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Mörder oder nicht? Auf TikTok erzählt Jens Söring von seinen 33 Jahren in Haft

Auf TikTok erzählt Jens Söring von seinem Fall.
Auf TikTok erzählt Jens Söring von seinem Fall. ©Canva, TikTok/Jens Söring
33 Jahre saß Jens Söring wegen eines Doppelmords im Gefängnis. Ob er nun schuldig ist oder nicht, ist bis heute bestritten. Auf TikTok erzählt der 56-Jährige nun selbst von seiner Geschichte.

"Aktenzeichen XY … ungelöst", "Medical Detectives – Geheimnisse der Gerichtsmedizin" und Co. Für viele Menschen üben Dokumentationen über wahre Verbrechen eine ungeheure Faszination aus. Nicht umsonst gibt es den "True Crime"-Kick mittlerweile bereits in Form diverser Podcasts,
Dokumentationen und Bücher immer und überall erhältlich. Ein Zug, auf den nun niemand geringerer als ein tatsächlich verurteilter Mörder mitaufgesprungen ist.

Die Geschichte eines Mordes, oder?

"Hallo, ich heiße Jens Söring und ich habe 33 Jahre im Gefängnis verbracht. Für ein Verbrechen, das ich nicht begangen habe. Die ersten drei Jahre meiner Haft drohte mir die Todesstrafe - die Hinrichtung im elektrischen Stuhl", erzählt ein unscheinbar, ja durchaus harmlos wirkender Mann auf TikTok. Jens Söring wirkt wie der nette Kerl aus der Nachbarschaft, der einem jeden Morgen am Briefkasten freundlich zuwinkt. Diesem Bild widerspricht jedoch die Geschichte des 56-Jährigen.

Der deutsche Diplomatensohn wurde wegen des Mordes an zwei Menschen verurteilt. Er soll 1985 die Eltern seiner damaligen Freundin Elizabeth Haysom auf brutale Art und Weise getötet haben. Vor Gericht gestand er zunächst die Tat begangen zu haben. Er wurde zu einer zweimal lebenslangen Haftstrafe in einem US-Gefängnis verurteilt - mit Androhung auf Todesstrafe. 33 Jahre, 6 Monate und 25 Tage ist Söring eingesperrt. Doch dann kam die Wendung.

Geständnis zurückgezogen

Der Verurteilte zieht sein Geständnis zurück. Er habe die Eltern seiner Freundin nicht getötet. Er habe nur seine damalige Freundin beschützen wollen, da er wusste, dass dieser aufgrund der Tat die Todesstrafe drohen würde - so wie ihm für die ersten drei Jahre seiner Inhaftierung. Im November 2019 hatte das zuständige US-Gremium dann entschieden, Söring auf Bewährung freizulassen.

Begnadigt wurde er nicht, doch bedeutete seine darauffolgende Abschiebung nach Deutschland einen neuen Anfang für den vermeintlichen Täter: Denn in Deutschland ist Söring ein freier Mann. Nach 33 Jahren Haft darf er ein normales Leben führen. Dass dieses jedoch auch weiterhin von dem Erlebten geprägt sein würde, lag in der Natur der Sache. "Ich möchte die Vergangenheit nicht vergessen, nicht davor weglaufen. Ungeschehen machen kann ich sie ohnehin nicht", erklärt Söring.

Vermeintlicher Mörder wird zum TikTok-Star

So begann der heute 56-Jährige öffentlich über seine Geschichte zu sprechen. Auf ein von ihm verfasstes Buch folgten des Weiteren eine fünfteilige Netflix-Serie sowie ein eigener Podcast "Das System Söring" zu dem Fall. Nun will der deutsche Diplomatensohn jedoch auch ein jüngeres Publikum erreichen. Und was eignet sich dafür wohl besser als Social Media? Ende Juli startete Söring seinen eigenen TikTok-Account.

In kurzen Videos fasst er dort für seine Zuhörer seine ganze Geschichte, von dem Abend der Tat, über die Verurteilung und Haftstrafe, bis hin zu seiner Freilassung zusammen. Und das liegt nicht allein an der medienrelevanten Rolle des alten Falls. Wie oft bekommt man schon die Chance, einen vermeintlichen Mörder selbst über die angebliche Tat sprechen zu hören? So ist nicht verwunderlich, dass das Konzept gut bei den Usern ankommt. Knapp 77.000 Follower hat der 56-Jährige mittlerweile auf TikTok, seine Videos haben bis zu einer Millionen Klicks.

(VOl.AT)

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