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Nach 15 Jahren: "Wäldar" Design-Marke sagt "Pfüate"

©Muetzen stricken Simone Angerer mit Schwester , Klunkar
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Mit ihren handmade-Designstücken wurde die Bregenzerwälderin weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannt. Jetzt ist Schluss und VOL.AT hat sie verraten, warum sie schweren Herzens aufhört.

Nach 15 Jahren sagt eine Bregenzerwälder Kult-Marke "Pfüate". Das bestätigt die Gründerin gegenüber VOL.AT.

"Nicht leichtgefallen"

"Jahrelang begeisterte es mich Klunkar-Dinge zu entwerfen und von Hand zu fertigen", erklärt Simone Angerer von "Klunkar". Dabei habe sie viel Eigenkapital und Herzblut in ihr Baby investiert, meint die Bizauerin. Vorbei sei es nun auch "aus finanziellen Gründen", verdeutlicht Angerer im VOL.AT-Gespräch.

Die Entscheidung, aufzuhören, fiel ihr nicht leicht, wie die Bregenzerwälderin im Interview mit VOL.AT erklärt.

VOL.AT: 15 Jahre sind eine lange Zeit. Wie schwierig war es jetzt für dich, die Entscheidung zu treffen, aufzuhören? Und wie kam es dazu?

Simone Angerer: Boah, das ist eine brutal schwierige Entscheidung. Es ist auch zurzeit schwierig für mich, darüber zu reden, weil es 15 Jahre lang ein wichtiger Teil von meiner Persönlichkeit war. Aber ich bin ein totaler Workaholic und habe eigentlich alles dafür gegeben und es ist eigentlich total mit meiner Persönlichkeit verschmolzen. Es ist, als ob ich mit einem Teil von mir Schluss mache.

Nach 15 Jahren sagt Simone Angerer Tschüss zu ihrem Baby "Klunkar". ©handout/Simone Angerer/Nina Bröll

VOL.AT: Was war für dich jetzt der ausschlaggebende Punkt, an dem du gesagt hast: "Jetzt muss ich einfach damit aufhören?"

Simone Angerer: Ich wollte nicht mehr kämpfen. Es ist alles anstrengend. Ich habe das immer so nebenbei gemacht, mit meinem Brotberuf und anderen Projekten. Mit der Vergrößerung von "House of Klunkar", dass wir größer und vielleicht auch Vollzeit machen wollten. Das hat dann nicht so geklappt. Und dann habe ich einfach eine Entscheidung treffen müssen, weil ich mich beruflich einfach auch so weiterentwickeln kann und in einem Feld tätig bin, in dem ich keine Zeit mehr dafür habe. Und so ein Label und eine Marke zu betreiben, wirkt vielleicht von außen einfach, weil ich über die Jahre hinweg nichts anderes getan habe, aber es braucht ganz, ganz viel Zeit. Auch die Sachen zu fertigen und zu verschicken. Das habe ja alles ich selbst gemacht.

Ein Archivfoto aus dem Jahr 2013. Simone Angerer mit ihrer Schwester. ©Roland Paulitsch
Damit fing alles an: Stirnbänder und Mützen. Klunkar steht nach wie vor für Handgemachtes. ©Archivbild: Roland Paulitsch

VOL.AT: Also ist das jetzt für dich auch ein bisschen so, als ob du zu deinem Baby Tschüss sagst.

Simone Angerer: Ja. Als ob ich irgendwie... (überlegt) Wenn du Mama bist und das Kind ist erwachsen und – keine Ahnung – es zieht aus und ist nachher nicht mehr da oder so. (lacht)

Für Angerer ist es alles andere als leicht, jetzt aufzuhören. ©handout/Simone Angerer/Nina Bröll

VOL.AT: Dann kann man wirklich sagen, dass du mit einem lachenden und einem weinenden Auge in deine berufliche Vergangenheit und Zukunft schaust.

Simone Angerer: Voll. Genau so ist es.

VOL.AT: Ende Jahr hörst du auf. Es gibt also noch bis am 31.12.2022 die Chance, das eine oder andere deiner Stücke aus dem "House of Klunkar" zu ergattern.

Simone Angerer: Ja, der Onlineshop und die Webseite ist noch bis Ende Jahr online. Und wer sich jetzt noch was sichern möchte – einen Klunkar für die Ewigkeit mitnehmen möchte – der kann das jetzt noch im Shop machen.

Auch Ohrstecker und andere Schmuckstücke gehören heute zum Repertoire von "Klunkar" ©handout/Simone Angerer/Nina Bröll

VOL.AT: Deine Marke kennt man nicht nur im Bregenzerwald und in Vorarlberg, sondern auch weit darüber hinaus. Auch für deine Stammkunden ist es jetzt nicht leicht. Was für Reaktionen hast du bisher erhalten?

Simone Angerer: Ganz viele unterstützende, liebe Worte. Also, dass sie es total und zu 100 Prozent verstehen, aber es schade ist. Von ganz vielen Leuten, die mich in den 15 Jahren begleitet haben oder mit denen wir Projekte hatten, aber auch Freunde, Kunden, Familie. Und das macht es gerade ein bisschen einfacher, loszulassen.

Ganz viele unterstützende, liebe Worte gab es als Reaktion. ©handout/Simone Angerer/Nina Bröll

VOL.AT: Wie gehts jetzt für dich weiter – beruflich und privat? Das Kreative wird dich sicher weiter begleiten, oder?

Simone Angerer: Für mich wird sich jetzt verändern, dass ich einfach nicht mehr so viel Last auf den Schultern habe und mehr Zeit. Jetzt habe ich halt nachher nur noch zwei Jobs statt drei.

VOL.AT: Du bist also auch weiterhin Grafikdesignerin und Community Host und Creative Director in der "Guten Stube" in Andelsbuch.

Simone Angerer: Ja genau. Und auf das freue ich mich schon: Weniger zu tun.

(VOL.AT)

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