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Mother! - Trailer und Kritik zum Film

Darren Aronofsky hat als Regisseur einst mit Werken wie "Requiem for a dream" oder "Black Swan" eine sehr markante Filmsprache entwickelt, die er mit der Bibel-Sci-Fi-Adaption "Noah" bereits verwässerte. Diesen Weg setzt der Filmemacher mit dem blasierten Genrehybrid "Mother!", der bei der Weltpremiere in Venedig vor wenigen Tagen einen Buhsturm erntete, nun konsequent fort.

Im Zentrum von “Mother!” steht ein namenloses Paar (Javier Bardem und Jennifer Lawrence), das im ebenfalls nicht definierten Nirgendwo ein abgeschiedenes, viktorianisches Landhaus bewohnt.

Mother! – Die Handlung

Während er sich als berühmter Dichter mit einer Schreibblockade quält, baut sie das einst abgebrannte Anwesen zum heimeligen Schatzkästchen um – bis eines Tages zwei Fremde in das Idyll eindringen. Ein angeblich sterbender Fan (Ed Harris) und seine übergriffige Gattin (Michelle Pfeiffer) wollen ihrem Idol angeblich nochmals nahekommen – und der geschmeichelte Autor lädt die Besucher zum Bleiben ein. Sie hingegen fühlt sich zunehmend unwohl und fremd im Eigenheim, hat Visionen und Krämpfe. Schließlich erscheinen auch die beiden Söhne des Paares, und es kommt zu einem Mord. Bei diesem Besuch alleine wird es allerdings nicht bleiben.

Mother! – Die Kritik

Aronofsky entfernt sich mit seinem neuen Werk weit von seinen Verliererporträts “The Wrestler” oder “Requiem for a dream” und wandelt anfänglich eher auf den Spuren von Suspense-Horrorspezialist M. Night Shyamalan – um dann zu überdrehen. Lange benötigt “Mother!”, bis das Geschehen in die Gänge kommt. Lieber lässt Aronofsky seinen Star Jennifer Lawrence wie die stumme Version einer Screamqueen des klassischen Horrorfilms mit aufgerissenen Augen durchs Haus wandeln. Treppauf, treppab, in den Keller und dann wieder in den ersten Stock, immer in Begleitung der Handkamera von “Iron Man”-Kameramann Matthew Libatique. Ein guter Teil der Erzählung besteht letztlich darin, Jennifer Lawrence beim Gehen zu sehen, garniert mit einigen handelsüblichen Schreckeffekten. Dass Aronofsky ebenso wie sein Hauptdarsteller Javier Bardem 48 Jahre alt ist und seit dem Dreh mit der 27-jährigen Jennifer Lawrence liiert, mag da den Wunsch nach ausgiebiger Abbildung befeuert haben.

Irgendwann wird das aber selbst dem Regisseur zu langweilig, und er erhöht die Schlagzahl. Dabei überfrachtet er die anfänglich noch etwas subtiler eingeführten Metaphern und packt einen ganzen Strauß an Symbolismen aus dem Setzkasten des avancierten Kulturschaffenden in den Fortgang der Narration: Haus – Gebärmutter, Schwangerschaft – kreativer Schaffensprozess, Schöpfung – Kunstwerk kreieren, Künstler – Gott, Feuer – Reinigung und Neubeginn. Je länger “Mother!” dauert, umso mehr versteigt sich Aronofsky im Artsy-Fartsy-Kosmos, desto bizarrer, hypertropher wird das Geschehen, das seine Figuren an den Rand der Karikatur und den Zuschauer zu unfreiwilligen Lachern treibt. Biblische Schöpfungsgeschichte plus Haunted-House-Horror plus “Hinterholz 8” ist einfach ein bisschen viel für einen Film.

Und so verlieren sich die Qualitäten eines hoch elaborierten Sounddesigns und einer – wie stets bei Aronofsky – hohen visuellen Ästhetik im Überfluss des Überflüssigen. Der wahre Horror für den Zuschauer stellt sich bei “Mother!” letztlich erst dann ein, wenn am Ende scheinbar wieder alles von vorne losgeht. So bleibt bei all der blasierten, humorbefreiten Künstlerselbstbespiegelung durch einen Kunstfilmer letztlich die traurige Erkenntnis: Der meint das wohl wirklich ernst.

>> Alle Filmstartzeiten zu “Mother!”

(APA)

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