Mit einem Wort beim Nachbarn

Wenn es um Mundart geht, streckt Anni Mathes gerne ihre Fühler über die Landesgrenzen aus. Mit ihrem Projekt Mundartfenster lockte die Bludescherin in diesem Jahr Autorinnen aus fünf verschiedenen europäischen Sprachregionen in die Blumenegg-Gemeinde und entlockte diesen in einem mehrtägigen Symposium Gedanken, die zum Nachbarn finden.
Die Wienerin Helga Pankratz brachte es auf den Punkt: Obwohl wir verschiedenste Dialekte und Sprachfärbungen haben, finden wir sehr im Laufe unseres Beisammenseins viel Gemeinsames und viele Ähnlichkeiten. Auch die Grand Dame der Blumenegger Mundart, Annelies Zerlauth, ist dieses Beisammensein lehrsam, verbindend und interessant. Bei uns werden schon seit Generationen verschiedene Dialekte gepflegt, stellt der Italiener Giovanni Nadiani fest und ist überrascht, dass in Ostösterreich zwischen Mundart- und Dialektdichtung unterschieden wird.
Mich beeindruckt, wie viel man in wenigen Worten markant zum Ausdruck bringen kann, sagt Mundartsänger Renè Egles, wenn meine Liedtexte auch so kurz wären, käme ich wohl, gar nicht zum Singen.
Für den Moderator Markus Manfred Jung aus dem Schwarzwald hat Bludesch Vorbildcharakter: Man geht hier reich beschenkt von dannen.
Anni Mathes sieht in der Vernetzung zu anderen Sprachkreisen und Dialektformen eine Brücke zu Menschen in ganz Europa. Wenn es uns gelingt, ein paar Fenster zum Nachbarn zu öffnen, ist dies in dieser emotional geladenen Zeit auch ein Zeichen gegenseitiger Wertschätzung.
Quelle: Harald Hronek