Doch über Weihnachten hat sich eine breite Front der Unterstützung für die Schönheit von der Insel La Reunion gebildet. Sie reicht von ehemaligen Titelträgerinnen über die katholische Kirche auf dem Eiland vor Ostafrika bis in die Pariser Regierung. Am Freitag steht das Miss-France-Komitee deshalb unter hohem öffentlichen Druck, wenn es über Begues Schicksal entscheidet.
Die Affäre ausgelöst hat das Boulevardmagazin Entrevue, in dem vor einer Woche eine Serie von Schmuddelbildern der Miss France 2008 erschienen: Begue wird dort unter anderem beim Schlecken von ausgeschüttetem Joghurt gezeigt und als Gekreuzigte in einem Pool treibend. Das waren Versuche, ich war jung, versuchte sich Begue zu rechtfertigen. Drei Jahre alt seien die Fotos und nie zur Veröffentlichung bestimmt gewesen. Jemand habe sie verraten.
Doch Genevieve de Fontenay, die langjährige Veranstalterin der Miss-France-Wahl, kennt keine Gnade: Ich kann nicht das ganze Jahr mit einem Mädchen wie der herumlaufen, sagte empört die 75-Jährige, die in Zeiten von Piercing und löchrigen Jeans Ehrlichkeit, Höflichkeit und gepflegtes Auftreten predigt. Es sei ihr unverständlich, wie Begue die Frechheit haben konnte, trotz der Fotos überhaupt anzutreten. Denn nach den Regeln dürften Miss-Kandidatinnen nie in zweideutigen Posen oder vollkommen nackt Model gestanden haben. Und dann das Bild mit dem Kruzifix: Das ist Gotteslästerung! Fontenays Urteil: Sie muss sofort zurücktreten oder wir werfen sie raus.
Doch ganz so einfach ist das nicht. Denn Fontenay, deren unverkennbares Markenzeichen eine Art Panama-Hut in Weiß oder Schwarz ist, hat inzwischen nicht mehr die alleinigen Rechte über den quotenträchtigen Miss-Wettbewerb. Für das Fernsehen hat sie diese vor einigen Jahren für einen Millionenbetrag an die Produktionsgesellschaft Endemol verkauft.
Und in Begues Heimat im Indischen Ozean ist die Operation Rettet Miss France inzwischen eine Frage des Lokalpatriotismus geworden. Selbst der Bischof von La Reunion erteilte ihr die Absolution, obgleich er die Fotos schockierend fand. Am Sonntag demonstrierten 300 Menschen auf dem Eiland gegen den drohenden Entzug des Miss-Titels, darunter wenige Monate vor den Kommunalwahlen Vertreter aller politischen Parteien. Die warfen Fontenay sogar Rassismus vor, weil sie von La Reunion mit seiner teils farbigen Bevölkerung in einem Interview flapsig als da unten gesprochen hatte.
Die konservative Regierung in Paris ist alarmiert und fürchtet offenbar eine politische Dimension des Konflikts: Der für die Überseegebiete zuständige Staatssekretär Christian Estrosi versuchte Fontenay per Telefon zum Einlenken zu bewegen. Denn bei strikter Anwendung der Miss-Regeln drohe das Bild eines der schönsten Gebiete Frankreichs getrübt zu werden, sagte er. Verdient eine Jugendsünde eine solche Sanktion?
Miss Frankreich 2007
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