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Millionenraub in Pariser Museum

Aus dem Pariser Musée National d'Art Moderne, einem städtischen Museum im 16. Arrondissement, sind in der vergangenen Nacht fünf wertvolle Kunstwerke von Picasso, Matisse, Braque, Modigliani und Léger gestohlen worden.
Kunstdiebstähle seit 1990
Millionenraub in Paris

Die Schätzungen ihrer Werte schwankten am Donnerstag zwischen 100 und 500 Millionen Euro. Offenbar war der Täter in der Nacht durch ein eingeschlagenes Fenster in das Museum, das im Palais Tokyo nahe des Eiffelturms untergebracht ist, eingestiegen.

Der Einbruch, der als einer der größten Kunstdiebstähle der Geschichte gilt, wurde erst in den Morgenstunden kurz vor Öffnung des Hauses von einem Mitarbeiter entdeckt. Bestätigt wurde vorerst nur, dass eine Scheibe eingeschlagen und ein Vorhängeschloss aufgebrochen wurde. Zudem sei das Sicherheitssystem zuvor ausgeschaltet worden. Eine Überwachungskamera zeige eine Person, die in das Museum in der Avenue du President Wilson eindrang, hieß es.

Gestohlen wurden die Bilder “Le pigeon aux petits pois” von Pablo Picasso, “La pastorale” von Henri Matisse, “L’olivier près de l’Estaque” von Georges Braque, “La femme à l’éventail” von Amedeo Modigliani sowie “Nature morte aux chandeliers” von Fernand Léger. Fotos der gestohlenen Meisterwerke wurden unverzüglich in die weltweite Datenbank der internationalen Polizeibehörde Interpol eingespeist, in der schon 26.000 verschwundene Kunstwerke aufgelistet sind. Bürgermeister Bertrand Delanoe teilte mit, das Haus werde vorübergehend geschlossen.

Wie hoch der Wert der Bilder genau ist, war zunächst unklar. Die Polizei erklärte zunächst, insgesamt seien Bilder von rund einer halben Milliarde Euro gestohlen worden. Der stellvertretende Leiter des Kulturamtes von Paris, Christophe Girard, sagte hingegen, die Bilder seien zusammen “unter 100 Millionen Euro” wert. Das Bild von Picasso sei 23 Millionen Euro wert, das Gemälde von Matisse rund 15 Millionen.

Alice Farren-Bradley von der Registrierungsstelle für gestohlene Kunstwerke (Art Loss Registry) in London erklärte, angesichts des möglichen Werts der Bilder, der Berühmtheit der Künstler und der Bekanntheit des Museums sei es wohl “einer der größten” Diebstähle aller Zeiten. Der genaue Wert der Bilder müsse aber noch geklärt werden. Museen und Kunsthändler bewerten ihn oft unterschiedlich.

Pierre Cornette de Saint-Cyr, der Direktor des Museums Palais de Tokyo, das auch moderne Kunst zeigt, nannte den oder die Diebe “Dummköpfe”. “Mit diesen Bildern kann man nichts anfangen. Alle Länder auf der Welt wissen davon und kein Sammler ist so dumm, ein Bild zu kaufen, das er erstens keinem anderen Sammler zeigen kann und bei dem er zweitens Gefahr läuft, im Gefängnis zu landen.” Normalerweise würden solche Bilder wiedergefunden. “Diese fünf Bilder sind unverkäuflich.”

Offenbar wurde bei dem Einbruch keinerlei Alarmanlage ausgelöst. Wie schon in Österreich nach dem Diebstahl der “Saliera” 2003 aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien, dürften in Paris in den nächsten Tagen heftige Diskussionen um die Sicherheit in französischen Museen entbrennen. In den vergangenen Monaten wurden u.a. aus einem Museum in Marseille, aus dem Schloss Versailles und aus dem Pariser Picasso-Museum Kunstwerke entwendet.

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