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Montessori hautnah

20 Kinder besuchen den Montessori-Kindergarten in Ludesch.
20 Kinder besuchen den Montessori-Kindergarten in Ludesch. ©Hechenberger
Ludesch (VN-mm) - Mit einer besonderen Initiative will Brigitte Rambichler Pädagogik begreifbar machen.

Ihre Herkunft ist auch nach zehn Jahren in Vorarlberg unverkennbar. „Ich stamme aus Oberbayern“, sagt Brigitte Rambichler in sattem Dialekt. Das trägt ihr zuweilen zwar immer noch anzügliche Bemerkungen ein. Doch die pariert sie scherzhaft mit dem Hinweis, dass das Integrationsverfahren bereits laufe. Mit Vorurteilen behaftet ist auch das, was sie beruflich tut. Vor bald fünf Jahren hat die zweifache Mutter in Ludesch das Montessori-Zentrum Oberland gegründet. Obwohl die Nachfrage nach den Kindergarten- und Volksschulplätzen enorm groß ist, ortet Brigitte Rambichler trotzdem bei vielen Leuten noch Zweifel an dieser Form der Pädagogik.

Aufklärungsarbeit leisten

Weil sie aber nicht will, dass die Einrichtung nur deshalb ausgesucht wird, weil „Schule auf diese Weise netter ist“, geht sie in die Offensive. Künftig kann jeden zweiten Mittwoch im Monat der Schul- und Kindergartenalltag im Montessori-Zentrum Oberland hautnah miterlebt werden. „Mit dieser Initiative möchten wir Aufklärungsarbeit leisten und zeigen, was Montessori-Pädagogik eigentlich ist“, erklärt Brigitte Rambichler. Die erste Runde startet am Mittwoch, 9. November. Geöffnet sind die Türen von 13.30 bis 16 Uhr. Brigitte Rambichler selbst fand vor etwa 15 Jahren der eigenen Kinder wegen zur Montessori-Pädagogik. Die Ausbildung absolvierte sie in Deutschland und Österreich. Schon in Bayern war sie an verschiedenen Initiativen beteiligt. Als die Familie nach Vorarlberg zog, weil der Vater hier ein Jobangebot bekam, setzte Brigitte Rambichler ihre Ideen hier um. Sie initiierte in Nenzing einen Montessori-Kindergarten, der sich so gut entwickelte, dass bald an die Gründung einer Volksschule gedacht wurde. „Wir suchten Partner für einen Schulstandort und landeten schließlich in Ludesch“, erzählt die umtriebige Bajuwarin.

Florierendes Zentrum

Der Umzug mit Kind und Kegel fiel leicht, weil auch die politische Unterstützung gegeben war. „Die Bildungslandschaft ist bereit für Alternativen“, gibt sich Brigitte Rambichler überzeugt. Doch es brauche Menschen, die die nötige Energie aufbringen, solche Projekte zu realisieren. „Dann kann man viel bewegen.“ Diese Menschen hat die leidenschaftliche Naturfreundin gefunden. Das Montessori-Zentrum Oberland floriert. Neun Kinder besuchen die Kleinkindgruppe, 20 den Kindergarten und 33 die Volksschule mit Öffentlichkeitsrecht. Was dort abläuft, scheint vielen indes noch suspekt. „Die Leute können sich kein Bild davon machen“, bringt es Brigitte Rambichler auf den Punkt. Da geistern nach wie vor Meinungen von „die Schüler dürfen tun und lassen, was sie wollen“ bis „die bringen doch keine Leistung“ durch die Köpfe.

Berührungsängste abbauen

Das kann die 45-Jährige so allerdings nicht stehen lassen. „Unser Haus ist ein stabiler Rahmen mit klaren Regeln, das den Kindern einen Raum zur Entwicklung bietet, bei der sie von unseren Pädagoginnen begleitet werden“, erklärt Rambichler. Kinder eigene Entscheidungen treffen und den Lernprozess sowie das Gemeinschaftsleben mitgestalten zu lassen, sind zentrale Elemente der Montessori-Pädagogik, die nun auch für Außenstehende erlebbar werden sollen. Dahinter steckt die ehrliche Hoffnung, vorhandene Berührungsängste abbauen zu können. Es ist nicht der einzige fromme Wunsch. „Es wäre schön, wenn die Kinder ihre ganze Pflichtschulzeit in unserem Haus absolvieren könnten“, nennt Brigitte Rambichler noch einen. Will heißen, das Montessori-Zentrum Oberland strebt die Gründung einer Hauptschule an. „Lebens- und Lernprozesse enden ja nicht mit der letzten Volksschulklasse“, merkt Rambichler an. Und hat damit wohl recht.

Zur Person

Brigitte Rambichler

Geboren: 29. Juni 1966 in Halling

Familienstand: Lebensgemeinschaft, 2 Kinder, Leander (14), Felina (9)

Beruf: Montessori-Pädagogin

Hobbys: Natur, Berge, Skitouren, Stricken

Wohnort: Ludesch

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