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Mitterer legt Fuchs-Stück vor

"Ich hab mich vertieft in diesen Alptraummenschen und bin froh, dass es vorbei ist. Jetzt habt ihr das am Hals."

Der Mensch und das Thema Franz Fuchs hatten Felix Mitterer “schon lange beschäftigt” und lange hatte er es vor sich hergeschoben, erzählte er heute, Dienstag, bei der Pressekonferenz zu seinem neuen Stück “Der Patriot”, das am 13. November im stadtTheater walfischgasse uraufgeführt wird. Das Ein-Mann-Stück mit Thomas Kamper soll “nicht ein Porträt” sein, sondern “die ungeheuren Amplituden des Homo Austriacus” vor Augen führen, erklärte Regisseur Werner Schneyder.

Mit Elisabeth Scharangs Doku-Fiktion “Franz Fuchs – Ein Patriot”, für die Hauptdarsteller Karl Markovics gerade eine Emmy-Nominierung abstaubte, gebe es bereits ein Fuchs-Porträt von großer Qualität, so Schneyder. Er wolle den Bombenattentäter stattdessen “als Bühnenperson” darstellen und sich ganz auf den Text Mitterers konzentrieren. “Es geht nicht um die Personifikation des Bösen, sondern um Einblicke in die eigene Seele”, betonte auch Kamper, der den Text nun seit mehreren Monaten mit sich herumträgt. “Ich schlafe schlechter und manchmal wird mir plötzlich übel, wenn mir die Sätze durch den Kopf rattern.” Auch jeder, der das Theater nach dem Stück verlässt, soll “diese Person nicht mehr abbeuteln können”, geht es nach dem Willen des Regisseurs. Besonders gut gefalle ihm daher auch das Plakatsujet von Gottfried Helnwein, das ein beklemmendes, entweder “zur Unkenntlichkeit vereistes oder verbranntes Gesicht” zeigt.

Mitterers Text speiste sich zu weiten Teilen aus Vernehmungsprotokollen und den Aufzeichnungen des psychiatrischen Gutachters Reinhard Haller. “Er war der einzige, zu dem Fuchs Vertrauen hatte”, erklärte der Autor. Aus den Gesprächen gehen Fuchs’ fanatische, doch mit zunehmender Paranoia auch wirre Überzeugungen, seine Einsamkeit, seine penible Unduldsamkeit, seine eiskalte Überheblichkeit hervor. Er kommentiert seine Opfer, er weigert sich unter Weinkrämpfen, die Fotos der von ihm getöteten Roma in Oberwart anzusehen, er bestreitet bis zum Schluss den Verfolgungswahn, der ihn schließlich in die Arme der Polizei trieb. Doch zwischen den Originalzitaten nimmt sich Mitterer auch interpretatorische Freiheiten heraus, etwa vor dem Selbstmord. “Ich glaube, er hat sich umgebracht, weil er seine Aufgabe in gewisser Weise als erfüllt gesehen hat”, so der Autor. “Das war ganz kurz nach der Angelobung der ersten schwarz-blauen Regierung.”

An aktuelle Themen rühre man mit einer solchen Betrachtung “der düsteren und der erschreckenden Seite der österreichischen Seele” jedenfalls immer, zeigte sich auch Theaterdirektorin Anita Ammersfeld überzeugt. Gerade jetzt, “wo wir die Heldenverehrung eines Politikers erleben, der Zeit seines Lebens Menschengruppen verachtend und ablehnend behandelt hat”, dürfe man nicht aufhören auf die Gefahren von “selbst ernannten Patrioten” hinzuweisen.

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