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Mit 38 Jahren zur zweiten Medaille

Für Michail Botwinow hat sich bei seinen letzten Olympischen Spielen nochmals der Traum von einer Medaille erfüllt. Der Zweite von Salt Lake City (30 km Skating) eroberte in Pragelato Bronze über 50 km Skating mit Massenstart.

Das ist sein fünftes Edelmetall bei einem Großereignis. Neun Jahre nach der Einbürgerung in Österreich erlebte der gebürtige Russe einen weiteren sportlichen Höhepunkt. Und er setzte nach einer von Doping-Razzien geprägten Woche ein großes Rufzeichen!

„Die lange Distanz und der Massenstart sind von Vorteil für mich“, hatte Botwinow angekündigt. In einer Woche in der Heimat hat er eine Erkältung hinter sich gelassen und sich abseits von Doping-Anschuldigungen perfekt vorbereitet. Er hatte selbst um seine Stärke gewusst. „In der Doppelverfolgung war ich krank und Siebenter, jetzt bin ich gesund … “, hatte er angekündigt.

Botwinow hatte sich nach einem Zerwürfnis mit dem russischen Verband entschieden, um die österreichische Staatsbürgerschaft anzusuchen. Er erhielt sie im Oktober 1997, nachdem er in der vorangegangenen Saison bereits für den ÖSV höchst erfolgreich Volksläufe bestritten und u.a. den Wasalauf gewonnen hatte (1997). Für Russland hatte er WM-Bronze mit der Staffel 1993 und einen vierten Olympia-Rang 1994 erreicht, doch mit 30 Jahren startete in Österreich seine Karriere erst so richtig.

Mit seinen enormen Trainingsumfängen war das Kraftpaket ein Vorbild, doch im Lauf der Zeit überzeugte ihn Coach Walter Mayer, dass weniger oft mehr ist. Botwinow, der 1998 bei den Olympischen Spielen noch keine Startberechtigung erhalten hatte, legte mehr Wert auf Regeneration und war die erhoffte Verstärkung der Staffel.

1999 eroberte er bei der Heim-WM in Ramsau mit dem ÖSV-Quartett die erste österreichische Langlauf-Goldmedaille und holte zudem Bronze über 50 km (klassisch). 1998/99 war Botwinows erfolgreichster Winter: Da gab es neben den zwei WM-Medaillen den Prestige trächtigen Sieg am Holmenkollen vor dem legendären Björn Dählie und den zweiten Weltcup-Gesamtrang hinter Dählie. „Erst in Österreich ist Boti zum Siegläufer geworden“, betonte Walter Mayer immer wieder.

Bei den Winterspielen 2002 erlebte der gebürtige Moskauer und Wahl-Salzburger einen weiteren Höhepunkt – Silber über 30 km Skating mit Massenstart hinter Christian Hoffmann. Zuvor hatte ihm eine Gluten-Allergie zwei Jahre lang Probleme bereitet. Nach Umstellung der Ernährung war er wieder der Alte. Bei den Weltmeisterschaften 2003 und 2005 war Botwinow stets im Spitzenfeld, diverse Probleme (Verkühlungen, Sturz, Material) verhinderten mehrfach einen Platz an der Sonne. Doch im Spätherbst der Karriere (eine Verlängerung bis zur WM 2007 ist durchaus möglich) klappte dafür alles perfekt.

Gab ihm das neue private Glück die nötige Kraft? Botwinow, der in Russland einen 15-jährigen Sohn aus erster Ehe hat, setzt dank Partnerin und dem nun einjährigen Sohn Luca Nicolas auch andere Prioritäten und erlebt mit 38 Jahren einen zweiten Frühling. Auch im Sport.

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