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Museums-Blogger veröffentlicht Ranking: Vorarlberger Museen top

Frauenmuseum, Jüdisches Museum und Landesmuseum kommen gut an
Frauenmuseum, Jüdisches Museum und Landesmuseum kommen gut an ©VOL.AT
Der österreichische Museums-Experte Gottfried Fliedl hat auf seinem Blog sein persönliches Ranking der besten und schlechtesten Museen Österreichs veröffentlicht. Auf Platz 1 und 2 der besten Museen stehen dabei zwei Vorarlberger Museen.

Gottfried Fliedl lehrte an den Universitäten Wien und Klagenfurt, war Mitarbeiter der Hochschule für Angewandte Kunst, gründete am Institut für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung die AG Museologie und leitete zuletzt die Museumsakademie des Joanneums in Graz. Heute begleitet er unter anderem in seinem Blog “Museologien” kritisch die Entwicklung des Museumswesens.

Nun veröffentlichte Fliedl ein Ranking mit den seiner Meinung nach besten und schlechtesten Museen Österreich. Auf Platz eins und zwei stehen zwei Museen aus Vorarlberg und insgesamt stehen vier Ländle-Museen in den Top 10 der besten Museen. “Ich leugne gar nicht, daß ich ungerecht, hemmungslos subjektiv, gemein oder gutmütig und außerdem sehr wählerisch bin. Sowie, daß es keine verbindlichen und anerkannten Kriterien gibt, mit denen man noch dazu Birnen mit Äpfeln vergleicht, Großmuseen mit Ausstellungsorten, professionelle Kulturmaschinerien mit ephemeren Orten. Es kommt sehr drauf an, wie man die beiden Listen selber nutzt”, erklärt Fliedl sein Ranking.

Die besten Museen Österreichs

01 Jüdisches Museum, Hohenems

juedischesmuseum
juedischesmuseum

Erklärung von Fliedl: “Seit seiner Gründung vor sechundzwanzig Jahren wird das Museum mit großer gesellschaftspolitischer Verantwortung und auf der Basis sorgfältiger wissenschaftlicher Forschung, mit Schwerpunkt Familienforschung, geführt. Es ist nicht bloß die Dauerausstellung, es sind die Sonderausstellungen mit ihren originellen Themen und ihrer methodischen Vielfalt und Innovativität, die die Qualiät des Museums ausmachen – zusammen mit vielen Projekten, Kooperation und der überregionalen Vernetzung. Mit dem Nachkommentreffen, der Zusammenkunft von Nachfahren der Hohenemser Jüdischen Gemeinde, hat sich sogar ein buchstäblich weltweit verzweigtes Netz gebildet. Das Haus, mit seinem kleinen, ingeniösen Cafe und Leseraum ist ein wichtiger urbaner Ort, aber auch für alle, die als Besucher und Gäste hierher kommen oder, so wie ich, manchmal einfach nur einen Espresso brauchen und eine gute Zeitung. Wobei es mir dann auch deswegen dort gut geht, weil ich auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter treffe, die ich sehr schätze.”

02 Frauenmuseum, Hittisau

Erklärung von Fiedl: “Nachdem das Museum eine schwierige Phase der Neuorganisation der Trägerschaft – hoffentlich endgültig – hinter sich gebracht hat und es 2017 den Österreichischen Museumspreis bekommen hat, kommt das Museum wieder in ruhiges Fahrwasser. Alles ist hier bemerkenswert, die schlichte, einladende Architektur, das Teambuilding, der Umgang mit den Besuchern, die direkte, konfliktträchtige Nachbarschaft mit der Feuerwehr, das ständige Neuerfinden von Themen, Methoden und Formaten und last but not least die engagierten aber mit leichter Hand gestalteten Ausstellungen.”

03 Weltmuseum

04 Museum und Art Brut Center, Klosterneuburg-Gugging, Niederösterreich

05 Feldermuseum, Schoppernau

Erklärung von Fliedl: “Ist das überhaupt ein Museum und nicht doch nur eine Dokumentation, eine zu groß geratene Gedenktafel, eine Erweiterung der Dorfbibliothek? Eine große Wand mit Texten und einer handvoll einmontierter Bildrepros. Das wars dann auch schon. Aber: Am liebsten würde ich dort alle Leiter und Kuratoren von Geschichtsmuseen hinverpflichten. An Schoppernau kann man nämlich sehen, was emphatisches Erzählen bedeutet und bewirkt, wie liebevoll etwas gestaltet und durchdacht werden kann, und wie eine einzelne Biografie Geschichte aufschließen kann und dann auch noch gegenwärtige Verhältnisse sich im Licht geschichtlicher Entwicklung erhellen lassen.”

06 vorarlberg museum Bregenz

Erklärung von Fliedl: “Das derzeit ohne wenn und aber beste der neun Landesmuseen. Die modulare Mischung aus Daueraustellung(en), mittelfristigen und kurzfristigen Ausstellungen ist logistisch sicher aufwändig, erlaubt aber sowohl die Sammlungsbestände wechselweise in Themenausstellungen zu zeigen, als auch originelle Themen zu forcieren oder über entliehene Ausstellungen zu bekommen. Das ergibt bei den Ausstellungen eine große Schwankungsbreite, klar, aber ich orientiere mich eher an den geglückteren unter ihnen. „Römer oder so“ ist für so eine. Launig, gewitzt und unter Nutzung des archäologischen Sammlungsbestandes wird der landespolitischen Mythologisierung eines römischen Ursprungs von Bregenz zu Leibe gerückt und gleichzeit das Museum las Ort der Dekonstruktion und des Fragen-Stellens genutzt. Und das so, daß es etwas abwirft für eine der großen Gegenwartsfragen: wer sind wir, woher kommen wir, wodurch unterscheiden uns wir…Die Dauerausstellung leistet sich das Museum als work in progress, wobei nicht nur das making of der Landesidentität konstruktivistischer Theorie folgt, sondern dem auch noch das making of der Ausstellungsrealisierng vorgeschaltet ist.”

07 Ausstellungshaus Spoerri, Hadersdorf am Kamp, Niederösterreich

08 Museum Arbeitswelt, Steyr, Oberösterreich

09 GrazMuseum, Graz, Steiermark

10 Erstes Kärntner Handwerksmuseum, Baldramsdorf

Die schlechtesten Museen Österreichs

01 Heeresgeschichtliches Museum, Wien

02 Tirol Panorama und Kaiserjäger-Museum, Innsbruck

03 Haus der Geschichte, St. Pölten, Niederösterreich

04 Museum für Geschichte/Universalmuseum Joanneum Graz

05 Wien Museum

06 Salzburg Museum

07 Vorarlberger Museumswelt, Frastanz
Erklärung von Fliedl: “Die Idee fühlt sich gut an: private Sammlungen werden in einer großen aufgelassenen Fabriksanlage museal präsentiert, einerseits jeweils autonom konzipiert und gestaltet, andrerseits gemeinsam verwaltet. Das Museum ist im Aufbau, einige Sammlungen kann man bereits besuchen, an anderen wird gerade gearbeitet. Es sind Sammlungen, die miteinander nichts zu tun haben, ein Feuerwehrmuseum, ein Jagdmuseum, ein Tabakmuseum, ein Elektromuseum usw. Das Elektromuseum ist als einziges mit dem Haus verbunden, weil es aus dem Wunsch der Belegschaft des E-Werks entstand, das alte Turbinenhaus zu erhalten und für eine Modernisierung zuzubauen. Manche dieser Sammlungen sind interessant, wenn man mit den Sammlern selbst in Kontakt kommt, aber dann sind es eher die Gespräche als die Objekte selbst, die faszinieren. Warum soll ich mich für Feuerwehrautos interessieren, den nahezu einzigen Sammlungsgegenstand des Feuerwehrmuseums, warum für die Jagd, die mir in einem hochprofessionell gestalteten Raum mit einigen Texten und ausgestopften Tieren auch nicht näher kommt, warum für die Sammlung altmodischer Pfeifen des Tabakmuseums? Einem solchen Museumskonzept liegt ein Mißverständlichen zugrunde. (Private) Sammlungen sind keine Museen. Wenn öffentliche Gelder und öffentliche Interessen ins Spiel kommen, dann genügen private Neigungen, Liebhaberei und Sammlerleidenschaft nicht mehr. Dann braucht es eine Transformation hin zu den Interessen einer breiten Öffentlichkeit. Vor allem: es kann nicht alles und jedes so einfach zum Museum werden, nur aus Respekt vor einem Sammler. Die riesige sogenannte „Rot-Kreuz-Sammlers“, die der Eigentümer aus Altersgründen nicht mehr betreuen kann, entpuppt sich gar nicht so unterschwellig auch als Hort von NS-Devotionalien und Erinnerungsstücken, als Transportmittel einschlägiger Weltsicht. Das geht eigentlich gar nicht. Parallel zur Entwicklung dieses Museums wurden andernorts ambitionierte und durchdachte regionale Sammlungskonzepte entwickelt. Zu deren Umsetzung fehlte es aber bisher an politischem Interesse.”

08 Museum 1915 – 1918 Kötschach Mauthen, Kärnten

09 Schattenburg Feldkirch, Vorarlberg
Erklärung von Fiedl: “Solche Museen gibt es noch zahllos. Es sind die, die in einem Dauerschlaf liegen. Museen an denen alle Entwicklungen vorbeigegangen sind, museografische, wisschenschaftliche, demografische (wer besucht sowas noch?). Manche Räume wirken, als habe man schon lange nicht mehr aufgeräumt oder provisorisch als Abstellmöglichkeit benutzt. Information, gar Deutungen, Fragen – kaum. Restauratorisch schreit vieles nach gepflegterem Umgang, nach sorgsamer Behandlung auch was Beschriftung, Aufstellung, Sichtbarkeit betrifft. Liegts am Geld, am Desinteresse der Stadt Feldkirch, am Trägerverein? Das muß einen als Besucher nicht interessieren. Angesichts der großen Zahl außergewöhnlich qualitätvoller Museen im Land, wird ein solches Museum schnell zum Fossil.”

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