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Messner: "Emotionale Schuld"

"Das ist keine moralische Schuld sondern eine emotionale. Die Schuld besteht nur in dieser einen Frage: Warum habe ich es überlebt? Ich betrachte das als Ungerechtigkeit", meint Reinhold Messner.

So wird der Bergsteiger jedenfalls in einem Interview mit der Info-Illustrierten „News“ zum Tod seines Bruders vor 35 Jahren zitiert. Die Leiche des Bergsteigers war erst heuer gefunden worden.

„Das ist vergleichbar mit den Gewissensbissen jener Juden, die den Holocaust überlebt haben: Warum habe ich diese reine Hölle überlebt, und die anderen sind zu Millionen unter fürchterlichen Umständen gestorben? Im Grunde hätten mein Bruder und ich sterben müssen“, sagte der Südtiroler.

Gegenüber „News“ rechnet Messner mit Kritikern ab, die ihm Mitschuld am Tod seines Bruder vorwerfen: „Genauso wie diese Menschen mit mir haben es die Deutschen mit den Juden gemacht“, wurde er in einer Vorabmeldung vom Mittwoch zitiert. „Sie haben einfach jemanden an den Rand gestellt und gesagt, das ist ein Brudermörder, ein Mensch, der seinen Bruder aus Ehrgeiz geopfert hat, der selbst über die andere Seite abgestiegen ist und seinen Bruder über die Aufstiegsseite zurückgeschickt hat“, sagte Messner über andere Expeditionsteilnehmer, die ihm vorhielten, seinen Bruder aus Rekordgier seinem Schicksal überlassen zu haben.

„Diese selbst ernannten Schafsköpfe, die das behauptet haben, werden jetzt vorgeführt wie arme Betrüger, Lügner und Verbrecher – denn auch Rufmord ist ein Verbrechen“, so Messner in der am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Blatts.

Günter Messner war im Juni 1970 nach der erfolgreichen Besteigung des Nanga Parbat (8.125m) über die Rupal-Flanke zu Tode gekommen. Um die Umstände war vor Jahren ein heftiger Streit zwischen Reinhold Messner und ehemaligen Bergkameraden entbrannt. Messner hatte die Kameraden beschuldigt, sie hätten nicht nach ihm und seinem Bruder gesucht, als die beiden nicht plangemäß vom Gipfel des Bergriesen zurückkamen.

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