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Model-Ghandi mit Diva-Allüren

Modelagent Dominik Wachta in seinem Lieblings-Cafe in Palma de Mallorca, der „Bar Cristal“.
Modelagent Dominik Wachta in seinem Lieblings-Cafe in Palma de Mallorca, der „Bar Cristal“. ©Privat: Michael Schnabl
Schwarzach - Jademodels Geschäftsführer Dominik Wachta hat mit den schönsten Frauen der Welt zu tun.

WANN & WO: Bis zu deinem dritten Lebensjahr hast du in Krumbach gewohnt. Was verbindest du heute noch mit dem Ländle?
Dominik Wachta: Das Fischen. Bis ich zwölf Jahre alt war, habe ich den Sommer meistens in Vorarlberg verbracht. Mit dem Pfarrer von Klaus – er war mein Onkel – bin ich fischen gegangen. Ich fand das damals so kurios: Ein Pfarrer, der fischen geht.

WANN & WO: Wann bist du zum ersten Mal mit dem Model-Business in Berührung gekommen?
Dominik Wachta: Genau genommen schon als Baby.

WANN & WO: Wie ist das zu verstehen?
Dominik Wachta: Ich war eine Zeit lang das Baby auf dem Pampers Karton (lacht). Mit sieben habe ich ein Werbevideo für Pedigree gedreht, damals noch Pedigree Pal. Im Teenager-Alter habe ich selbst ein wenig gemodelt. Ich habe dann aber gesehen, für die große Modelkarriere reicht es nicht – dazu habe ich viel zu gern gegessen (lacht). Nach einiger Zeit fing ich als Booker an. Mit etwa 19 Jahren war ich dann der jüngste Head-Booker in der Modelszene. Nach dem Zivildienst habe ich verschiedenste Berufe ausprobiert: Ich habe in einem Call-Center gearbeitet, war Immobilienmakler. Das alles hat mir aber nicht wirklich Spaß ge­­macht. Daraufhin habe ich mich entschlossen, meine eigene Modelagentur zu gründen. Das war eine Event-Modelagentur.

WANN & WO: Wie kam es dann schlussendlich zur heutigen Agentur Jademodels?
Dominik Wachta: Ich habe meinen Geschäftspartner in der Disco kennen gelernt. Er hatte schon Erfahrung in der Modelbranche – gemeinsam haben wir dann Jademodels gegründet. Das schöne ist, er ist heute noch mit an Bord – unser Joker quasi, der immer gute Kontakte mitbringt.

WANN & WO: Du warst recht jung für einen Geschäftsführer. Haben dich deine Mitstreiter ernst ­genommen?
Dominik Wachta: Es hat sehr lange gedauert, bis ich ernst genommen wurde. Der entscheidende Punkt ist aber: Mir war das eigentlich immer schon relativ egal. Ich habe immer mein Ding gemacht. Wenn etwas nur mich betrifft, habe ich nur wenig Gespür für Risiko. Mir fehlt die Sensibilität, dass etwas schief gehen kann. Falls es doch nicht klappen sollte, mach ich es einfach nochmal. Und nochmal. Im Endeffekt habe ich nur etwas daraus gelernt.

WANN & WO: Was macht deine Modelagentur aus?
Dominik Wachta: Wenn jemand in Österreich modeln will, gibt es bestimmt bessere Agenturen. Will jemand aber im Ausland erfolgreich sein, glaube ich, dass Jademodels einer der ersten Ansprechpartner in Österreich ist.

WANN & WO: Bist du mit deinen Models per du?
Dominik Wachta: Natürlich. Wenn mich eine siezt, frage ich immer, ob ich schon so alt aussehe. Ich glaube aber, dass ist in dieser Branche generell üblich.

WANN & WO: Würdest du dich selbst als angenehmen Chef ­be­­­­zeichnen?
Dominik Wachta: Ich habe viele Facetten, bin eine komplizierte Persönlichkeit habe aber ein sehr großes Herz. Ich bin für die Mädels quasi der Psychologe vom Dienst, der beste Freund. Gleichzeitig bin ich hin und wieder aber auch eine launische Diva. Ich bin ein Mensch, der 100 Prozent gibt – bei allem, ich zelebriere jede Seite des Lebens. Wenn ich aber schlecht aufgelegt bin, spürt man das auch. Generell bin ich eher eine „Seltenheit“ in der Modelbranche, da ich ein sehr offenherziger Mensch bin und versuche, meine private Weltanschauung auch in den Beruf miteinfließen zu lassen.

WANN & WO: Bei der Gründung von Jademodels war der Werbeslogan: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünscht für diese Welt“ von Mahatma Ghandi. Welche Bedeutung hat das für dich?
Dominik Wachta: Dieser Slogan hat mir in der Wiener Modelszene den Spitznamen Model-Ghandi eingebracht (lacht). Das ist meine Philosophie, die ich in die Branche miteinbringen will. Als ich jung war, habe ich viele Bücher von Ghandi gelesen, die mich sehr inspiriert haben. Im Moment lese ich gerade von Trutz Hardo „Das große Karma Handbuch“.

WANN & WO: Heißt das, du bist ein gläubiger Mensch?
Dominik Wachta: Nein, ich bin ein spiritueller Atheist (lacht). Ich glaube nicht an einen Gott oder Ähnliches – es gibt aber etwas Größeres, das wir nicht auf den ersten Blick sehen können.

WANN & WO: Model-Casting Shows sind im Moment sehr präsent. Was hältst du von solchen Formaten?
Dominik Wachta: Ich kann jedem Model nur abraten, zu solchen Castings zu gehen. Sie gaukeln eine Welt vor, die in dieser Form nicht existiert. Das Ganze ist skripted, die Models müssen Knebelverträge unterschreiben, sie dürfen nicht über das reden, was hinter den Kulissen passiert. Wenn jemand im Model-Business Fuß fassen will, kann ich nur raten, sich eine gute Agentur zu suchen oder bei einem Model-Contest mitzumachen. Ich mag es nicht, wenn die Träume von jungen Menschen einfach ausgenutzt werden. Kaum ist die Staffel abgedreht, ist ihnen das Wohl der Mädchen egal, sie werden nicht vermarktet, nicht gepusht.

WANN & WO: Wie beurteilst du die Entwicklung in der Modelbranche?
Dominik Wachta: Grundsätzlich finde ich den aktuellen Trend der Plus-Size-Models, oder wie ich sage, der Normal-Size-Models sehr positiv. In Österreich funktioniert das aber einfach nicht. Wir haben das öfter probiert. Die Entwicklung hat aber zu einer Sensibilisierung in der Branche geführt. Mittlerweile werden nicht mehr eklatant magere Models forciert. Ich habe gerade ein Model nach Mailand geschickt mit 92 Zentimeter Hüftumfang. Das wäre vor ein paar Jahren undenkbar gewesen.

WANN & WO: Wie schätzt du die österreichische Model-Szene ein?
Dominik Wachta: Die österreichische Modelszene ist wie die heimische Fußball-Bundesliga. Die Leute gehen hin, um sich ausbilden zu lassen und schauen schlussendlich, dass sie in eine höhere Liga aufsteigen können. In Österreich wird man erst wahrgenommen, wenn man im Ausland etwas er­­reicht hat – das beschränkt sich nicht nur auf den Model-Markt.

WANN & WO: Laut einer Studie würde sich jeder fünfte Jugendliche unters Messer legen. Wie stehst du zu Schönheits-OPs?
Dominik Wachta: Ich hab das immer schon schrecklich gefunden. Man sollte zu dem stehen, was und wer man ist. Ich stehe ja auch zu meinem kleinen „Backhendl­friedhof“. Wir leben in einer sehr oberflächlichen Welt, den Menschen wird das Selbstwertgefühl aberzogen. Ich habe für mich selbst den Schlüssel zu einem glücklichen Leben in der Selbstliebe gefunden. Nicht die übertriebene, sondern die ehrliche, echte Selbstliebe.

WANN & WO: Chef einer Model­agentur zu sein ist ein 24/7 Job.
Dominik Wachta: Das hast du sehr gut auf den Punkt gebracht (lacht).

WANN & WO: Hast du überhaupt Zeit für etwas Anderes?
Dominik Wachta: Ich fotografiere. Unter dem Namen Imiak Khan habe ich es sogar in die italienische Foto-Vogue geschafft – mit dem Vorarlberger Model Lilia Kutlina.

WANN & WO: Bei deinem Beruf hast du den ganzen Tag wunderschöne Frauen zu tun. Wie sieht es in deinem Privatleben aus?
Dominik Wachta: Ich war mit einer Kärtnerin liiert, die aus damaliger Sicht die Liebe meines Lebens war. Außerdem kam es zu Todesfällen in der Familie – ich brauche eine Ausezit, wollte ein neues Kapital starten, das habe ich hier in Mallorca gemacht. Seitdem sind es eher lockere Geschichten. Ich lebe im Moment sehr ungebunden und leger.

WANN & WO: Wie kann man sich das Leben auf Mallorca – der Partyinsel schlechthin – vorstellen?
Dominik Wachta: Die Menschen unterschätzen die Insel. Sie hat extrem viel zu bieten: von malerischen Fischerdörfern über Industriestädte bis hin zu Bergdörfern. Ich selbst sitze leider viel zu viel im Büro. Wenn es mir dann aber zu viel wird, schnappe ich mir meinen Laptop, setzte mich in den Hafen und arbeite von dort aus.

Wordrap

  • Mallorca: Sehr facettenreiche Insel, die massiv unterschätzt wird.
  • Vorarlberg: Werde ich immer in meinem Herzen tragen.
  • Model-Business: Szene mit großen Möglichkeiten aber auch vielen Fallen.
  • Heidi Klum: Wie schon Karl Lagerfeld sagte: „Sie war nie in Paris, sie war nie in Mailand – die kennen wir nicht.“
  • Vorbild: Roberta Manganelli von Stella-Models – eine absolute Powerfrau.
  • Risiko: Kenn ich nur, wenn es auch andere Menschen betrifft.
  • Plus-Size-Model: Ein guter Trend – ein Schritt in die richtige Richtung.

Zur Person

  • Name: Dominik Wachta
  • Jahrgang: 1983
  • Wohnort: Mallorca, geboren in Krumbach, aufgewachsen in Wien
  • Beruf: Model-Manager Jademodels

(WANN & WO)

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