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Musikalische Schätze heben

Feldkirch (VN) -  Feldkirch. Seine Welt ist die konservierte Musik, der früher in Vinyl, heute auf CD festgehaltene Augenblick eines Konzertes, einer Studioproduktion. Joe Morscher hat diese Entwicklung persönlich miterlebt, als Plattenproduzent mit Leib und Seele, der seine Branche und deren Hintergründe aus langjähriger Erfahrung als internationaler Label-Manager kennt.

Er ist im Land stets präsent bei Events von Klassik bis Jazz und Anlaufstelle für viele, die ihre Musikkonserve auf den Markt bringen wollen. Seine Eltern tauften ihn eigentlich auf den Namen Franz Josef, seit jeher aber hat man ihn Joe gerufen. Schon damals, als er mit 16 die ersten eigenen Konzerte im Alten Kino Rankweil veranstaltete, zusammen mit Markus Linder die dortige Kulturgruppe gründete und im „Musikladen“ von Josef Ess mitarbeitete. Gewappnet mit solchen Erfahrungen, ließ er sich 1989 vom Volksmusik-Label Koch-Records in Elbigenalp als administrativer Betreuer der Klassikabteilung anheuern.

Morscher heute: „Dabei hatte ich damals eigentlich keinen Tau von klassischer Musik.“ Aber er hatte das, was man in seiner Branche den „Riecher“ nennt, jenes feine Gespür, ob ein musikalisches Produkt auch den Konsumenten erreicht. Denn Ladenhüter gab es damals schon genug. Diesen Riecher bewies Joe Morscher auch, als er das Koch-Repertoire als Label-Manager international ausbaute. Es gelang ihm, relativ rasch gute Vertriebsverträge mit attraktiven Partnern in Europa und den USA an Land zu ziehen. Nach zwei Jahren wechselte er in den Export, baute den Bereich mit einer intensiven Reisetätigkeit aus, die ihn um die ganze Welt führte, und knüpfte so für Koch ein Netz von Vertriebspartnern mit Umsätzen von 40 bis 50 Millionen Schilling jährlich.

Risikobereitschaft

Bis 1995 der große Einbruch auf dem CD-Markt begann und Joe auf sich allein gestellt war. Mit eisernem Willen machte er sich 1998 selbstständig und gab seiner eigenen Firma „Zappel Music“ (benannt nach seinem Sohn Philipp) nun in der Feldkircher Neustadt ein Zuhause. Vier Jahre später gründete er dort mit einem früheren Geschäftspartner auch sein eigenes Label „VMS“: „Das bedeutet soviel wie ‚Versteckte MusikalischeSchätze‘, ein Name, der für uns auch Programm ist.“ Morscher hat zwar auch die Wiener Symphoniker im Programm, er sieht sich heute aber vor allem als Partner für die Vorarlberger Musikszene.

Alexander Swete, Gitarre, und Eugen Bertel, Flöte, haben bei ihm schon drei CDs herausgebracht, zu den Jubiläen von SOV und Arpeggione gab es im Vorjahr „Best of“-Produkte, im modernen Bereich aber auch CDs mit Michael Köhlmeier, Schellinski, Peter Herbert, Aja & Toni Eberle. Morscher: „Eine enge Zusammenarbeit haben wir mit dem Bregenzer Komponisten Richard Dünser, neben Kammermusik ist auch seine Festspiel-Oper ‚Radek‘ bei uns veröffentlicht worden. Kein Umsatzrenner zwar, aber ein tolles Projekt!“

Diese Risikobereitschaft ist es, die Joe Morschers Tätigkeit auch sonst auszeichnet. Wenn es etwa um Nischenprodukte geht, wie eine im Vorjahr veröffentlichte CD mit Werken zeitgenössischer Musik des in Wien lebenden Komponisten Dirk d’Ase, bei den Festspielen vom Wiener Concert-Verein aufgeführt und vom ORF mitgeschnitten: „Als Produzent ist man immer auch am Straucheln, aber ich sehe solche Projekte auch als Aufgabe für ein Label, etwas für die aktuelle Musikszene zu tun. Oft geschieht das auch aus Loyalität zu den Künstlern, obwohl man genau weiß, dass es kommerziell nicht der große Renner wird.“ (VN/JU)

Zur Person: Joe Morscher

  • Geboren: 1. April 1958 in Rankweil
  • Ausbildung: Kaufmännische Lehre
  • Laufbahn: ab 1989 Label-Manager und Exportchef bei Koch-Records, seit 1998 eigene Firma „Zappel Music“, seit 2002 eigenes Label „VMS“
  • Familie: verheiratet, zwei Kinder
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