Kunstschaffende feierten gerade den “Art’s Birthday” und folgten damit dem Aufruf des Fluxuskünstlers Robert Filliou, der die Kunst am 17. Januar 1963 für eine Million Jahre alt erklärt hat. Ein als Hommage an die Kunst gegründeter Aktionstag soll seither „die Präsenz der Kunst im täglichen Leben“ würdigen und wird jährlich weltweit zelebriert. Am vergangenen Dienstag war dieser 17. Jänner. Wie feierte Kunstvorarlberg den 1.000.055 Geburtstag der Kunst?
O weh! Kunst-Nr. 1, der große Bregenzer Kunstbeamtenkasten, buchstabelte dazu nicht mehr als ein schmales Sätzchen: „Das Kunsthaus Bregenz schenkt den Besuchern am Geburtstag der Kunst freien Eintritt und eine Führung“. Ganz lieb, vielleicht kam ja ein Kuko auf Besuch, obwohl die Kukos öffentlich kaum sichtbar sind. Zur Erinnerung: Kuko sind Kunstkommissare, derer das Vorarlberg „als selbständiger Staat“ (Abs. 2 der Landesverfassung) über 50 bei Laune hält. Sie überwachen die Ländlä-Staatskünstlerei und halten Kunstschläfer und zeitgenössiche Ruhegefährder sicherheitshalber jahrelang subventionsfrei. Das Ergebnis im KH: No action, no celebration, nothing, nix, nünt in V., weder im Landeskunschtkaschten noch in Kunschtvorarlberg. Kunscht mit?
Einen einzigen Ruhegefährder konnten wir aber dann doch noch ausmachen. Am Übergang vom Rheintal in den Walgau, gut hinter der Felsenau versteckt, entdeckten wir in einem winzigen Hüttlein einen Göfner Ruhegefährder. Die Sache war eindeutig: Hier wurde appelliert auf gesellschaftliche Herausforderungen mit Fluxus & Dada zu reagieren, kreativ getarnt in einer Mini-Sennerei außerhalb der Landeskulturhauptstadtpleitezone, für einen Kuko nahezu unerreichbar.
Weitere zeitgenössische Kunstindizien für Dumpfbacken: Dunkelheit, Valdunanähe, Krokodilbarnähe, ungeheizter Raum, rotes Glühgetränk. Als Code war www.milk-ressort.at angeführt. Es fanden sich etliche, ob der winterlichen Mäntel und Mützen schwer identifizierbare, Figuren ein, z.B. ein E-Bassist, der dunkle Töne in den Raum sendete, andere lasen subversive Texte und Dada-Lautgestammel. Der Betreiber der Zelle nadelte von einem 10-Euro Plattenspieler Rille für Rille der „Kleinen Nachtmusik“ ab und lenkte das Gekläng mittels vieler Käbele auf einen gelben Geigerzähler, der über einen antiquarischen Sequencer und mit einem Verstärker verbunden war. Ein Beamer zitterte weiße Milchkreise und schwarze Pfeile an die Wand. Fluxit. Gesellschaftskritische Klänge und Zeichen überschwemmten den Kunstmilchraum und führten zu stehenden Ovationen des untergrundelnden Publikums, zu dem wir v.Z. uns gerne zählten. Subversive Kunst in der Kälte! Schickt Kukos mit Wallners Bernhardiener hin!
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