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Modischer Notstand: Zulus droht Leopardenfell auszugehen

©AP
Im Königreich der Zulu droht modischer Notstand. Wer bei den acht Millionen Menschen des stolzen südafrikanischen Volkes etwas auf sich hält, trägt Leopardenfell.

Der mutmaßliche nächste Staatspräsident Südafrikas, Jacob Zuma, macht darin eine ebenso gute Figur wie Zulu-Monarch Goodwill Zwelithini. Sie sind im Kap-Staat nicht die einzigen – auch die Nkosi, die Häuptlinge, präsentieren sich darin gerne traditionsbewusst. Ebenso die auf mehrere Millionen geschätzten Gläubigen der Nazareth Baptist Church, die nach Gründer Isaiah Shembe meist nur Shembe-Kirche genannt wird.

Doch die enorme Nachfrage lässt den Leopardenbestand der Zulu-Provinz KwaZulu-Natal schmelzen wie Butter unter Afrikas Sonne. Schon schlagen Tierschützer Alarm. Der für die Naturparkbehörde Emzemvelo tätige Wissenschafter Peter Goodman erklärte der Zeitung “The Mercury”, dass die letzte Zählung des Leopardenbestands weniger als 500 der nachtaktiven Großkatzen ergab. Und knapp 300 davon leben auf Privatgelände. “Das wirft erneut Fragen auf, wie die Nachfrage nach traditionellen Leopardenfell-Kleidungsstücken den Niedergang des wilden Leopardenbestands beeinflusst”, schrieb das Blatt.

Und der Handel blüht ganz offensichtlich. Vergangenes Jahr wurden bei einem Fellhändler in Ubombo 64 Leopardenfelle sichergestellt. Nur vier Jahre zuvor waren bei ihm 58 Felle beschlagnahmt worden. Auch aus anderen Provinzen gibt es immer wieder Berichte über den Handel mit derartigen Fellen. Selbst in der fernen Metropole Johannesburg kann man sie kaufen, wenn man die richtigen Ecken kennt.

Seit Jahren kritisieren Tierschützer, dass die Nachfrage durch die traditionelle Mode, aber auch die traditionelle Medizin die Tierwelt bedroht. Denn Heiler verarbeiten oft Körperteile seltener Tiere für ihre Medizin. Dazu gehören auch Leoparden. Felle der Großkatze sind dagegen meist nur ranghohen Personen vorbehalten. Meistens sind es Häuptlinge oder Könige, die im demokratischen Kap-Staat als Verbeugung vor der zu Apartheid-Zeiten gering geschätzten afrikanischen Tradition heute vom Steuerzahler finanziert werden.

Gerade zu Wahlzeiten wie jetzt werden diese traditionellen Würdenträger von Politikern hofiert – denn sie haben nach wie vor Einfluss in ländlichen Gemeinden. Das gilt auch für die zahlreichen Sekten, die im Lande wie Pilze aus dem Boden schießen. Die 1910 gegründete Shembe-Kirche ist eine der wichtigsten. Ihre Gläubigen tragen bei feierlichen Anlässen aus Leopardenfell genähte Kopfbänder, die wie ein Heiligenschein wirken. Diskussionen über eine Änderung der Mode lehnte einer ihrer Sprecher mit Hinweis auf “Gottes Wort” ab.

Auch der vollbärtige Zulu-Monarch Zwelithini, der sich im benachbarten Gebirgs-Königreich Swasiland gerne vom höfischen Glanze des umstrittenen Monarchen Mswati III inspirieren lässt, zeigte sich weitgehend unbeeindruckt. Für ihn wäre es nicht das erste Ungemach mit Tierschützern. Der blaublütige Zwelithini – er hat als polygamer Herrscher aus altem Zulu-Adel sechs Frauen und 27 Kinder und zelebriert royale Prachtentfaltung – hatte sich schon zuvor mit ihnen angelegt. Ein von ihm neu belebter Brauch sieht vor, dass Dutzende junger Männer einen Stier jagen und ihm mit bloßen Händen das Genick brechen. Eine Debatte mit den Kritikern lehnte er ab: Der königliche Hof müsse sich nicht für seine Bräuche rechtfertigen.

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