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Migrantische Unternehmer in Wien haben wenig Einkommen

Die AK hat eine neue Studie zu Unternehmern mit Migrationshintergrund veröffentlicht.
Die AK hat eine neue Studie zu Unternehmern mit Migrationshintergrund veröffentlicht. ©dpa
30 Prozent aller Selbstständigen in Wien haben Migrationshintergrund. Wie eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer zeigt, haben sie ein hohes Ausbildungsniveau, aber dennoch oft ein niedriges Einkommen. 

Migrantische Ökonomien zeichneten sich auch durch eine hohe Quote an jungen Unternehmen aus, berichtete Thomas Ritt, Leiter der Abteilung Kommunalpolitik in der AK. 80 Prozent wurden erst nach 2000 gegründet, 35 Prozent bestehen erst seit 2010. Die AK befragte insgesamt 255 Unternehmer mit Migrationshintergrund. Dabei konzentrierte man sich auf Einwanderer aus der Türkei (11 Prozent der Wiener Unternehmer), dem ehemaligen Jugoslawien (16 Prozent) und den Staaten der EU-Osterweiterung (44 Prozent). “Ein Deutscher, der hier ein Buchgeschäft betreibt, hat uns nicht interessiert”, schilderte Ritt.

Migranten häufig selbstständig

Im Vergleich zu den Österreichern (7 Prozent) sind Migranten deutlich häufiger selbstständig (11 Prozent). Zwei Drittel der migrantischen Unternehmen fallen dabei in die Kategorie Klein- und Kleinstbetriebe. Die Branchen, in denen sie tätig sind, variieren jedoch nach Herkunftsland. Während die Österreicher vor allem in freiberuflichen und technischen Dienstleistungsberufen arbeiten, dominieren bei den neuen EU-Staaten die Branchen Handel und Bau, bei Migranten aus der Türkei belegt der Handel sogar Platz Eins, gefolgt von der Sparte Verkehr.

Zuwanderer aus dem ehemaligen Jugoslawien (ausgenommen Slowenien) arbeiten dagegen am ehesten ebenfalls in freiberuflichen und technischen Dienstleistungsberufen, gefolgt vom Handel. Dabei ist das Ausbildungsniveau relativ gesehen sehr hoch: Ein Drittel der migrantischen Unternehmer haben die Matura, 36 Prozent sogar einen Uni-Abschluss. Mehrheitlich handelt es sich um Männer bis 45 Jahren.

Kaske sieht Verbesserungsbedarf

Interessant ist laut Ritt auch die Vorbeschäftigung: 67 Prozent waren vorher Arbeitnehmer, 17 Prozent Schüler oder Studenten – im Vergleich zu österreichischen Unternehmern ist diese Quote beinahe doppelt so hoch. Oft wechseln migrantische Unternehmer auch zwischen Selbstständigkeit und unselbstständiger Beschäftigung. “Da gibt es immer mehr prekäre Beschäftigungsverhältnisse und die Arbeitslosenversicherung für Selbstständige kann aufgrund des niedrigen Einkommens oft nicht bezahlt werden”, so AK-Präsident Rudi Kaske. Hier gebe es Verbesserungsbedarf.

Denn die hohe Qualifikation spiegle sich nicht im Einkommen der migrantischen Unternehmern wider: Fast die Hälfte der Befragten hat ein Nettoeinkommen von bis zu 1.000 Euro im Monat. “Das erklärt sich auch durch die vielen Unternehmen, die noch in der Gründungsphase stecken”, so Ritt. Auch die Wertschöpfung sei dementsprechend – und aufgrund der vielen Klein- und Kleinstbetriebe – etwa viermal niedriger als bei österreichischen Unternehmern.

Neue Beratungsstellen eingerichtet

Man bemühe sich in der AK, die Anerkennung von Kenntnissen und Qualifikationen aus dem Ausland voranzutreiben, erklärte Kaske. Dazu habe man nun auch österreichweit vier neue Beratungsstellen eingerichtet. “Allerdings müssen auch die Unternehmer umdenken”, so der AK-Chef. Denn häufig klappe zwar die formale Anerkennung, am Arbeitsmarkt würden diese Qualifikationen dann aber nicht wie heimische behandelt werden.

Auch wenn Zuwanderer meist nicht viele Mitarbeiter haben, stimme das Klischee nicht, dass nur Menschen aus dem eigenen Herkunftsland beschäftigt und bedient bzw. beliefert würden, betonte Kaske. Etwa ein Drittel der Mitarbeiter stamme aus Österreich, ein Drittel aus dem eigenen Herkunftsland und eines aus anderen Zuwanderungsländern.

Scheinselbständigkeit ein Problem

Problematisch seien allerdings die vielen Hinweise auf Scheinselbstständigkeit bei migrantischen Unternehmern, meinte Kaske. Vor allem die Branchen Bau und Transport seien betroffen. “Da müssen wir mehr gegen Lohn- und Sozialdumping tun”, bekräftigte der AK-Chef. “Denn wenn der Schiedsrichter nicht rechtzeitig eingreift, wird zu viel Foul gespielt.” Er forderte daher strengere Regelungen bei Subunternehmerketten sowie faire Bezahlung als Auftragsvergabekriterium – vor allem bei öffentlichen Ausschreibungen. (APA)

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