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Mit Schiff und Rad durch Holland

Freilichtmuseum Zaanse Schans
Freilichtmuseum Zaanse Schans ©VN/D.Castor
Auf dem Fietspad zu Windmühlen, Wasser und bezaubernden Städtchen im südlichen Holland.
Reiseimpressionen

„Fietsen (Radeln) vereinigt alle Nationalitäten”, behauptet der holländische Touristguide Hugo Gietelink. Auf dem Schiff „Anna Maria Agnes „treffen in Amsterdam Deutsche, Österreicher. Dänen, Schweden und Norweger ein, um eine Woche das südliche Holland mit dem Fahrrad zu erkunden. In den 36 Kabinen können maximal 89 Gäste unterkommen. Auf dem rückwärtigen Deck wartet die gleiche Anzahl Fahrräder.

Geringe Steigungen für Radler

Erstaunlich viele ältere Semester, bis auf den zwölfjährigen Frederik aus Dänemark, sind unter den Reiseteilnehmern, die offensichtlich die geringen Steigungen der Niederlande schätzen. Mehr als die Hälfte des Landes liegt unter dem Meeresspiegel und wird durch Deiche geschützt.
„Willkommen im Radland Holland“, begrüßt Hugo die Gäste. „Bei 15.000 Kilometern Radwege mit oft eigenem Wegenetz erwarten Sie paradiesische Zustände.“ An den Kreuzungen gibt es separate Ampeln für Radler. Da fast alle Autofahrer auch radeln, zeigen sie meistens Verständnis, wenn diese sich nicht ganz so korrekt verhalten. Unsere Routen führen durch das südliche Holland, den am dichtesten besiedelten Teil zwischen Amsterdam, Rotterdam, Den Haag und Utrecht, den historischen Kern in den drei Provinzen Noord- und Zuidholland sowie Utrecht. Da die „Anna Maria Agnes“ erst am folgenden Tag Amsterdam verlässt, bleibt Zeit für einen Stadtbummel. Das Schiff bringt die Radler am nächsten Morgen nach Nigtevecht, wo am Flussufer die Räder je nach Größe und Geschlecht verteilt werden. Noch verbindet die Biker keinerlei Gemeinschaftsgefühl. In kleinen Gruppen, säuberlich nach Nationalität getrennt, radeln sie los.

Häuschen und Windmühlen

Der Fietspad–Radweg führt durch blitzsaubere Dörfer, bald tauchen auch die ersten Windmühlen auf. Entlang der Vecht überraschen schöne Häuschen mit gepflegten Gärten voller farbenprächtiger Hortensien, Lavendelbüsche und Rosen. In Breukelen sorgt eine Schleusenwärterin dafür, dass die Zugbrücke hochgeht und die Boote durchfahren können. Sie kassiert dafür mit einem Holzschuh an der Angel von jedem einen Euro.
Am Ortseingang von Utrecht werden die Augen groß, weil wie in Amsterdam leichtgeschürzte Damen ihre Dienste anbieten, in Schaufenstern oder vor der Tür sonnend. Ob damit die „paradiesischen Zustände“ für Radler gemeint sind? Wohl eher nicht …

Mittelpunkt in Utrecht ist der Platz mit Dom im Stil der französischen gotischen Kathedralen, gegenüber sein freistehender „Campanile“ und die ihn umgebenden Bürgerhäuser. Beschaulich daneben der Kreuzgang mit Klostergarten. Dann heißt es, mit dem nicht sehr übersichtlichen Kartenmaterial das Schiff in einem weiter entlegenen Teil der Stadt am Kanal zu finden. Andere Radler von unserem Schiff erkennen wir anfangs nur an den roten oder hellblauen Fahrradtaschen wieder. Die Norweger, denen wir uns anschließen, finden sich auch nicht zurecht, so dass uns freundlicherweise ein Student hilft, der in die gleiche Richtung fährt.

Architektur in Rotterdam

Das vorgegebene Programm wird manchmal abgeändert, je nach Möglichkeit für Liegeplatz oder Durchkommen bei Schleusen. So erleben wir dadurch eine längere Schiffsfahrt von Utrecht bis Rotterdam. Diese zweitgrößte Stadt der Niederlande hat den größten Hafen der Welt und bietet in erster Linie moderne Architektur, unter anderem den interessanten Kijk-Kubus von Piet Blom, eine Art Baumhaussiedlung. Das nahe liegende Witte Huis entstand 1898 als erstes Hochhaus in Europa. Von Haarlem ist die Küste mit ihrem weiten Strand bei Zandvoort und Blomendael per Rad bequem zu erreichen. Die einzigen leichten Steigungen, die bei insgesamt etwa 250 Kilometer Wochenpensum zu bewältigen sind, befinden sich im Dünengürtel. Zeit für ein Bad in der relativ kühlen Nordsee und eine Pause im weißen Sand bleibt genügend.

Langweilig ist auch die fast menschenleere Polderlandschaft mit ihren Wassergräben nicht. Störche, Reiher, Enten, Kuckuck und Elstern werden gesichtet. Kühe, Schafe und Ziegen grasen auf den sattgrünen Weiden.

„Pannekoeken“ mit Äpfeln

Mitten im Seengebiet des Naturschutzgebietes Het Twiske genießen wir riesige „Pannekoeken“ mit Äpfeln, Rübenkraut oder Speck – und den weltbesten Apfelkuchen, natürlich mit dem dazugehörenden „Kopje Koffee“. Verdauen hilft der Wacholderschnaps Jenever. Am letzten Abend auf dem Schiff bei Tanzmusik kommen sich dann die einzelnen Gruppen noch ein wenig näher.
Erst recht, als der Norweger Leif zur Gitarre greift. Gemeinsam werden deutsche, holländische, schwedische und norwegische Lieder gesungen. And the spirit of bikers units all countries.

 

REISEINFOS

Anreise: Mit dem Flugzeug: Der Internationale Flughafen Schiphol liegt 18 km südlich von Amsterdam. Alle 15 Minuten verkehren Züge von und nach Amsterdam, Den Haag und Rotterdam.
Mit dem Auto: Vom Süden über die A8/E52, vom Westen (Köln) über die A67/E31, aus Richtung Hamburg/Berlin über die A7/E22.
Mit der Bahn: Mehrmals täglich ICE-und EC-Verbindungen. CityNightLine ab München (Nachtreisezug Pollux) und Zürich (Nachtreisezug Pegasus) über Köln, Düsseldorf, Arnhem und Utrecht nach Amsterdam. Günstige Spartickets in den Niederlanden.
Infos Schiff „Anna Maria Agnes“: 72 m lang, 8,20 m breit, Tiefgang 1,70 m. 36 Kabinen, davon 24 auf dem Hauptdeck und 12 auf dem Oberdeck.
Geräumiger Salon, Restaurantbereich und eine Lounge mit Bar und kleiner Tanzfläche. Sonnendeck teilweise überdacht, mit Tischen und Stühlen, einige Liegestühle, Abstellplätze für Fahrräder. Weitere Schiffe sind die „Angela Esmee“ und die kleine „Zebra“, die den Vorteil hat, mehr im Zentrum der Städte anlegen zu können.
Anbieter für Holland-Rad-Schiffsreisen: Radweg-Reisen GmbH (Tel. +49 (0)7531 81993-0, www.rad-und-schiff.info), Velociped Gmb KoKG (info@velociped.de), Radissimo GmbH (info@radissimo.de).
Kleidung: Legere Urlaubskleidung, Sportbekleidung zum Radeln, Kopfbedeckung gegen die Sonne, für kühlere Abende Pullover, Regenkleidung zum Radeln. Keine sperrigen Koffer, sondern Taschen oder Seesack.
Unterkunftstipp in Amsterdam für eine Verlängerung: Viersterne-Hotel Estheréa (Internet www.estherea.nl).

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