Dass der Film- und Serienstar weder mit einer ausdrucksstarken Stimme noch mit Songwriter-Qualitäten gesegnet ist, hat der Euphorie in der ausverkauften Arena keinen Abbruch getan.
David Duchovny live in der Arena Wien
Die meisten waren sowieso gekommen, um den Alien-jagenden FBI-Agenten Fox Mulder aus “Akte X” oder den oft zugedröhnten Schwerenöter Hank Moody aus “Californication” live zu sehen. Duchovny scheint es nichts auszumachen, dass trotz mehrfacher Aufforderung weder getanzt noch mitgesungen, sondern immer wieder die Handykamera gezückt wird.
Wien ist die elfte und letzte Station auf seiner Europa-Tournee, dementsprechend wolle er nicht nach Hause und lieber “ewig spielen”, was mehrfach wiederholt wie eine Drohung klingt: “Wir halten euch gefangen!”
“White Guy Rock” vom Alienjäger Duchovny
Erst vor wenigen Jahren hat sich Duchovny das Gitarrespielen selbst beigebracht, mit klassischem “white-guy-rock”, wie er es bezeichnet, also mit Songs von The Beatles, Lou Reed, Tom Petty. Weil er parallel anfing zu dichten, kam früher oder später eben ein Album heraus.
Unauffälliger Folkrock ist es geworden, mit Texten, die mit einfachen Reimen und Plattitüden gespickt sind, und vorrangig von gescheiterten Beziehungen handeln.
Besser und druckvoller als auf der Platte
Auf der Bühne klingt das durch die sehr fähige Band, die von Duchovny als “Manana Band” angekündigt wird und unter dem Namen Weather auftritt, schon besser und druckvoller als auf der Platte, etwa beim eingängigen “The Things” oder rockigeren “Unsaid Undone”, bei dem die sechs Musiker richtig aufdrehen.
Die Country-Anleihen kommen beim kitschigen “Stars” oder “Passengers” live noch mehr hervor, während die Truppe bei Coversongs eher in Richtung Funk ausschlägt: David Bowies “Stay” erklingt ebenso wie “Yoshimi” der The Flaming Lips sowie “Thank You” von Duchovnys Lieblingsband, Sly and the Family Stone.
55-jähriger in blauen Jeans, grauem T-Shirt und weißen Sneakers
Seine Wiener Fans muss er nicht erst erobern, denn das mit der Publikumsnähe hat der Neo-Folkrocker bereits intus. Auch wenn er mit Schmolllippe, vorgeschobener Hüfte und um den Mikrofonständer geklammerten Händen mitunter etwas unbeholfen wirkt: Den Frontmann gibt der 55-Jährige in blauen Jeans, grauem T-Shirt und weißen Sneakers im Großen und Ganzen recht selbstbewusst.
Verwandtschaft in Wien
Er deutet à la Hank Moody auf meist weibliche Konzertbesucher, wenn er “you” ansingt, streut ein paar deutsche Wörter in sein Set ein (“Danke”, “Zipfer”, “Los geht’s” und natürlich “Scheiße”), zieht zwei Mal Runden durch die Halle und gibt sich äußerst gesprächig: Von seinem aus Wien stammenden Stiefgroßvater “Sticker” redet er ebenso launig wie von Umweltschutz und letzten Wünschen am Sterbebett.
“Thank you falettinme be mice elf agin”
Das anfängliche Versprechen, die Halle zum “Beben und Schwitzen” zu bringen und auf der Bühne komplett auszurasten, hat der New Yorker auch nach fast zwei Stunden zwar nicht eingehalten. Mit Sympathie, Ausdauer und einer gewissen Scheiß-drauf-Manier scheint er seine unausgereifte Stimme (und sein schiefes Gitarrenspiel bei einer Zugabe) dann aber wett gemacht zu haben.
“Thank you falettinme be mice elf agin” (dt.: “Danke, dass ihr mich ich selbst sein lasst”) singt er gegen Ende in den Worten von Sly and the Family Stone, und scheint es von Herzen so zu meinen: Für seine Fans darf David auch mal (Folk-)Rockstar sein.
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