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Mit "Liebeserklärung" eröffnet

Bundespräsident Heinz Fischer hat am Mittwoch Vormittag im generalsanierten Festspielhaus die 61. Bregenzer Festspiele eröffnet.          | Quiz

Den künstlerischen Auftakt bilden am Abend ein Orchesterkonzert der Wiener Symphoniker mit Werken von Mozart und Haydn. Anschließend folgt auf der Werkstattbühne der Orchesterzyklus „Spiegel“ von Friedrich Cerha anlässlich dessen 80. Geburtstages. Am morgigen Donnerstagabend geht die Wiederaufnahme von Giuseppe Verdis „Troubadour“ erstmals über dieBR>Seebühne. Im Vorjahr haben über 170.000 Besucher das Freiluft- Opernspektakel erlebt. Heuer wird das Spiel auf dem See 23
Mal aufgeführt.

Am Festakt nahmen u.a. die irische Präsidentin Mary McAleese, die Präsidenten von Nationalrat und Bundesrat, Andreas Khol und Gottfried Kneifel (beide V), Vizekanzler Hubert Gorbach (B) und weitere Mitglieder der Bundesregierung, die Landeshauptleute Herbert Sausgruber, Herwig van Staa (beide V) und der Südtiroler Luis Durnwalder sowie der Liechtensteinische Regierungschef Otmar Hasler teil.

Die Eröffnungs-Festrede nützte der Vorarlberger Autor Arno Geiger zunächst für eine „Liebeserklärung an die Seebühne“. Der Träger des deutschen Buchpreises 2006 („Es geht uns gut“) hat 17 Saisonen als Bühnenarbeiter hinter den Kulissen gejobbt. Folgerichtig beschäftigte sich der nunmehr erfolgreiche Schriftsteller mit Vor- und Nachteilen des Sehens und Gesehen-Werdens. Als Bühnenarbeiter in der „Geborgenheit des Verborgenseins“ habe er größere Wahrnehmungsfreiheit als jetzt gehabt: „Da besaß ich die Möglichkeit, das Geschehen um mich herum in einem Zustand weitgehender Unbefangenheit zu betrachten“.

Nachdenken heiße kritisch denken, heiße Überzeugungen unterminieren, Dinge bloßstellen, ihnen ihre Masken abzustreifen: „Das Herunterreißen der Masken ist Aufgabe der Kunst“, formulierte Geiger und befasste sich u.a. mit privaten und medialen Vorurteilen in der Kultur und anderen öffentlichen Bereichen. Es sei v.a. die „Kunst, die die unantastbare Würde des Menschen verteidigen sollte“ – jenseits der ökonomischen Rentabilität dieser Würde: „Die neoliberalen Wirtschafts- und Finanzgeneräle pochen zwar auf das Recht der Freiheit zu handeln, verkaufen aber gleichzeitig das Leben der Menschen. Das Victory-Zeichen der Manager ist identisch mit dem Zeichen für eine geöffnete Schere, der Schere zwischen Reich und Arm. Diese Schere droht das Tuch unserer Gesellschaft zu zerschneiden“, warnte Geiger. Kritische Worte fand er auch für die Seitenblicke-Gesellschaft. Der Festredner sprach etwa von „hungrigen Sternchen im Rampenlicht, die sich bei genauerem Hinsehen als Entenfußabdrücke im schlammigen Untergrund der Massenmedien erweisen“.

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