Wie die Wiener Wochenzeitung “Falter” in ihrer am Mittwoch erscheinenden Ausgabe berichtet, soll in der Justizanstalt (JA) Gerasdorf bei Wien ein 1995 geborener Häftling einen um ein Jahr jüngeren Mitgefangenen mit einem Besenstiel vergewaltigt haben. Der Leiter der Vollzugsdirektion, Peter Prechtl, bestätigte den Fall in dem Jugendgefängnis am Dienstag.
Vergewaltigung in Freizeitraum
Demnach kam es nur vier Monate vor dem Verbrechen in dem Jugendgefängnis in Wien, Anfang Jänner, an einem Wochenende in einem Freizeitraum der JA zu der Vergewaltigung. Der mutmaßliche Täter habe schon in der Josefstadt einen Mithäftling verletzt und wurde deshalb nach Gerasdorf überstellt, hieß es.
In der Justizanstalt werde beklagt, dass sich zu wenige Beamte um zu viele Gefangene kümmern müssten und Verbrechen daher unter den prekären Umständen nicht zu verhindern seien. Justizministerin Beatrix Karl hatte stets davon gesprochen, dass der Fall in dem Jugendgefängnis in der Josefstadt ein “Einzelfall” sei.
Anklage nach Missbrauch in Gerasdorf
Prechtl betonte, man habe den Verdächtigen sofort angezeigt. Der Fall wird dem “Falter” zufolge von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt angeklagt.
Die Anklageschrift sei bereits fertig, demnächst komme es zur Verhandlung. Laut “Falter” gibt es in dem Jugendgefängnis in Gerasdorf zwar mehr Freiraum für die Inhaftierten, allerdings zu wenig Betreuer.
Kritik an Missständen im Jugendgefängnis
Der “Falter” berichtet weiters über eine Gefängnisstudie, die das Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte und der Weisse Ring dem Justizministerium im Januar vorlegten. Darin üben die Experten schwere Kritik an den Zuständen im Jugendknast. Vor allem das Einsatzkommando, das Jugendliche in Notfällen rufen können, würde die Insassen mit Schlägen traktieren und sei deshalb sehr gefürchtet. Jugendliche müssen immer wieder schwere Übergriffe durch Insassen erdulden, so die Studienautoren.
Im “Falter” meldet sich auch Irene Oberschlick, die Anwältin jenes 14jährigen Buben zu Wort, der in der Josefstadt missbraucht wurde. Die ersten Aussagen von Justizministerin Karl über den Fall seien “unverschämt” gewesen. Die Justiz dürfe keine Jugendlichen mehr in die Josefstadt schicken, weil diese dort “erniedrigender Behandlung” und einem “System der Demütigung” ausgeliefert seien. Jugendrichter, die Minderjährige in die Josefstadt einweisen, würden Übergriffe in dem Jugendgefängnis “missbilligend in Kauf nehmen”.
(apa/red)
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