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"Männer manchmal größenwahnsinnig"

Internationaler Frauentag: Was erwarten sich junge Frauen vom Leben? Was haben sie für Träume? Anlässlich des Weltfrauentages sprach die NEUE mit vier jungen Frauen.

Franziska Rupp (16) aus Lochau, Gymnasiastin:

„Zuerst möchte ich die Matura machen. Dann würde ich gerne die Welt bereisen. Ich möchte viel von der Welt sehen. Denn wenn man sieht, wie’s anderswo ist, versteht man auch die größeren Zusammenhänge. Dann möchte ich studieren gehen, etwas Kreatives, zum Beispiel Fotografie. Als Fotografin könnte ich viel reisen. Das würde ich total gern machen. Auf keinen Fall möchte ich früh heiraten und schon während des Studiums Kinder bekommen. Mir ist eine eigene Berufskarriere wichtig. Kinder möchte ich erst, wenn ich einen geregelten Beruf habe. Dann kann ich ihnen Sicherheit geben. Zwei Kinder wären ideal. Mein größter Traum ist es, in die Welt zu ziehen und Abenteuer zu erleben.

Den Weltfrauentag finde ich gut. Denn an diesem Tag geht’s um die Frau. Die restliche Zeit dreht sich eh nur alles um den Mann. Ich fi nde, dass das Thema Frau in der Gesellschaft und in den Medien vernachlässigt wird. Gut, dass es Frauen wie Alice Schwarzer gibt. Wenn es sie nicht gäbe, würde das Thema Emanzipation unter den Tisch gekehrt.

Es fehlt trotzdem noch an Aufklärung. Die Durchschnittsfrau weiß nichts über Feminismus. Dabei verdanken wir ihm viel. Radikale Feministinnen sind aber nicht meins. Es muss auch gemäßigt gehen. Männer sind nicht böse, nur manchmal ein bisschen größenwahnsinnig.“

Mailin Carraro (16) aus Bregenz, Gymnasiastin: „Als erstes möchte ich die Schule beenden. Dann möchte ich eine Weile auf Reisen gehen. Danach will ich Industriedesign studieren. Eine gute Ausbildung ist mir wichtig. Bricht man sie ab, heiratet und bekommt Kinder, ist man schon abhängig vom Mann. Und das möchte ich auf keinen Fall. Denn wenn die Ehe scheitert, steht man wieder alleine da. Deshalb sollte man finanziell auf eigenen Füßen stehen.

Irgendwann möchte ich eine Familie. Mir schweben zwei Kinder vor. Einzelkinder sind verzogen. Und drei sind zu viel. Ein Leben als Nur-Hausfrau kann ich mir höchstens für eine gewisse Zeit vorstellen. Wenn die Kinder größer sind, möchte ich auf jeden Fall wieder in den Beruf einsteigen. Mein größter Traum ist es, dass ich einen Beruf fi nde, der mir gefällt. Das ist heutzutage gar nicht so einfach.

Den Frauentag finde ich gut. Überhaupt halte ich viel vom Feminismus. Frauen sollen erkennen, dass sie nicht zweitklassig sind. Unser Ziel muss die Gleichberechtigung sein. Die haben wir noch nicht erreicht. Auch im beruflichen Leben nicht. Männer verdienen immer noch mehr als Frauen. Das muss sich unbedingt ändern. Einiges hat sich schon zum Guten verändert. Zum Beispiel, dass Frauen heute beides haben können: Beruf und Familie. Das sind Dinge, die heute selbstverständlich sind. Aber das waren sie nicht immer.“

Melanie Rohner (18) aus Dornbirn, Installateur-Lehrling im vierten Jahr:

„Als erstes möchte ich die Lehre erfolgreich abschließen. Denn ohne Ausbildung bist du heute nichts. Das ist das Minimum, das du brauchst. Mutter möchte ich auch einmal gern sein. Am liebsten wären mir zwei Kinder. Davor will ich aber noch das Leben ein bisschen genießen. Und ein Haus sollte vorher auch da sein. Nur Hausfrau sein, wär’ mir zu langweilig. Deshalb möchte ich nach der Karenz wieder arbeiten gehen. Es ist wichtig, sein eigenes Geld zu haben. Sonst bist du vom Mann abhängig. Sonst steht du mit nichts da, wenn die Ehe nicht klappt.

Ich hab’ einmal gehört, dass es den Frauentag gibt. Aber ich halte nicht viel davon. Wegen dem ändert sich nichts. Egal, ob Tag des Mannes oder Tag der Frau – ich muss trotzdem in die Schule. Auch vom Feminismus habe ich gehört, aber was es damit auf sich hat, weiß ich nicht. Emanzipation ist für mich, wenn man Frauen die Chance gibt, einen Beruf zu lernen, auch einen Männerberuf. Frauen dürfen sich nicht unterkriegen lassen. Sie brauchen Durchsetzungskraft. Ich selbst fühle mich als emanzipierte Frau. Immerhin behaupte ich mich erfolgreich in einem Männerberuf. Ich arbeite mit lauter Männern zusammen. Sie haben mich gleich akzeptiert. Ich werde von ihnen auch nicht anders behandelt. Mit Kerlen gibt’s keine Zickerei. Man kann gut mit ihnen reden. Der Job gefällt mir. Ich bin immer schon einen anderen Weg gegangen, hab’ mich schon als Kind für technisches Werken interessiert. Mein Papa fand es gut, dass ich Installateurin werden will. Ich habe einen Freund, der arbeitet in derselben Firma wie ich. Wir wohnen zusammen. Er würde gern wollen, dass ich ihm das Essen mach’. Und ich mach’s auch meistens, weil mir ein Streit zu blöd ist und ich ihn nicht Hundert Mal um Mithilfe bitten möchte.“

Eva Müller (17) aus Lustenau, Druckvorstufentechniker-Lehrling im zweiten Jahr: „Ich arbeite in einer Buchdruckerei. Der Job gefällt mir super. Ich könnte mir nichts anderes vorstellen. In meiner Abteilung sind lauter Männer. Das ist herrlich. Da gibt’s viel weniger Streit. Mein Ziel ist es, finanziell immer selbstständig und nie von jemandem abhängig zu sein. Denn man weiß nie, was kommt. Der Mann könnte ja einen Unfall haben und sterben. Deshalb möchte ich immer selber Geld verdienen und berufstätig sein, abgesehen von der Babypause.

Kinder möchte ich vor 20 sicher keine. Denn ich möchte mir noch die Welt ansehen. Außerdem geh’ ich noch gerne aus. Irgendwann möchte ich aber schon eine eigene Familie haben. Nur daheim hocken, kochen und putzen könnte ich mir nicht vorstellen. Ich erwarte mir von einem Mann, dass er mithilft im Haushalt. Der kann bei mir nicht einfach herkommen und sagen: ,Wann gibt’s Essen?Ñ Und er sitzt faul vor dem Fernseher. Nein, so einen Mann will ich nicht. Männer und Frauen sollten sich gegenseitig unterstützen. Ich hab’ nicht gewusst, dass es einen Frauentag gibt. Das ist für mich ein Tag wie jeder andere. Wegen dem wird sich nichts verändern.“

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