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Mutmaßlicher Naziverbrecher will aussagen

Der mutmaßliche Nazi-Kriegsverbrecher Milivoj Asner, der wegen Demenz offiziell als verhandlungsunfähig gilt, würde sich gern einem Gericht stellen.
Staatsanwaltschaft lässt Gesundheitszustand überprüfen

Im Folgeartikel zu einem früheren Bericht zitierte die britische Boulevardzeitung “The Sun” am Dienstag den 95-jährigen Kroaten mit den Worten, er habe ein reines Gewissen und könne vor jedem Gericht erscheinen. “Ich würde die Gelegenheit begrüßen, diese Anschuldigungen (Anordnung von Deportation von Juden, Sinti und Roma und Serben in Konzentrationslager, Anm.) vor einem kroatischen Gericht zu beantworten.”

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem hatte am Montag nach den Medienberichten über Asners offenbar guten Geisteszustand neuerlich “die sofortige Auslieferung” des 95-Jährigen an Kroatien gefordert. “Es gibt absolut keine Rechtfertigung für die kontinuierliche Weigerung, diesen gesuchten Nazi-Verbrecher an das Land auszuliefern, in dem er seine schändlichen Verbrechen beging”, schrieb der Leiter des Zentrums, Efraim Zuroff, in einem am Montag veröffentlichten offenen Brief an Justizministerin Maria Berger (S).

Österreich hat die Auslieferung an Kroatien bisher aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt. Die Entscheidung fußt auf mehreren psychiatrischen Gutachten. Einer der Verfasser dieser Gutachten, Primarius Reinhard Haller, sagte am Dienstag auf Anfrage gegenüber der APA, er sei jederzeit bereit, ein neues Gutachten zu erstellen, falls er darum ersucht werde und Anlass zur Annahme bestehe, dass sich am Zustand Asners etwas geändert hat. Bisher sei er aber weder vom Justizministerium “noch von sonst wem” dahingehend kontaktiert worden.

Haller mahnte hinsichtlich der aus den Medien stammenden Angaben über Asners Vernehmungsfähigkeit zur Vorsicht: “Wenn ein Sun-Reporter schreibt, dass (Asner) bei klarem Verstand erscheint, dann ist das noch kein Sachverständigen-Gutachten”, so Haller, der im übrigen keine Detailangaben zu seinen früheren Gutachten machen wollte. Haller betonte aber, dass die Beurteilung der fehlenden Prozessfähigkeit Asners “unter einer Reihe von Psychiatern” einhellig gewesen sei: “Es gab keinen Gutachterstreit”.

Ein Reporter der “Sun”, Brian Flynn, gab an, Asner in seiner Wohnung in Klagenfurt besucht und interviewt zu haben. Flynn beschreibt den 95-Jährigen als hohlwangig, aber mit festem Blick, festem Händedruck und in seiner Ausdrucksweise gewählt und höflich.

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