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Milchbauern-Protest gegen Preissenkung

Nach den jüngsten Preissenkungen im Handel bei Milch und Butter sind die heimischen Milchbauern wieder in Alarmstimmung.

haben doch bereits einige Molkereien angekündigt, nun auch den Bauernmilchpreis, den sie ihren Lieferanten zahlen, wieder zu senken. Die IG Milch, eine Interessengemeinschaft von rund 6.000 Milchbauern, die sich für faire Milchpreise einsetzt, sieht das als Beginn einer Preisspirale nach unten.

“Wir sehen keinen Bedarf an Preissenkungen, sondern können das nur auf schlechtes Gewissen zurückführen, weil jemand zu viel verdient hat”, sagte Ewald Grünzweil, der Obmann der IG Milch, am Montag bei einer Pressekonferenz. Selbst die Konsumenten hätten zuletzt Verständnis für die schwierige Lage der Milchbauern gezeigt. “Bei einem Konsumenten-Milchpreis unter 1 Euro werden aber Familienbetriebe zerstört”, sagte Grünzweil.

Wie berichtet hat der Diskonter Hofer vor zwei Wochen den Preis für 1 Liter Vollmilch von 89 auf 85 Cent und für ein Viertel Butter von 1,39 auf 1,29 Euro gesenkt. Rewe und Spar haben daraufhin ebenfalls Preissenkungen angekündigt.

IG-Gründungsmitglied Ernst Halbmayr sieht sich durch die jüngsten Preissenkungen von der Politik “als Maßnahme gegen die hohe Inflation benutzt”. Bei einem Bauernmilchpreis von zuletzt rund 40 Cent je Liter netto hätte man endlich “ein Niveau erreicht, wo sich die Produktion für die Bauern rentiert”.

Die IG Milch fordert daher von den Handelskonzernen, die jüngsten Preissenkungen wieder rückgängig zu machen und die überhohen Spannen an die Bauern weiterzugeben. Sollte sich die Preisspirale aber auf Kosten der Milchbauern weiter nach unten drehen, “werden wir uns zu wehren wissen”, betonte Halbmayr und erneuerte die Androhung eines europaweiten Lieferboykotts, der schon heuer durchgeführt werden könnte.

Halbmayr, der auch Mitglied im European Milk Board (EMB) ist, ortet nämlich einen künstlich erzeugten Mengendruck der europäischen Molkereien, die derzeit keine Milch in die Trocknung geben und damit den Bauernmilchpreis nach unten drücken wollen. Kommenden Donnerstag soll bei einem Milchgipfel in Berlin die weitere Vorgehensweise besprochen werden, hieß es.

Eine weitere Front, an der die IG Milch derzeit kämpft, sind angebliche Absprachen unter den heimischen Molkereien, von den von der IG Milch geplanten Liefergemeinschaften keine Milch abzunehmen. Auch Milchhändler und ausländische Molkereien seien unter Druck gesetzt worden, diese Vorgangsweise zu übernehmen. “Hier sehen wir eine aufklärungswürdige Kartellbildung, die einer juristischen Überprüfung durch die zuständigen Behörden bedarf”, rief Grünzweil die Kartellwächter auf den Plan.

Jedes Jahr können die Milchbauern die Lieferverträge mit ihren Molkereien kündigen, jeweils Ende Februar. Die IG Milch hat im Vorfeld des Stichtages angekündigt, den Rohstoff ihrer Mitglieder mit Beginn des neuen Milchjahres zu sammeln und meistbietend auf den Markt zu bringen. Die IG Milch schickte allen Molkereien Einladungen zu Preisverhandlungen, doch die haben mit dem Verweis, nicht mit Liefergemeinschaften zu verhandeln, abgelehnt.

Daraufhin bot die IG Milch das Milchpaket einer Molkerei in Bayern an, die zunächst auch zusagte. Angeblich auf Druck einer heimischen Molkerei sei dieser Deal aber in letzter Minute geplatzt. Damit können die österreichischen Molkereien ab 1. April, dem Beginn des nächsten Milchwirtschaftsjahres, wieder auf ihre gewohnte Rohstoffbasis zurückgreifen, weil doch nicht zahlreiche Milchbauern zur IG Milch gewechselt sind.

Bei der IG Milch ist man aber zuversichtlich, im nächsten Jahr einen Bündelungsgrad in Form von Liefergemeinschaften zu erreichen, der die Möglichkeit für direkte Preisverhandlungen mit dem Handel gibt. Denn derzeit hätten die Milchbauern keinen Hebel in der Hand, um direkt vom Handel ein höheres Milchgeld zu bekommen. Die Molkereien schließen nur Einzelverträge mit den Milchbauern ab.

In Österreich hat sich die Zahl der Milchbauern seit dem EU-Beitritt auf 43.500 nahezu halbiert.

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