Mercedes warnt: Verbrenner-Verbot könnten Markt kollabieren lassen

Die scharfe Kritik des Mercedes-Chefs stellt das europäische Klimaziel auf den Prüfstand.
Mercedes-Benz verzeichnete im ersten Halbjahr 2025 einen deutlichen Gewinneinbruch: Das Konzernergebnis sank im Vergleich zum Vorjahr um über 55 Prozent auf rund 2,7 Milliarden Euro. Konzernchef Ola Källenius äußerte sich im Interview mit dem „Handelsblatt“ offen zur aktuellen Lage und nannte dabei drei zentrale Herausforderungen für den Konzern.
Handelskonflikte, China-Druck und Emobilitätsprobleme
Källenius bezeichnete das wirtschaftliche Umfeld als extrem komplex. Einer der Hauptgründe für die Schwierigkeiten sei die Neuausrichtung der Handelsbeziehungen, insbesondere die erhöhten US-Zölle auf EU-Importe. Hinzu komme ein massiver Wettbewerbsdruck in China, wo über 100 Hersteller den Markt dominieren. Die Nachfrage im hochpreisigen Segment sei dort seit Jahren rückläufig.
Zudem habe sich die Transformation zur Elektromobilität als deutlich langsamer erwiesen als ursprünglich erwartet. Deshalb investiere Mercedes weiter parallel in verschiedene Antriebstechnologien – entgegen früherer strategischer Ansagen.
Kritik am EU-Verbrenner-Verbot ab 2035
Källenius kritisierte vor allem das von der EU beschlossene Verbot neuer Verbrenner ab 2035. Dieses sehe lediglich batterieelektrische und Wasserstofffahrzeuge vor. Der Konzernchef hält das für einen strategischen Fehler: „Das nützt dem Klima gar nichts“, sagte er. Als positives Beispiel nennt er China, das zwar stark auf E-Mobilität setzt, aber weiterhin verschiedene Antriebssysteme erlaubt – auch klassische Verbrenner.
Verbraucherwunsch statt Verbote
Die europäischen Regelungen seien zu starr, so Källenius. In den Jahren vor dem Verbot werde sich ein Großteil der Kunden noch einmal bewusst für einen Verbrenner entscheiden. Statt auf Zwang setze China auf steuerliche Anreize und günstige Ladeinfrastruktur – mit größerem Erfolg. Europa riskiere hingegen einen Markteinbruch.
Zukunftsstrategie mit Technologieoffenheit
Mercedes arbeitet laut Källenius weiter an der E-Offensive: Modelle wie der elektrische CLA und ein neuer GLC sollen den Wandel vorantreiben. Doch die aktuellen Margen seien bei Verbrennern noch deutlich höher. Mit einem spürbaren Erfolg der Elektromodelle rechnet der Konzern frühestens ab 2027.
Fragen und Antworten zum Verbrenner-Verbot
Was ist das geplante Verbrenner-Verbot der EU?
Die Europäische Union plant, ab dem Jahr 2035 keine neuen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren mehr zuzulassen. Dies ist Teil der Klimaziele der EU, um die CO2-Emissionen im Verkehrssektor drastisch zu reduzieren.
Warum kritisiert die Automobilindustrie das Verbrenner-Verbot?
Vertreter der Automobilindustrie, wie Mercedes-Chef Ola Källenius, warnen vor einem möglichen Kollaps des europäischen Automarktes. Sie befürchten eine unzureichende Ladeinfrastruktur, hohe Kosten für Verbraucher und einen Ansturm auf Verbrenner vor dem Stichtag, der den Klimazielen nicht dient. Sie fordern mehr Zeit und bessere Rahmenbedingungen für die E-Mobilität.
Sind Elektroautos für jeden praktikabel und erschwinglich?
Die Meinungen gehen hier auseinander. Während Befürworter die Umweltfreundlichkeit und langfristige Kosteneinsparungen hervorheben, bemängeln Kritiker die hohen Anschaffungskosten, die fehlende eigene Lademöglichkeit (z.B. in Mietwohnungen oder bei fehlender Photovoltaik) und die unzureichende öffentliche Ladeinfrastruktur als Hürden, die E-Autos für breite Bevölkerungsschichten unpraktikabel und zu teuer machen.
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