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Milo Ventimiglia in Wien: "Bin jahrelang meinem Alter hinterher gejagt"

Der Schauspieler Milo Ventimiglia beim Interview in Wien
Der Schauspieler Milo Ventimiglia beim Interview in Wien ©APA
Milo Ventimiglia verdrehte als "bad boy" Jess in "Gilmore Girls" vor 14 Jahren Titelheldin Rory und manch Zuseherin den Kopf. Seitdem geht es der US-Schauspieler actionreicher an, ob als Weltretter in "Heroes" oder als Rocky Jr. in "Rocky Balboa". In einem Interview sprach er in Wien über seine aktuelle Thrillerserie "Chosen".
"Chosen" in der Sky Night
Milo Ventimiglia in Wien

Die Serie, die er am Freitagabend in Wien präsentiert, hat so einiges von ihm abverlangt, wie er im APA-Gespräch erzählte.

Blessuren beim “Chosen”-Dreh

“Gleich am ersten Drehtag habe ich mir bei einem Stunt, bei dem ich mit einem Typen am Boden wrestlend um eine Waffe gekämpft habe, die Nase gebrochen”, so der 37-Jährige, der danach direkt weiter machte. “Es gab keinen Drehtag, an dem ich Zeit zum Durchschnaufen hatte: Jeden Tag wurde ich verprügelt, in den Bauch getreten, auf den Boden geworfen.”

In “Chosen” verkörpert er Ian Mitchell, einen Anwalt und Familienvater, der unverhofft Teil eines tödlichen Spiels wird, als er eines Tages eine Schachtel mit einer Pistole und dem Foto eines Fremden erhält, den er innerhalb von 72 Stunden töten soll.

Milo Ventimiglia über die Serie

“Es ist eine einzigartige, aber leicht verständliche Geschichte, und sie fühlt sich für mich wie etwas an, das tatsächlich im wahren Leben passieren kann: Dass jemand dich zu etwas Abscheulichem zwingt – und wenn du es nicht tust, tötet er dich”, ist sich Ventimiglia sicher.

“Mich hat daran gereizt, dass Ian Mitchell ein normaler Mensch ist, kein Superheld, kein Action-Star. Einfach ein durchschnittlicher Kerl, der aus der Not heraus zum Killer wird.” Ein Umstand, den Ventimiglia durchaus nachvollziehen kann: “Du willst nicht Teil von diesem Ganzen sein, aber wenn jemand anfängt, dich um die Menschen zu bringen, die du liebst, findest du in dir die Kraft, dich auf dieses schreckliche Spiel einzulassen.”

Schauspieler ist Waffen-Profi

Bei der Vorbereitung auf die Rolle sei er nicht umhin gekommen, sich vorzustellen, wie es wäre, tatsächlich zu töten. “Natürlich spielt man das mal durch: Diese Furcht, die Aufregung, die Last, die man mit sich herumträgt, sobald man es getan hat – das ist etwas Beängstigendes, aber zeitgleich eine Fähigkeit, die wir alle in uns tragen.” Anders als seine Figur, die den Gebrauch von Schusswaffen erstmal googeln muss, wäre Ventimiglia auch bestens vorbereitet. “Ich war an so vielen Filmsets mit Pistolen, Gewehren, Maschinengewehren. Ich wüsste genau, wie ich mit so einer Waffe umgehe, wie ich sie lade, auseinandernehme und reinige.”

Serienprofi Milo Ventimiglia

Dass Ventimiglia mittlerweile auf Mystery-, Action- und Thriller-Serien gebucht ist, sei ihm einfach so passiert. “Ich würde gerne mal eine romantische Komödie machen, um das Ganze ein wenig aufzulockern”, scherzt der US-Schauspieler, der immerhin als junger Herzensbrecher seinen Durchbruch hatte. “‘Gilmore Girls’ hat mich damals auf den Radar gesetzt, ‘Heroes’ darüber hinaus”, so der Schauspieler, der dank TV-Wiederholungen heute noch von jungen, neuen “Gilmore Girls”-Fans angesprochen wird. “Die sehen mich dann an und sagen: ‘Verdammt, du bist alt, was ist nur passiert?'” Dabei war er bereits bei seinem ersten Auftritt in der Serie im Jahr 2001 knapp zehn Jahre älter als der Teenager, den er spielte. “Jahrelang bin ich meinem eigenen Alter hinterher gejagt und habe Rollen gesucht, die meinem tatsächlichen Alter entsprechen”, schmunzelt der Kalifornier mit italienischen Wurzeln. “Jetzt habe ich es geschafft.”

Über “Gilmore Girls” und “Heroes”

Das anhaltende Interesse an der beliebten US-Serie über ein Mutter-Tochter-Duo in einer Kleinstadt sei jedenfalls “Beweis dafür, wie gut die Serie war”. Interesse an einer möglichen Neuauflage, wie sie für “Gilmore Girls” (2000-2007) immer wieder kolportiert und für “Heroes” (2006-2010) bereits fixiert ist (“Heroes Reborn”), hat Ventimiglia aber nicht. “Ich lasse diese Dinge lieber in der Vergangenheit. Ich glaube, sie waren etwas Besonderes, als sie entstanden sind, aber wenn man das zwanghaft wiederholen will, wird es nicht so speziell wie früher”, sagt er. “Ich belasse es für mich bei sieben Staffeln ‘Gilmore Girls’ und vier Staffeln ‘Heroes’. Sie waren gut, so wie sie waren.”

“Im Fernsehen geht es um Charaktere”

Dem Serienmarkt bleibt Milo Ventimiglia trotz mancher Kino-Ausflüge jedenfalls erhalten. “Mir geht es um Geschichten, die erzählt werden sollten, und um Figuren, die ich spannend finde”, so Ventimiglia, der sich dem Mythos Ruhm lieber entzieht. “Jeder will heutzutage ein Filmstar sein, aber ich denke: Fernsehen ist ein regelmäßiger Job, und es gibt derzeit richtig gute Jobs, die man so in der Filmbranche nicht findet. In Filmen geht es mehr um die Handlung, im TV um die Charaktere.”

Demnächst ist Ventimiglia auf dem US-Sender ABC in der neuen Mystery-Serie “The Whispers” zu sehen, und eine vierte Staffel “Chosen” ist bereits in Planung. “Die wird noch größer, wir gehen dafür raus aus L.A., vielleicht nach Europa, nach Asien”, verrät er. Hierzulande sind ab 2. Februar zunächst die ersten drei Staffeln auf dem Kanal 13th Street bei Sky zu sehen, die ersten Folgen stellt Ventimiglia bereits heute, Freitag, Abend im Rahmen einer “Sky Night” persönlich im Stadtkino im Künstlerhaus vor.

(Das Gespräch führte Angelika Prawda/APA)

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