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Metaller-KV: Gewerkschafter droht mit Ausweitung der Streiks

Streik bei der Firma Grass
Streik bei der Firma Grass ©VOL.AT/Mayer
Nach dem Scheitern der sechsten Runde der KV-Verhandlungen der Metallindustrie am späten Montagabend haben die ersten Frühschichten am Dienstag mit Streiks begonnen.

Es sind die ersten Metallerstreiks seit 2018. Eine Ausweitung könnte etappenweise erfolgen, sagte der Arbeitnehmerverhandler von der Gewerkschaft PRO-GE, Reinhold Binder, im Ö1-"Morgenjournal". Ab Samstag sei man aber wieder verhandlungsbereit.

Ein "Teuerungsausgleich ist das Mindeste", sagte Binder. In den Verhandlungen wird von einer rollierenden Inflation von 9,6 Prozent ausgegangen - das ist die durchschnittliche Inflation von September 2022 bis zum selben Monat heuer. Insgesamt lautet die Forderung der Arbeitnehmervertreter auf 11,6 Prozent. Binder betonte mehrmals, dass die Geschäfte in der Vergangenheit gut gelaufen sind. "Wir kämpfen um das Geld, das bereits am Konto der Firmen angekommen ist."

Vorarlberg: Streik bei Grass

In Vorarlberg wird am Dienstag bei der Firma Grass gestreikt. Rund 150 Mitarbeiter legen die Arbeit nieder. Die Produktion steht bis 14.00 Uhr komplett still. „Wir haben eine ganze Schicht abgestellt. Rund 150 Kollegen haben heute aus Protest gegenüber dem schändlichen Angebot der Arbeitgeber ihre Arbeit niedergelegt“, berichtet PRO-GE Landesvorsitzender und GRASS-Betriebsratsvorsitzender, Wolfgang Fritz.

„Nach wie vor ist die Arbeitgeberseite nicht bereit, zumindest ein Angebot für eine ordentliche Lohn- und Gehaltserhöhung vorzulegen. Das Angebot zeugt von Respektlosigkeit und Verantwortungslosigkeit gegenüber den Beschäftigten“, zeigt sich PRO-GE landesvorsitzender Wolfgang Fritz empört. Der Unmut und die Geschlossenheit unter den Beschäftigten sei enorm. Ob auch noch andere Firmen in Vorarlberg diese Woche streiken, ist noch unklar.

Streik bei Grass (c) VOL.AT/Mayer

Nachgebessertes Angebot für Arbeitnehmer zu gering

Die Arbeitgeberseite wurde und wird hingegen nicht müde, auf die eingetrübte aktuelle Situation und die vorerst schwachen weiteren Aussichten in einer herrschenden Rezession hinzuweisen. Ihr nachgebessertes Angebot für Lohn- und Gehaltserhöhungen fiel den Arbeitnehmervertretern mit durchschnittlich sechs Prozent weiter deutlich zu gering aus, erklärten die Gewerkschaften am Montagabend.

Die Arbeitgeber würden mit dem Angebot "Sand in die Augen streuen", so Binder Dienstagfrüh. Diese sprechen von sechs Prozent plus einer Einmalzahlung von 1.200 Euro netto. Das mache im Durchschnitt plus 8,2 Prozent und bei den untersten Einkommen bis zu 12 Prozent.

Eintägige Streiks in 200 Betrieben

Nun soll es bis 17. November vorerst in rund 200 Betrieben zu eintägigen Streiks kommen. Binder sagte, man schaue sich heute und am Mittwoch auch die KV-Gespräche weiterer Metallersparten - anderer Fachverbände, das "Hauptmatch" findet quasi in der Metalltechnischen Industrie mit 130.000 Mitarbeitenden statt - an. Das dortige Fortkommen wird das Vorgehen der Gewerkschaften mit beeinflussen.

Bei der deutschen Maschinenbaufirma Trumpf in Pasching in Oberösterreich mit dort insgesamt 830 Mitarbeitenden meldeten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Frühschicht dienstbereit, traten aber in den Streik. Am Firmeneingang waren zwei Streikposten stationiert. Arbeiterbetriebsratschef Alfred Sacher sagte dem ORF-Radio: "Die Stimmung ist sehr verärgert. Die Leute haben sich von den gestrigen Verhandlungen einiges erwartet, sind mit den Aufbesserungen der Arbeitgeber nicht einverstanden. Sie werden die Arbeit heute nicht aufnehmen. Der Streik geht bis 22 Uhr."

Angebot für Gewerkschaft "unakzeptabel"

Dass die Zeichen gestern von vornherein auf Streik gestanden seien, stellte Binder im Ö1-Gespräch in Abrede. "Wir haben sehr intensiv verhandelt, versucht ein akzeptables Angebot zu bekommen." Dass dieses dann "3,6 Prozent(punkte, Anm.) unter der Teuerungsrate" ausgefallen sei, sei "unmöglich, unakzeptabel". "Es ist absolut unfair der Arbeitgeber, Einmalzahlungen bei den Prozent anzurechnen. Das tun wir nicht." Einmal mehr wiederholte Binder, dass Einmalzahlungen "nur der Schnittlauch aufs Butterbrot" sein könnten.

Selber beharre man nicht auf 11,6 Prozent. Das sei eine faire Forderung aus rollierender Inflation und der guten wirtschaftlichen Phase der Vergangenheit.

Die Vertreter der Metalltechnische Industrie bezeichneten die Vorgangsweise der Gewerkschaften schon in der Nacht zum Dienstag als "verantwortungslos und unverhältnismäßig".

(APA)

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