Seit sieben Jahren rollt die Trendmarke smart des Stuttgarter Autobauers DaimlerChrysler über die Straßen: Die kleinen Flitzer sollten das Image stärken und junge Leute begeistern, die später dann einen Mercedes kaufen. So jedenfalls sah die Strategie von Konzernchef Jürgen Schrempp aus, die bis heute nicht aufgegangen ist.
Gesamtbetriebsratsvorsitzender Erich Klemm versprach den Mitarbeitern, es werde nach sozialverträglichen Lösungen gesucht. DaimlerChrysler rechnet mit Sanierungskosten von bis zu 1,2 Mrd. Euro – damit kann der Konzern das selbst gesteckte Ziel, 2005 den operativen Konzerngewinn von 5,8 Mrd. Euro aus dem Vorjahr leicht zu steigern, nicht mehr erreichen.
Früheren Medienberichten zufolge soll DaimlerChrysler mit dem smart seit dem Start 1998 insgesamt bereits rund 2,6 Mrd. Euro kumulierten Verlust eingefahren haben. Schrempp und Cordes hatten dennoch immer wieder betont, an der Tochter festhalten zu wollen und auf die Substanz der Marke verwiesen. Die Autos sind gut, das Ergebnis ist schlecht, fasste Schrempp das Dilemma zusammen.
Das späte Großreinemachen bei smart passt ins Bild. Unmittelbar vor der Hauptversammlung am kommenden Mittwoch in Berlin präsentiert sich der Konzern einmal mehr als Dauerbaustelle. Dabei steht auch die Kernmarke Mercedes-Benz unter keinem guten Stern mehr. Staatsanwälte ermitteln wegen Betrugsvorwürfen, mangelnde Qualität führte im Vorjahr zu einem Gewinneinbruch und beim Absatz fährt man seit Jahresanfang Konkurrent BMW hinterher.
Am Donnerstag schockierte der Konzern dann mit dem Rückruf von weltweit 1,3 Millionen Fahrzeugen, der wieder mehrere hundert Millionen Euro verschlingen dürfte. Und es geht nicht nur um ältere Autos, sondern auch um aktuelle, in diesem Frühjahr produzierte Modelle. Cordes und Schrempp hatten zuletzt noch beteuert, die Mercedes-Werke hätten nun das höchste Qualitätsniveau aller Zeiten erreicht.
Dass der jahrzehntelange Partner Bosch wegen fehlerhafter Komponenten daran eine erhebliche Mitschuld trägt, interessiert an den Kapitalmärkten wenig. Die DaimlerChrysler-Aktie fiel am Freitag an das DAX-Ende, erste Analysten reagierten prompt auf die Gewinnwarnung. Die Münchner Privatbank Merck Finck reduzierte ihre Anlageempfehlung von Halten auf Verkaufen: Die smart-Sanierung werde teurer als erwartet, der Imageschaden bei Mercedes immer kräftiger.
Konzernchef Schrempp hätte sich sein zehnjähriges Jubiläum an der Spitze des nach Umsatz größten deutschen Unternehmens sicher anders vorgestellt: Auf der Hauptversammlung werden bis zu 10.000 Aktionäre den Mr. Shareholdervalue kritisch ausfragen, warum der schleichende Qualitätsverlust bei der wertvollsten Automarke der Welt und die dramatische Ertragsschwäche bei smart nicht früher angepackt worden sind.
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