Gestern, Mittwoch, ließ die Pianistin im Wiener Konzerthaus einen rauschenden, klingenden, hochkonzentrierten Wasserfall von Mozart über Berg und Liszt bis zu Bartoks Volkstänzen niederprasseln. Ein eigenwilliger Abend mit starker und treibender innerer Logik. Das Ergebnis: Jubel für einen mitreißenden Abend. Der Komponist Alban Berg war für Grimaud Zentrum und Ausgangspunkt dieses Programms, das sie unter dem Titel “Resonances” schon im Vorjahr als CD vorlegte. Eigentlich hätte sie ihre Tour durch die Donaumonarchie in Wien live aufnehmen wollen – eine Erkrankung vereitelte es. Mit Bergs Sonate Opus 1 setzt sie wirklich den Maßstab des Abends: ein Drängen, das rücksichtslos sein kann,eine mitreißende Mischung aus Harmonie und Disharmonie. Die an den Anfang gesetzte Mozart-Sonate in a-moll wird da tatsächlich mitgerissen, wird in manchem Gedanken, fast in jeder Lieblichkeit verschluckt, taucht dann wieder auf, strömt vorwärts.
Der Fluss als Leitmotiv für Helene Grimaud
Ans Ende dieses Abends, hinter die gewaltige, wunderbar durchflossene Geste der h-moll-Sonate, Bartoks rumänische Tanzminiaturen zu setzen, zeugt nicht nur von Wagnis, sondern von einem Verständnis für tiefere Stromlinien, das formale Oberflächen weit durchdringt. Und das Grimaud auch mit dem eigenen Klischee des hoch emotionalisierten Klavierspiels nicht absichtlich, sondern ebenso zufällig wie energisch aufräumen lässt. Unter so viel Naturgewalt aus den Fingern von Helene Grimaud geht der zarte Schlusspunkt, ein fröhliches Tänzchen, allerdings beinahe unter.
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