Köhlmeier ("Zwei Herren am Strand") zählt zu den profiliertesten österreichischen Schriftstellern und nimmt immer wieder zu politischen Themen Stellung. Im Interview beklagte er, dass autoritäres Verhalten im Land noch tief verwurzelt sei. "In Umfragen sagen 50 Prozent der Österreicher, sie könnten sich gut vorstellen, dass ein starker Mann das Land führt. Das macht mich hoffnungslos", sagte er. Auch habe Österreich die NS-Zeit weniger aufgearbeitet als Deutschland.
Machtbewusst aber nicht machtgeil
"Ich kann ihn schwer einschätzen. Gewiss, er ist machtbewusst, erscheint aber nicht als besonders machtgeil. Er ist besonnen, weicht jeder Frage aus", so Köhlmeier auf die Frage, welche Rolle Kurz spiele.
Kurz "weiß nicht viel"
"Er (Anm.: Kurz) weiß auch nicht viel. Wenn man ihn in Geschichte prüfen würde – es würde einen grausen. Manchmal sehe ich etwas Menschliches in Kurz – aber das ist meistens niederträchtig", schießt Köhlmeier scharf gegen den Ex-Kanzler.
Lieber Merkel als Kurz
In den Augen des Schriftstellers ist Kurz ein Charismatiker. "Ich habe aber Angst vor Charismatikern. In der Politik sind mir Leute wie Frau Merkel lieber. Einen vernünftigen Haushalt zu machen, das fände ich die angenehmste Politik. Aber damit holt man die Leute nicht hinter dem Ofen hervor – zumindest die Österreicher nicht."
Köhlmeier findet, dass die Österreicher sich weniger gründlich vom nationalsozialistischen Gedankengut verabschiedet haben als die Deutschen. "Man sagte sich: Wir waren das erste Opfer der deutschen Nazis und müssen nicht so viel Abbitte leisten wie die Deutschen", wird Köhlmeier zitiert.
"Norbert Hofer ist ein strammer Rechter"
Dass Strache ein Nazi ist, glaubt Köhlmeier nicht, aber Norbert Hofer ist dem Schriftsteller ein Dorn im Auge: "Norbert Hofer ist ein strammer Rechter, vor dem mich schaudert."
Dennoch will Köhlmeier das Land nicht verlassen: "Nein, ein bisserl was aushalten muss man schon. Auch wenn man frustriert ist. Die Welt geht noch nicht so schnell unter. Aber wenn der Faschismus käme, würde ich mir das überlegen."
(dpa/Red.)
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