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Moskau: Rebellenchef Saidullajew tot

Der russischen Armee ist ein harter Schlag gegen die tschetschenischen Rebellen gelungen: Spezialeinheiten töteten den Anführer des tschetschenischen Rebellen, Abdulchamid Saidullajew.

Er sei im Rahmen einer gezielten Operation durch Truppen des Innenministeriums in seinem tschechenischen Geburtsort Argun eliminiert worden, sagte der Regierungschef der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, am Samstag der Agentur Interfax.

Saidullajew, auch als „Präsident Itschkeriens“ bekannt, galt als radikal und wurde dem streng moslemischen wahhabitischen Zweig der Rebellen zugeordnet.

Der Tod Sadullajews werde die Situation in Tschetschenien kaum verändern, sagte der russische Politologe Sergej Markow. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, dem Rebellenführer und tschetschenischen Ex-Präsidenten Aslan Maschadow, sei Saidullajew nie eine politische Autorität gewesen. Saidullajew war im März 2005 nach dem Tod Maschadows zu dessen Nachfolger als Führer des Untergrundes aufgerückt. Um die Situation in Tschetschenien zu verbessern, müssten einige Figuren mehr beseitigt werden, unter ihnen den Chef des islamistischen Flügels der Rebellen, Schamil Bassajew, sagte Markow weiter.

Saidullajew kam 1967 in Argun zur Welt. Im ersten Tschetschenienkrieg von 1994-1996 war er Feldkommandant der Separatisten und wurde später als Fernsehprediger bekannt. Als fundamentalistischen Gruppen nahe stehender Rebell befürwortete er die Ausweitung des Krieges in die moslemischen Nachbarrepubliken mit dem Ziel, im Kaukasus einen religiösen Staat zu schaffen. Er beendete die Politik seines Vorgängers Maschadows, der Verhandlungen mit Russland angestrebt hatte.

Tschetscheniens Rebellenchef Saidullajew angeblich verraten

Der nach offiziellen Angaben bei einem Sondereinsatz der Polizei getötete tschetschenische Rebellenführer Abdulchamid Saidullajew (Sadulajew) ist offenbar verraten worden. Ein enger Vertrauter habe den Rebellenführer für 1.500 Rubel (43 Euro) verraten, berichtete der von Moskau gestützte Ministerpräsident der Kaukasusrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow. Der Mann habe offenbar „dringend eine Dosis Heroin gebraucht, also hat er seinen Führer gegen Heroin verkauft“.

Saidullajew habe offenbar in Argun einen Anschlag für die Zeit des G-8-Gipfels in St. Petersburg Mitte Juli geplant, sagte Kadyrow weiter. Die Polizeiaktion sei am Samstag in Saidullajews Heimatstadt Argun östlich von Grosny erfolgt, teilte der russische Geheimdienst FSB mit. Zwei Sicherheitskräfte seien ums Leben gekommen. Der Polizeichef von Argun bestätigte, dass die Sicherheitskräfte Saidullajew auf einen Hinweis hin aufgespürt hätten. Als er Widerstand geleistet habe, sei er getötet worden. Zwei Rebellen seien vermutlich entkommen.

Der Verwaltungschef der Stadt, Ibragim Temirbajew, sagte, der Leichnam des Rebellenchefs sei identifiziert und anschließend nach Zentoroi gebracht worden, Kadyrows Hochburg.

Saidullajew, ein früherer Richter an einem so genannten islamischen Schariat-Komitee der Rebellen, war Nachfolger von Separatistenführer Aslan Maschadow, der im März vergangenen Jahres bei einer russischen Militäraktion getötet worden war. „Die Terroristen sind praktisch kopflos“, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax Ministerpräsident Kadyrow. Der Tod Saidullajews sei ein schwerer Schlag für die Aufständischen, von dem sie sich nicht erholen würden.

Die Rebellen-Website Kawkascenter bestätigte die Berichte hingegen vorerst nicht. In tschetschenischen Kreisen galt Saidullajew als gemäßigt, die pro-russische Seite sah in ihm einen radikalen Wahhabiten. Seine Nachfolge wird nun voraussichtlich sein Stellvertreter Doka Umarow antreten. Der Rebellenführer hatte diesen in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der bulgarischen Zeitschrift „Politika“ selbst ins Spiel gebracht.

In Tschetschenien, wo die russische Armee erstmals 1994 einmarschiert war, kämpfen Rebellen bis heute für die Unabhängigkeit von Moskau. In dem Konflikt starben schätzungsweise 100.000 Zivilisten. Menschenrechtsorganisationen prangern immer wieder das Klima der Rechtlosigkeit in dem Land an: Nach Schätzungen von Human Rights Watch verschwanden seit Herbst 1999 bis zu 5000 Menschen. In den meisten Fällen seien russische Soldaten oder pro-russische, tschetschenische Truppen die Täter gewesen.

Doku Umarow ist Nachfolger des getöteten Rebellenführers Saidullajew

Nach dem Tod des Rebellenführers Abdulchamid Saidullajew (Sadulajew) tritt der bisherige Vize-Präsident der tschetschenischen Rebellenregierung, Doku Umarow, seine Nachfolge an. Umarow sei „ab heute“ der neue Präsident der „tschetschenischen Republik“, sagte der Außenminister der von Moskau nicht anerkannten Rebellenregierung, Achmed Sakajew, am Samstag im russischen Rundfunk. Damit bestätigte er indirekt den Tod von Abdulchamid Saidullajew. Nach Angaben der Moskau-treuen tschetschenischen Regierung wurde er bei einem Sondereinsatz des russischen Geheimdienstes getötet.

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