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Mutmaßlicher Kopf der Opernball-Bande in Deutschland geflüchtet

Der mutmaßliche Kopf der sogenannten Opernball-Bande, der erst Ende Dezember in Nordrhein-Westfalen festgenommen wurde, ist seit Montagnachmittag wieder auf der Flucht.

Bei einer Vorführung auf dem Hammer Amtsgericht stürmte der 30-jährige Nebosa “Neno” Milinkovic laut einem Bericht des “Westfälischen Anzeigers” (Online-Ausgabe) im Verhandlungssaal plötzlich zu einem Fenster, öffnete dieses und sprang aus zweieinhalb Metern Höhe in die Freiheit.

Zwei Wachtmeister, die sich mit dem Verdächtigen im Saal befanden, versuchten vergeblich, ihn an seiner Kleidung festzuhalten, berichtete der “Westfälische Anzeiger”. Sie hielten am Ende etwas Stoff von der Tasche seiner Steppjacke in Händen – der Gefangene stürmte davon. Amtsgerichtsdirektor Jürgen Twittmann informierte kurz danach später die Öffentlichkeit, weil der Serbe ohne Geld und persönliche Beziehungen zu Hamm in der Stadt unterwegs war. Möglicherweise komme es zu weiteren Straftaten, räumte Twittmann ein, nachdem die unmittelbar eingeleitete Fahndung unter anderem mit Hunden ergebnislos verlaufen war. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass der Mann gewalttätig ist, sagte Twittmann.

In Hamm stand der 30-Jährige vor dem Amtsrichter, um über die Modalitäten einer Überführung an die österreichischen Strafverfolgungsbehörden unterwiesen zu werden. Es handelte sich um einen Routine-Termin, der von der Generalstaatsanwaltschaft Hamm angeordnet worden war. In Österreich wird er wegen Einbruchsdiebstahls und der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung gesucht. Inhaftiert war er zuletzt in Recklinghausen.

Der Serbe gilt als Kopf der sogenannten Opernball-Bande. Die hoch professionell agierende Einbrechergruppe hat laut Polizei in Wien und mehreren Bundesländern einen Schaden von 2,6 Millionen Euro angerichtet. Opfer waren unter anderem Wirtschaftsbosse und Schauspieler. Die Wiener Ermittler stellten zwar kaum Diebsgut sicher, dafür aber Notizen, die darauf schließen ließen, dass die Täter noch große Pläne hatten. Auf 400 Zetteln waren potenziellen Einbruchsziele inklusive Namen und Adressen der Haus- oder Wohnungsbesitzer, Zahl der Türschlösser und Fluchtwege festgehalten. Dazu fanden sich Angaben zu An- und Abwesenheiten der Opfer samt Auftrittsterminen von Künstlern, in einem Fall sogar der Hinweis “mit Sicherheit auf dem Opernball”. Dies trug der Organisation in den Medien die Bezeichnung “Opernball-Bande” ein.

Am 21. Dezember wurde “Neno” in einem Callshop bei Recklinghausen gefasst, wie Oberstleutnant Georg Rabensteiner, Leiter der Kriminalaußenstelle West, damals mitteilte. Er hatte sich nach Erkenntnissen der Wiener Polizei nach Serbien abgesetzt, ehe er ins Ruhrgebiet übersiedelte. Auch dort soll er Diebstähle begangen haben, zumindest wurden in seinem Pensionszimmer mutmaßliche Beutestücke sichergestellt. Darüber hinaus wurden laut Rabensteiner seit Anfang Dezember vier weitere mutmaßliche Bandenmitglieder gefasst – in Ungarn, der Schweiz und Wien-Simmering.

Der 30-Jährige ist laut Amtsgericht Hamm etwa 1,75 Meter groß, wirkt aber etwas jünger als er tatsächlich ist. Er spricht gebrochen deutsch. Bei seiner Flucht war er mit braunen Winterstiefeln bekleidet und trug außerdem eine schwarze, winterliche Steppjacke, deren linke Tasche vermutlich zerrissen ist. Darunter soll er eine dunkelblaue Strickjacke getragen haben. Er hat ein schlankes Gesicht, dunkle Augen und schwarzes Haar. Hinweise, die zur Festnahme von Milinkovic führen könnten, werden an das Landeskriminalamt Wien, Außenstelle West, Gruppe Winkler, unter der Telefonnummer (01) 31310 / 25800 DW erbeten.

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