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"Muhzone" - Erster Kuhparkplatz in Schwarzach

Valentin Haag mit seiner Kuh "Lady" auf dem ersten "Kuhparkplatz" in Schwarzach.
Valentin Haag mit seiner Kuh "Lady" auf dem ersten "Kuhparkplatz" in Schwarzach. ©FHV/Hjördis Grabherr
FHV-Studienprojekt "Muhzone" macht mit ungewöhnlicher Aktion auf Stellenwert von Kühen aufmerksam.

Über Autos wird in unserer Gesellschaft viel gesprochen: Wie schnell darf man fahren? Wo kann man am besten parken? Aber was ist mit den Tieren, die uns täglich mit Lebensmitteln versorgen? Vier Studierende der Fachhochschule Vorarlberg (FHV) wagten ein ungewöhnliches Experiment und stellten das Auto einem lebendigen Tier – einer Kuh – gegenüber. Ihr Ziel: den Stellenwert von Tieren, insbesondere Kühen, neu zu denken und eine kritische Diskussion darüber anzuregen.

Zusammen mit Valentin Haag und der Kuh Lady spazierten die Studierenden vom Bauernhof zum Supermarkt.
Zusammen mit Valentin Haag und der Kuh Lady spazierten die Studierenden vom Bauernhof zum Supermarkt. ©FHV/Hjördis Grabherr

"Warum bekommen Kühe weniger Raum als Autos?"

„Beides ist ähnlich groß und schwer, doch das Leben einer Kuh wird als weniger wichtig wahrgenommen, obwohl sie lebt“, erklären die Studierenden Nadja Gabriel, Hjördis Grabherr, Simon Fußenegger und Stefanie Kirsamer. Sie befassten sich deshalb damit, wie viel Raum und Wert wir Tieren im Vergleich zu unseren Fahrzeugen zubilligen. Ein durchschnittlicher Autoparkplatz misst 12,5 Quadratmeter – die gesetzlich vorgeschriebene Mindestgröße für den Stallplatz einer Milchkuh jedoch gerade mal die Hälfte. „Warum bekommen Kühe weniger Raum als Autos?“, so die Ausgangsfrage zu einer ungewöhnlichen Idee: Was wäre, wenn eine Kuh einkaufen geht?

Ein durchschnittlicher Autoparkplatz misst 12,5 Quadratmeter – die gesetzlich vorgeschriebene Mindestgröße für den Stallplatz einer Milchkuh jedoch gerade mal die Hälfte.
Ein durchschnittlicher Autoparkplatz misst 12,5 Quadratmeter – die gesetzlich vorgeschriebene Mindestgröße für den Stallplatz einer Milchkuh jedoch gerade mal die Hälfte. ©FHV/Hjördis Grabherr

"Kuhparkplatz" mit "Kuhnden"-Schild

Am Samstag, den 25. Januar 2025, setzten die Studierenden ihre Idee in Schwarzach in die Tat um – dank der Unterstützung der Bauernfamilie Haag und der Filialleitung von Spar Albrecht. Zusammen mit Valentin Haag und der Kuh Lady spazierten die Studierenden vom Bauernhof zum Supermarkt. Vor dem Spar Albrecht war für „Lady“ ein markierter „Kuhparkplatz“ mit einem Kuh-Icon und einem humorvollen „Kuhnden“-Schild vorbereitet.

Der markierte "Kuhparkplatz".
Der markierte "Kuhparkplatz". ©FHV/Hjördis Grabherr

Die Aktion sorgte für Aufsehen und führte zu vielen positiven Reaktionen. Passanten blieben stehen, zückten ihre Smartphones oder fuhren langsamer vorbei, um einen Blick auf die ungewöhnliche Szene zu werfen. Sogar auf der gegenüberliegenden Straßenseite hielten Interessierte an, um mehr zu erfahren. Ein Großteil der Menschen war amüsiert, doch hinter dem Humor steckt eine ernsthafte Botschaft: Warum werden Kühe in unserer Gesellschaft weniger beachtet als Autos? Die Studierenden wollten mit ihrer Aktion nicht nur für mehr Wertschätzung gegenüber Tieren sensibilisieren, sondern auch die Frage aufwerfen, wie viel Platz wir ihnen in der Zukunft geben sollten.

Vor dem Spar Albrecht war für „Lady“ ein markierter „Kuhparkplatz“ reserviert.
Vor dem Spar Albrecht war für „Lady“ ein markierter „Kuhparkplatz“ reserviert. ©FHV/Hjördis Grabherr

„Wir sind schließlich die, die euch den Tisch decken“

Neben der Frage nach dem Stellenwert von Tieren, wollten die Studierenden auch den Bauern und Bäuerinnen mehr Anerkennung zollen. "Besonders in der Medienberichterstattung werde die Landwirtschaft oft schlecht dargestellt", kritisiert Beate Haag, eine Schwarzacher Bäuerin, die das Projekt unterstützt. „Schlussendlich sind wir es, die euch den Tisch decken“, sagt Beate Haag und bringt damit auf den Punkt, was viele Bauern und Bäuerinnen denken: Ohne ihre Arbeit gäbe es keine Lebensmittel – und doch werde der Beruf zunehmend weniger wertgeschätzt. „Wir sind eine aussterbende Berufsgruppe“, fügt sie hinzu. Der Bauernhof Haag ist ein Heumilchbetrieb, der mit dem freiwilligen Gütesiegel „Tierhaltung Plus“ zertifiziert ist, dass beispielsweise vorschreibt: Kühe müssen an mindestens 120 Tage pro Jahr Bewegungsmöglichkeit auf Alm, Weide oder im Auslauf haben. Sie bieten ihren Tieren also weitaus mehr als es das Gesetz vorschreibt.

Die Aktion sorgte in der Gemeinde für Aufsehen.
Die Aktion sorgte in der Gemeinde für Aufsehen. ©FHV/Hjördis Grabherr

Auch Wilhelm Haag, ihr Mann und ihr Sohn Valentin waren von der Idee der Studierenden begeistert und waren deshalb gerne bereit den Studierenden ihre Kuh "Lady" für die Aktion auszuborgen. Gemeinsam wollten sie ein Zeichen setzen, das zum Nachdenken anregen sollte: Was sind wir bereit, für den Wert eines Lebens zu tun? Und wie können wir die Gesellschaft dazu bewegen, Tiere und ihre Lebensräume genauso ernst zu nehmen wie Autos und deren Parkplätze?

Valentin Haag mit seiner Kuh "Lady"
Valentin Haag mit seiner Kuh "Lady" ©FHV/Hjördis Grabherr

Kunstprojekt mit Botschaft

Das Kunstprojekt „Muhzone“ entstand im Rahmen des Masterstudiums „Design & Creative Leadership“ an der FHV und wurde von den Schweizer Künstlern Frank und Patrik Riklin begleitet. Es dauerte etwa eineinhalb Stunden und sollte sowohl humorvoll als auch konstruktiv sein. Denn am Ende ging es nicht nur darum, Aufmerksamkeit zu erregen, sondern auch eine nachhaltige Diskussion zu starten.

Mit der Aktion „Muhzone“ wollen die Studierenden eine breitere Debatte über den Umgang mit Tieren, ihre Lebensbedingungen und ihre Bedeutung in der modernen Gesellschaft anstoßen. Und vielleicht wird ein „Kuhparkplatz“ in Zukunft ein Symbol für mehr Respekt und Platz für Tiere – ein Zeichen dafür, dass auch Tiere mehr Raum in der öffentlichen Wahrnehmung verdienen.

(VOL.AT)

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