Der legendär gewordene Hutschenschleuderer und scheinbare Nichtsnutz aus der Feder des Ungarn Ferenc Molnàr hat wieder Konjunktur. 1909 uraufgeführt, war Liliom nie ganz weg von der Bühne. Will man heutzutage aber ernsthaft damit punkten, darf keine Sozialromantik im Spiel sein. Ein Publikum zu bedienen, das genau danach trachtet, kam Regisseur Florian Boesch wohl auch deshalb nicht in den Sinn. Dafür riskierte er einige Ratlosigkeit bei der Premiere am Bayerischen Staatsschauspiel, dem Residenztheater in München. Kitsch hätten einige am vergangenen, eiskalten Winterwochenende eher akzeptiert als die kühle Vernunft, die Boesch der Geschichte angedeihen lässt.
Für die Gegenwart gerettet
Vergleiche gibt es viele, am Wiener Volkstheater zelebrierte Michael Schottenberg mit Liliom gerade erst eine Proletarier-Ballade, die nicht wirklich zündete und so mancher hat noch Michael Thalheimers radikale Entschlackung in Hamburg im Kopf, die zum Härtesten zählt was man unter dem Titel Liliom bislang vorgesetzt bekam. Boesch, der in München zum gefragten Regisseur heranwuchs und nun freiberuflich tätig ist, geht nicht ganz so weit. Die reduzierte und damit auch sehr genau gesetzte Sprache von Molnàr darf wirken und wird mit Schlagertexten kombiniert, die Liliom zum Star in einem Tanzschuppen machen. Doch dieses Podium gut nachgezeichnet mit einer Drehbühne ist das, was ihn am Leben hält. Die Kündigung, die erfolgt weil er sich in Julie verliebt, raubt ihm jegliche Grundlage. Im schlechten Kerl, der hier zu Gewalt neigt, verdichtet sich das Schicksal des Arbeitslosen subtil, unverschämt klischeefrei und damit unter die Haut gehend. Männer sind arme Teufel, singt Michael von Au und hat Molnàrs Liliom für die Gegenwart gerettet. Und Boesch? Von dem hört man unter anderem, dass er auch in Karlsruhe und bald in Berlin tätig ist.
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