Milchfahrer gewährt Einblicke in seinen Beruf: "Ich kenne alle 190 Landwirte beim Namen"
Daniel Feuerstein kennt alle 190 Landwirte, von denen er täglich gemeinsam mit zwei anderen Fahrern die Milch abholt. "Ich kenne alle beim Namen", meint er, als ihn VOL.AT an einem Arbeitstag begleitet. Er ist Milchfahrer bei Alpenkäse Bregenzerwald, eine Genossenschaft mit mehreren Mitgliedern, die teilweise ihre Milch an die Sennerei verkaufen. Drei Runden fährt der 35-Jährige an einem Tag. Dabei stoppt er insgesamt bei 90 Bauern. Pro Fahrt passen 9000 Liter Milch in den Tank.
Es sind immer zwei der drei Fahrer von Alpenkäse Bregenzerwald im Dienst - und das 365 Tage im Jahr. Schließlich müssen die Kühe jeden Tag gemolken werden. Zwei Tage hat der 35-Jährige in der Woche frei.
"Wenn man Angst hat, ist man fehl am Platz"
Ein Navigationsgerät braucht der gebürtige Bezauer dabei nicht. Die Adressen kennt er auswendig. Er habe noch nie einen Hof vergessen anzufahren, beteuert er. Gleich wie er noch nie verschlafen habe - obwohl es für ihn schon etwa um fünf Uhr am Morgen losgeht. In Zeiten, in denen es mehr Milch abzuholen gilt, sogar schon früher. Bis am Mittag geht dann sein Arbeitstag.

Bei jedem Hof weiß Feuerstein ganz genau, wie er richtig zufährt und wo sich der Milchtank befindet. Teilweise gehen die Stopps nur wenige Minuten. Bei manchen Betrieben steht eine Kanne am Straßenrand, bei anderen pumpt er die Milch aus einem großen Tank im inneren des Gebäudes. Die Größe der Betriebe variiert dabei sehr. Die einen Landwirte haben nur eine Hand voll Kühe, der größte Milchbetrieb hat ganze 70. Die Landwirte kühlen die Milch schon vorab. Später wird sie dann nämlich im Tank des Fahrzeuges nicht mehr gekühlt. Doch die Flüssigkeit wird sowohl im Sommer als auch im Winter nie warm, beteuert Feuerstein. Denn der Tank ist isoliert. Im Sommer werde die Milch einfach vorab noch mehr heruntergekühlt.


Der Tank ist zudem in drei Abteilung unterteilt, damit die schwappende Flüssigkeit in Bewegung kein Risiko für die Sicherheit beim Fahren darstellt. Sonst könnte die Kraft der Milch den Lkw womöglich zum Kippen bringen. Sicherheitsbedenken hat der Milchfahrer keine. Feuerstein steuert sicher und gekonnt rückwärts über verschneite steile Einfahrten die Höfe an. Er weiß aus Erfahrung, wo er umkehren kann und wo nicht.


Er fährt über abgelegene Wege, wo viele gar nie hinkommen. Mit Schneeketten ist er für alle Wetterlagen gerüstet. "Wenn man Angst hat, ist man hier fehl am Platz", erklärt er, dass ihm das Fahren zu jeder Jahreszeit nichts ausmacht. Für ihn ist jeder Arbeitstag eine Überraschung: "Du weißt am Morgen nicht, was dich erwartet." So ist er auch schon beim Aussteigen auf dem Glatteis ausgerutscht oder von Eisregen überrascht worden.

Der 35-Jährige ist gelernter Tischler, beim Milchfahren hat er jedoch vor drei Jahren seine Berufung gefunden. Dafür benötigt er keine zusätzliche Ausbildung, außer einen Lkw-Führerschein. Das Fahren und die Begegnungen mit den Landwirten machen ihm als Milchfahrer besonders Spaß.


Immer informiert
Immer wieder kommt der Milchfahrer bei den Stopps mit den Landwirten ins Gespräch, wenn diese gerade zu diesem Zeitpunkt vor Ort sind. Manche warten bereits auf ihn.


Bei einem Landwirt bekommt der Bezauer an diesem Tag, an dem VOL.AT ihn begleitet, noch ein kleines Weihnachtsgeschenk überreicht. Zusätzlich bekommt er noch einen Kaffee und einen Schokoladenkuchen serviert. Der neueste Tratsch aus der Umgebung darf dabei als Gesprächsthema natürlich nicht fehlen. Angeregt tauscht er sich mit dem einen oder anderen Landwirten aus.


"Brauche kein Fitnessstudio"
90 Landwirte bedeutet auch 90 Stopps und 90 Mal die Stufen zum Fahrerhäuschen hinauf- und hinunterklettern. "Ich brauche kein Fitnessstudio mehr", sagt er. 90 Stopps später fährt Feuerstein von Schwarzenberg wieder zurück nach Bezau in die Sennerei. Dort pumpt er dann die Milch aus dem Fahrzeug, damit sie weiterverarbeitet werden kann.
Täglich werden in der Sennerei vier Tonnen Käse hergestellt. Regelmäßig werden zuvor jedoch nach der Ankunft des Milchtransporters Proben entnommen - so wird unter anderem die Qualität und der Milchpreis bestimmt und darüber hinaus geprüft, wie sauber gemolken wurde.

Apropos Hygiene: Wie werden eigentlich die Schläuche sauber gehalten? "Wir reinigen die Autos jeden Tag nach dem Sammeln mit einer Lauge. Die Reinigung ist vollautomatisch", so Feuerstein. "Und zwei mal in der Woche wird eine Säure dazugeschaltet. Dabei werden die Schläuche und alles mitgereinigt."

(VOL.AT)
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