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Mutmaßlicher Heiratsschwindler in Salzburg vor Gericht

Ein mutmaßlicher Hochstapler und Heiratsschwindler, 28 Mal in Österreich vorbestraft, soll einer 48-jährigen Reisebürobesitzerin rund 70.000 Euro aus der Tasche gezogen haben. Der 55-jährige gebürtige Steirer, der sich am Dienstag vor einem Salzburger Schöffengericht verantworten musste, gab sich laut Anklage als wohlhabender Pilot, Unternehmensberater für Fluglinien und Betreiber einer "Anwaltssozietät" in München aus.

Die Beziehung dauerte ein halbes Jahr, im Frühjahr 2005 erstatte die Frau Anzeige. Der Angeklagte bekannte sich am ersten Tag des dreitägigen Prozesses nicht schuldig.

Beim Betreten des Gerichtssaales erweckte Ludwig L. einen seriösen Eindruck: Schwarzer Anzug, Brille, dicke Aktentasche. Das Zuhören fiel ihm schwer, weil er an einem Gehörsturz leide, wie er dem Vorsitzenden des Schöffensenates, Günther Nocker, anvertraute. In hektischen, teils sich überschlagenden Worten beteuerte der Mann seine Schuldlosigkeit. Die Anklageschrift sei unfair, ein absurdes Machwerk, weise gravierende Mängel auf und stütze sich auf die “ausgedachten Aussagen” seiner Ex-Lebensgefährtin.

Der angebliche Diplomkaufmann, der in Österreich weder als Unternehmensberater gemeldet ist, noch über einen Gewerbe- und Pilotenschein verfügt, konnte seine Nervosität nicht verbergen: Hatte doch zuvor Staatsanwältin Eva Danninger-Soriat die lange Palette der mutmaßlichen Vergehen aufgelistet: schwerer gewerbsmäßiger Betrug, Untreue, gefährliche Drohung, versuchte schwere Nötigung, beharrliche Verfolgung und versuchter Diebstahl.

Das “Beziehungsdrama” nahm seinen Anfang, als der Mann im August 2004 eine mehrmonatige Haftstrafe wegen Vermögensdelikte verbüßte. Noch bevor er am 20. September entlassen wurde, lernte er die Betreiberin eines bayerischen Reisebüros über eine Zeitungsanzeige kennen. Vier Tage später kam es zum ersten Treffen am Salzburger Flughafen. Dort soll er ihr seinen Privatjet gezeigt haben, was er heute allerdings bestritt. “Er stellte sich als wohlhabend dar, er sagte, er habe sich vom Graf Thurn und Taxis eine Wohnung gekauft”, schilderte die Staatsanwältin. Schon zehn Tage später zog er in das luxuriöse Salzburger Haus der Geschäftsfrau ein. Als er Heiratsabsichten äußerte, ließ die 48-Jährige einen sündteuren Verlobungsring anfertigen. “Sie war glücklich, hatte einen reichen Mann, der noch dazu häuslich ist – was kann ihr da besseres passieren”, meinte der Verteidiger.

Der Angeklagte habe sein Vermögen mit einem zweistelligen Millionenbetrag beziffert, so die Staatsanwältin, “und gesagt, dass er beruflich Linienflüge nach Brüssel plant, für die er noch Partner sucht. Im Jänner 2005 absolvierte er mit seiner Freundin in Augsburg einen Testflug. Für den Erwerb von drei Flugzeugen standen rund 47 Millionen zur Debatte.” Von dem Geschäft trat er schließlich zurück, deshalb sei auch kein finanzieller Schaden entstanden. Sehr wohl aber für die Frau: Als sie bei Aktiengeschäften die Hälfte des Firmenkapitals verlor, habe er angeboten, Geld in Wertpapieren anzulegen und ihr dadurch rund 40.000 Euro herausgelockt. Zudem habe er weder die Kosten für den BMW X3, den die Unternehmerin für ihn geleast hatte, bezahlt, noch die entstandenen Bürokosten, führte Danninger-Soriat weiter aus.

Als die Frau im März 2005 misstrauisch geworden und die Beziehung schließlich in Brüche gegangen war, hatte sich Ludwig L. laut Anklage unter falschem Namen und falscher Adresse in verschiedenen österreichischen Thermenhotels eingemietet, ohne die Rechnungen zu begleichen. “Per Handy, SMS, Briefe und Faxe bedrohte er seiner Ex-Freundin – um die Rücknahme der Anzeige zu erreichen”, warf ihm die Staatsanwältin auch noch vor. Der vorsitzende Richter will zahlreiche Zeugen einvernehmen.

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