Und doch ist bei diesem Eröffnungskonzert der Reihe 0 am Wochenende im stimmigen Ambiente der Pfarrkirche St. Leonhard alles anders.
Ansatzpunkte
Denn hinter diesem kleinen Festival steht als Vordenker der Musiker Alexander Moosbrugger. Ein stets Suchender, der im Spannungsfeld zwischen Neuer und Alter Musik sehr vieles hinterfragt, neue Beleuchtungsweisen und Ansatzpunkte zur Diskussion stellt. Sein diesjähriges Motto, Horror vacui, ist halb so schrecklich wie es klingt.
Es geht einfach, in einem auf die Kunst übertragenen Phänomen aus der Naturwissenschaft, um die Angst, die Flucht vor dem Nichts, bzw. dessen Ausfüllen. Dazu werden kommenden Samstag in Bludenz fünf Auftragswerke internationaler Komponisten uraufgeführt. Die Verbindungslinien zum Barock zieht dieses Konzert unter dem Titel in aequilibrium, also Im Gleichgewicht, und behandelt das genaue Gegenteil, nämlich jene extreme Schräglage, die manche von J. S. Bachs Werke wie seine teils unvollständigen Flötensonaten genial variantenreich austarieren. Moosbrugger erläutert dies in seinem Abendprogramm im Tageszeitungsformat, Ashley Solomon auf seiner wunderbar weichtönigen Holzflöte und Terence Charlston am Cembalo machen diese Besonderheiten auf exzellentem Niveau spürbar.
Der Kanon wiederum, bei dem das Thema verloren geht, weil es stetig wiederkehrt, bedeutet hier Angst vor dem Nichts. Hierzu finden sich in Bachs Musikalischem Opfer eindrucksvolle Beispiele, ebenso wird hier im sechsstimmigen Ricercar für Cembalo solo, einer Vorstufe zur Fuge, die Angst als Flucht vor dem Nichts deutlich ein brillant gemeisterter Prüfstein für Charlston.
Die Komplexität einer Komposition als Reaktion auf das Nichts erlebt man in Bachs dicht gewobener Partita für Flöte solo a-Moll, die für Solomon zu einer auch körperlichen Bewährungsprobe wird.
Virtuosität
Wer sich darauf einlässt, diese für die meisten Zuhörer wohl neuen und kompliziert scheinenden Aspekte an diesem Programm zu entdecken, hört diese Musik wirklich mit anderen Ohren, wird um interessante Erfahrungen reicher. Die übrigen erfreuen sich einfach an einer klanglich und ästhetisch wunderbar ausgewogenen Darbietung voll Intimität und Ruhe, von unaufgeregter Virtuosität und hoher stilistischer Kompetenz.
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