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Metaller erwarten zähes Ringen um Kollektivlohn

Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, geht von schwierigen Verhandlungen aus.
Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, geht von schwierigen Verhandlungen aus. ©APA, VOL.AT
Joachim Mangard (VOL.AT) joachim.mangard@russmedia.com
Bereits im Vorfeld fordert die Gewerkschaft eine deutliche Reallohnerhöhung in der Metallerbranche. Vor dem Verhandlungsstart am Donnerstag sprach VOL.AT mit Arbeitgeber-Obmann Christian Knill.

Auftakt für einen heißen Verhandlungsherbst: Am Donnerstag starten die Gespräche für die Kollektivverträge, den Auftakt bestreitet traditionell die metallverarbeitende Branche. Trotz voller Auftragsbücher und guter Prognosen sieht sich die Industrie mit Lieferengpässen und Materialverknappung konfrontiert. Deswegen dämpft Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie und neben Johannes Collini Verhandler aufseiten der Arbeitgeber, im VOL.AT-Interview die Erwartungen: "Wir sind heuer auf einem guten Weg, das entstandene Minus wieder auszugleichen. Die Prognosen sprechen von einem Wachstum von 9 Prozent. Die Auftragslage ist gut, leider herrscht aber immer noch viel Unsicherheit am Markt. Einerseits kämpfen wir immer noch mit der Pandemie, andererseits sind die Rohstoffpreise gestiegen und es herrscht Materialknappheit."

"Werden einen fairen
Abschluss verhandeln"

"Wir werden auch heuer wieder einen fairen Abschluss verhandeln, unsere Branche kann mit einem hohen Lohnniveau aufwarten. Trotzdem gilt es, mit Augenmaß in die Verhandlungen zu gehen, was angesichts der angekündigten Forderungen vonseiten der Gewerkschaft sicher nicht einfach wird", führt der Branchenobmann weiter aus. Höchste Priorität bestehe vor allem darin, den Personalstand aufrechtzuerhalten, um trotz schwieriger Situation die Fachkräfte weiterhin beschäftigen zu können: "Auch wenn es wieder aufwärts geht, müssen wir am Boden bleiben und besonnen verhandeln."

Metaller: "Heuer muss es tscheppern in der Geldtasche!"

Für PRO-GE Landesvorsitzenden Wolfgang Fritz ist zum Start der Metaller Lohnverhandlungen klar: "Heuer muss es tscheppern!"

"Wir haben ein außerordentlich gutes Wirtschaftswachstum und übervolle Auftragsbücher. Die ArbeitgeberInnen verdienen ordentlich und jetzt geht es darum, dass auch die Beschäftigten etwas davon haben", fordert der Landesvorsitzende der PRO-GE, Wolfgang Fritz, vor dem Verhandlungsstart eine kräftige Lohn- und Gehaltserhöhung für die rund 190.000 Beschäftigten in der österreichischen Metallindustrie. Morgen ist Auftakt der Kollektivvertragsverhandlungen zwischen den Sozialpartnern, wobei die Metaller traditionell den Auftakt machen. Das Ergebnis ist wie immer richtungsweisend für alle anderen Branchen. Im vorigen Jahr waren die Gewerkschafter aufgrund der Coronakrise beim Abschluss sehr verantwortungsvoll. "Jetzt angesichts des Wirtschaftsbooms ist aber Schluss mit der Zurückhaltung", stellt Fritz klar. "Heuer muss es tscheppern in der Geldtasche der Beschäftigten!"

Forderung nach Reallohnerhöhung

Die Forderung der ArbeitnehmerverhandlerInnen ist unmissverständlich: "Wir wollen heuer eine außergewöhnliche Reallohnerhöhung für die Beschäftigten haben", erklärt Fritz. Die WirtschaftsforscherInnen geben der Gewerkschaft dabei recht, schon aufgrund der hohen Inflation. Wie hoch die Lohn- und Gehaltserhöhung ausfallen soll, wird morgen nach der Übergabe der Forderungen der Gewerkschaften PRO-GE und GPA an die ArbeitgebervertreterInnen der Metallindustrie in der Wirtschaftskammer bekannt gegeben. "Wir wollen eine Lohnerhöhung, die die Menschen auch ordentlich spüren", kann Fritz vorab verraten. "Heuer muss es krachen!"

Vorarlberg: 13.000 Beschäftigte
in der Branche

Dem Wunsch der ArbeitgebervertreterInnen nach "Zurückhaltung" erteilt Fritz eine klare Absage. "Im Pandemiejahr 2020 waren wir aus Rücksicht auf die unsichere Lage sehr verantwortungsvoll. Heuer sind die Voraussetzungen aber gänzlich andere. Der Wirtschaftsmotor brummt – gerade auch in Vorarlberg. Die Auftragsbücher sind voll, die Unternehmen machen ordentlich Umsatz." Laut Wirtschaftsforschern soll die Produktivität in der Warenherstellung um 3,3 Prozent steigen. Für Fritz ist deshalb einmal mehr klar: "Es ist Zeit für einen kräftigen Reallohnzuwachs!" Vergangenes Jahr wurde in nur einer Verhandlungsrunde ein Abschluss auf Höhe der damaligen Jahresinflation von 1,4 Prozent erzielt. Heuer liegt die durchschnittliche Preissteigerung zu Verhandlungsstart bereits bei 1,9 Prozent. Relevant für die Verhandlungen ist zudem der Produktivitätszuwachs. Fritz stellt sich auf lange Verhandlungen ein. "Wir sind top motiviert und haben genug Ausdauer, um für die Beschäftigten ordentlich etwas herauszuholen", kündigt der PRO-GE Landesvorsitzende an. In Vorarlberg arbeiten rund 13.000 Menschen in der Metallbranche.

(VOL.AT)

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