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Mit der Lizenz zum Bauen

Hittisau (VN) - Ab sofort darf Manuel Schelling sich offiziell Baumeister nennen. Doch dem ist nicht genug. Der Hittisauer ist zugleich der jüngste, den Österreich je hervorgebracht hat.

„Am ersten Tag habe ich mir gedacht: Was habe ich mir da nur angetan?“, erinnert sich Manuel Schelling an die zweiwöchige schriftliche Prüfung im Februar zurück. 80 Stunden lang wurden die Teilnehmer im Gemeindesaal in Mäder auf Herz und Nieren geprüft. Ohne Computer, aber dafür mit Taschenrechner und von Hand mussten Projekte gezeichnet, die Statik berechnet und Ausschreibungen formuliert werden.

Wider allen Zweiflern

Vergangene Woche folgte die mündliche Prüfung rund um Normen und baurechtliche Themen. „Einige haben des Öfteren angezweifelt, dass ich die Prüfung schaffe“, erzählt der 21-Jährige. Doch das Küken in der Runde hat es allen gezeigt: „Nur zwei sind schlussendlich durchgekommen.“ Manuel Schelling war einer davon. Ab sofort darf er sich offiziell Baumeister nennen. Doch dem ist nicht genug. Der Hittisauer ist zugleich der jüngste, den Österreich je hervorgebracht hat. Das zumindest wurde ihm von Gerda Giesinger vom Prüfungsreferat der Wirtschaftskammer Vorarlberg bescheinigt. „In den 80er-Jahren soll es noch einen Absolventen in meinem Alter gegeben haben. Der ist aber offenbar gleich nach der Prüfung 22 geworden

Dass er die Baumeisterprüfung machen will, das war für Manuel Schelling bereits während seiner HTL-Zeit klar. Nach der Matura – die er übrigens mit ausgezeichne­tem Erfolg absolviert hatte – ergatterte er eine Stelle bei Rhombergbau in Bregenz. „Nach vier Wochen durfte ich bereits meine erste Baustelle leiten“, sagt der Jung-Baumeister nicht ohne Stolz. „Einen Büroumbau.“ Wurde er zu Beginn noch unterstützt, durfte er „relativ schnell selbstständig arbeiten. Es hat klein angefangen, mitder Zeit sind die Projekte dann immer größer geworden.“ Eine exklusive Wohnanlage am Lindauer Bodenseeufer war bislang die größte Baustelle, die er zusammen mit einem Kollegen betreuen durfte. Und die Schwierigste? „Das sind immer die mit schwierigen Kunden“, spricht der 21-Jährige bereits aus Erfahrung.

Ein Jahr Vorbereitung

Ob nun eine simple Gartenmauer, ein Einfamilienhaus, Sanierungen oder große Industriebauten. Mitder Urkunde in Händen ist Manuel Schelling fortan berechtigt, Bauwerke aller Art zu planen, das statische Gefüge zu berechnen, Kosten zu ermitteln, Bauarbeiten auszuführen, zu leiten und zu kontrollieren. Was er nun vorhat? „Im Moment bin ich nur froh, dass es vorbei ist“, resümiert der Bregenzerwälder.

Ein Jahr lang hat er sich voll und ganz auf die Prüfung vorbereitet. Jedes Wochenende – und auch teilweise unter der Woche – im Wifi Hohenems für sein großes Ziel gepaukt. Für Hobbys und Freunde ist im vergangenen Jahr daher nur wenig Zeit geblieben. Wenn der erste Prüfungsstress verdaut ist, „dann überlege ich mir ein neues Ziel.“ Sein eigenes Haus will er einmal „vom Anfang bis zum Ende“ selbst entwerfen. Soviel steht schon mal fest. (VN-GER)

Zur Person

  • Manuel Schelling ist mit seinen 21 Jahren der jüngste Baumeister, den Österreich je hervorgebracht hat.
  • Geboren: 8. Juli 1989
  • Wohnort: Hittisau
  • Ausbildung: Volks- und Hauptschule in Hittisau, HTL Rankweil (Bautechnik)
  • Laufbahn: seit der Matura bei Rhombergbau in Bregenz als Bauleiter tätig
  • Familie: zwei jüngere Geschwister
  • Hobbys: Feuerwehr, Ski fahren
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