gelegten Straftaten wie fahrlässige Tötung und Gefährdung eines Kindes weiter zu bestreiten. Ein Schuldeingeständnis ist damit allerdings nicht verbunden. Dies habe Richey stets abgelehnt. Am Freitag werde sein Mandant, der auch die US-Staatsbürgerschaft besitzt, dann in seine schottische Heimat reisen, wo er Weihnachten mit seiner Mutter feiern werde.

Richey war 1987 wegen Mordes und schwerer Brandstiftung zum Tod verurteilt worden. Nach Darstellung der Behörden legte er das Feuer aus Rache an seiner früheren Freundin und deren neuem Freund, die in der Wohnung unter dem Opfer lebten und unverletzt blieben. Vor 13 Jahren stand er einmal unmittelbar vor der Hinrichtung. Fast am Ende seiner Berufungsmöglichkeiten angelangt, hob 2005 schließlich ein Berufungsgericht das Todesurteil auf. Diese Entscheidung wurde im August dieses Jahres bestätigt. Zur Begründung hieß es, seine Anwälte hätten den Fall falsch gehandhabt. Dabei ordnete das Gericht zugleich einen neuen Prozess an.

Sein neues Verteidigerteam machte geltend, dass die Ermittler Beweismittel nicht korrekt gehandhabt hätten und Experten unwissenschaftliche Methoden nutzten um festzustellen, dass der Brand mit Benzin oder Terpentin gelegt wurde. Ursprünglich wollte der Staat Ohio Richey im März erneut vor Gericht stellen und abermals die Todesstrafe beantragen. Stattdessen werde er nun aber die Absprache akzeptieren und im Gegenzug zu einer Haftstrafe in Höhe der Zeit, die er bereits abgesessen hat, verurteilt werden, sagte Anwalt Parsigian. Richey hat in der Zeit seiner Haft Unterstützung von Mitgliedern des britischen Parlaments und vom verstorbenen Papst Johannes Paul II. bekommen.

Richeys Bruder Steve erklärte, Ken habe ihm gesagt, er sei des Kämpfens müde und wolle einfach nur noch aus dem Gefängnis kommen. „Er bekommt die Chance, den Rest seines Lebens zu leben“, sagte er. „Er wird auch nicht jünger.“

Richey selbst hat seit langem vom Tag seiner Freilassung geträumt. „Man darf die Hoffnung nicht verlieren“, sagte er im November in einem Interview. Er räumte ein, dass er ein wenig besorgt sei über das, was ihn außerhalb des Gefängnisses erwarte. „Es ist schon ein bisschen beängstigend“, sagte er. „Ich lebe noch in den 80ern. Die Welt hat sich verändert und mich zurückgelassen.“

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