Der Thüringer Michael Liendl hat mit dem SV Kapfenberg den Aufstieg in die Bundesliga geschafft und misst sich in der nächsten Saison mit Bundesligastars wie Hoffman, Vastic und Co.
VN: Herr Liendl, dauern die Feiern zum Aufsteig noch immer an?
Michael Liendl: Wir haben schon letzten Freitag gefeiert. Zurzeit bereiten wir uns auf das Heimspiel gegen Lustenau vor. Da werden 4000 Leute im Stadion sein und wir wollen uns nochmal von unserer besten Seite zeigen und wieder gewinnen.
VN: Ab welchem Zeitpunkt in der Saison haben Sie selbst geglaubt, den Meistertitel und Aufstieg schaffen zu können?
Liendl: Nach dem Frühjahrsauftakt mit dem 4:1-Sieg gegen die Startruppe aus Schwadorf merkte ich, dass wir zu großen Taten bereit sind. Ganz sicher war ich mir nach der 29. Runde, als wir bei den Austria Amateuren einen Punkt retteten und Austria Lustenau in den letzten zwei Minuten bei Parndorf noch verlor.
VN: Die Mannschaft hatte aber auch schwächere Phasen im Frühjahr, in denen sie gehörig wackelte.
Liendl: Allerdings. Im Frühling waren wir auswärts nie so stark wie im Herbst. Trotzdem machten wir die Big Points. Und die Konkurrenz aus meiner Heimat konnte unsere Schwächeperiode nie ausnützen.
VN: Sie selbst hatten ja ein sehr gutes Jahr. Als Spielmacher 17 Tore und 16 Assists auf dem Konto. Was sind die Gründe dafür?
Liendl: Ich war heuer so fit wie noch nie in meinem Leben. Die harten Trainings unter Werner Gregoritsch haben sich voll ausbezahlt. Dadurch konnte ich weite Wege in der Offensive gehen, war meist einen Schritt schneller als der Gegner und konnte dann abschließen. Und ein wenig Glück hatte ich bei einigen Toren auch. Aber das braucht man, um ganz vorne dabeizusein.
VN: Welche Rolle spielte dabei Trainer Werner Gregoritsch?
Liendl: Er hat uns Spieler in jedem Training gefordert. Vor allem in der Vorbereitung war es verdammt hart und ich musste immer an meine Grenzen gehen. Zusätzlich hat er oft mit mir gesprochen und mir erklärt, dass ich ein sehr guter Kicker werden kann. Schlussendlich gab er mir sein Vertrauen, indem er mich spielen ließ. Und ich bedankte mich mit Toren und Assists dafür.
VN: Sie haben bereits im Winter ihren Vertrag bis 2010 in Kapfenberg verlängert. Spielte da schon der Gedanke an den Aufstieg eine Rolle?
Liendl: Der Verein wollte mich unbedingt halten. Ich war froh darüber, schon im Winter Gewissheit zu haben, wie meine Zukunft aussieht. Da zögerte ich nicht lange, denn ich habe dem Klub sehr viel zu verdanken. Der Verein ist immer zu mir gestanden, denn es gab nicht nur Hochs in meiner Zeit in der Steiermark. Und mit fünf Punkten Vorsprung war die Überlegung an einen Aufstieg naheliegend.
VN: Gibt es eine Ausstiegsklausel im neuen Vertrag? Das Projekt Aufstieg hätte ja durchaus schiefgehen können.
Liendl: Es gibt eine festgeschriebene Ablösesumme in meinem Vertrag, für die ich jederzeit wechseln kann. Ich hätte aber auch weiter in der RedZac-Liga beim SV Kapfenberg gespielt.
VN: Was erwarten Sie sich von sich selbst in der neuen Saison in Österreichs höchster Liga?
Liendl: Es wird mit Sicherheit eine schwere Saison. Für mich und auch für die Mannschaft. Aber für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen, endlich kann ich mich mit mit den besten Kickern Österreichs messen, vor großen Kulissen spielen und wieder dazulernen. Ein Wunsch wäre, eine ähnliche Saison zu spielen wie heuer. Das wird zwar sicher ein schweres Unterfangen, aber man weiß ja nie. Im Fußball ist alles möglich.
VN: Und die Erwartungen an ihre Mannschaft?
Liendl: Da gilt eigentlich das Gleiche wie bei mir selbst. Es wird sicher schwer, aber warum sollen wir nicht auch eine Liga höher überraschen. Dass man uns unterschätzt, sind wir ja schon aus der RedZac-Liga gewohnt. Da glaubte auch niemand an uns. Und jetzt sind wir Meister und aufgestiegen.
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