Müll am tiefsten Punkt des Mittelmeers: Forscher alarmiert!

Kein anderes Meer rund um Europa ist so stark vermüllt wie das Mittelmeer. Nun wurde in seiner Tiefsee ein besonders drastischer Fund gemacht: Im Februar 2020 erkundete das Tauchboot "Limiting Factor" das Calypsotief im Ionischen Meer. In 5122 Metern Tiefe wurden dort 167 Müllobjekte gezählt, wie eine Studie im Fachjournal Marine Pollution Bulletin zeigt.
Plastik dominiert am Meeresboden
Die Untersuchung, bei der eine Fläche von 5540 Quadratmetern mittels hochauflösender Videoaufnahmen analysiert wurde, ergab eine Mülldichte von 26.715 Objekten pro Quadratkilometer. Der Anteil von Plastik betrug dabei 88 Prozent. Weitere Materialien waren Glas, Metall und Papier. Ein Teil der Objekte konnte nicht eindeutig zugeordnet werden.
Hotspot durch gezielte Entsorgung vermutet
Besonders auffällig war ein sogenannter Müll-Hotspot mit einer stark erhöhten Dichte an Abfällen. Die Forschenden vermuten, dass hier ein mit Müll gefüllter Sack direkt von einem Schiff aus entsorgt wurde. Die Anordnung der Objekte und Spuren im Sediment deuten laut Studie auf einen solchen Vorgang hin.
Calypsotief als Endstation für Meeresmüll
Die Studie belegt, dass das Calypsotief als eine Art "Falle" für treibenden Plastikmüll fungiert. Strömungen und Wirbel fördern den Transport von Abfällen aus weit entfernten Regionen, etwa aus der Adria. Die tiefen Meeresbecken sind durch ihre Struktur besonders anfällig für die Ansammlung von langlebigem Müll.
Auswirkungen auf Ökosysteme
Obwohl kaum Wechselwirkungen zwischen Müll und der dortigen Tiefsee-Fauna beobachtet wurden, warnen die Wissenschafter vor langfristigen Ökosystemveränderungen.
Kunststoff stellt eine besondere Gefahr dar: Er kann sich in Mikroplastik zersetzen und damit empfindliche Tiefsee-Ökosysteme langfristig schädigen.
Appell an Politik und Gesellschaft
Die Autorinnen und Autoren der Studie plädieren für internationale Maßnahmen zur Eindämmung der Plastikflut. Die Erkenntnisse sollen in globale Abkommen wie das UN-Plastikabkommen einfließen und das Bewusstsein für die kaum sichtbare, aber tiefgreifende Verschmutzung der Meere stärken.
Lage:
Im Ionischen Meer, rund 60 km südwestlich der griechischen Halbinsel Peloponnes
Tiefe:
5122 Meter – tiefster Punkt des Mittelmeers
Name:
Auch bekannt als Oinousses- oder Vavilov-Tief
Besonderheit:
Hohe Wassertemperatur (ca. 14 °C) und extrem niedrige biologische Vielfalt
Aktueller Fund:
167 Müllobjekte bei einem Tauchgang mit dem Tauchboot „Limiting Factor“ dokumentiert
(VOL.AT)
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